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Vergeblicher Appell

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Der Tag mag beschrieben werden von Anfang an:

Bleibe bei den Wirklichkeiten, so lautet die Mahnung, auch wenn sie wie Gespenster sind, ebenso schrecklich und wirr. Denn der Drang nach Blütenketten ist vergeblich, zerstreut sind sie schon längst,

auf den Straßen wie nach Hochzeiten.

Gib nicht dem sanften Dunkel und seinen Spekulationen nach, denn sie ziehen in die schweigsame Traurigkeit hinein, so ohne Halt. Bleibt nur ein fieberhaftes Rot,

das Beruhigung will und die Weichheit von Federbüschen.

Alles wird wieder schreien, den ganzen Tag ein Lärm aus Häusern und Geschäften, und am Morgen die frühe Kälte in den Straßenbahnen und die salzigen, durchweichten Baguettes in den Auslagen;

und

so wird klar, unterwegs ist alles, irgendwohin, wenn auch nur auf ein Ende zu, wenn auch schon vergessen wie staubige Sofas.

Da will man stehenbleiben, eine Zahl sagen oder ein Gedicht zitieren, Abweichungen und Verzweigungen suchen oder banal werden, mit frisiertem Kopf,

wie ein Wellness-Denker.

Das ist der Tag mit seiner kühlen Atmosphäre, der ohne fragwürdige Gedichte auskommt, Befehle sucht und eine Beschreibung will vom Neuzeitlichen.

Das Überflüssige fällt nur dem Idioten ein, und die feindseligen Blicke richten sich auf ihn, weil er all die wertlosen Gedanken sieht und auf Teppiche kotzt,

wie ein Säufer. Jedoch, er ist real, sein Ohr ein eigener Körper, seine Worte philosophisch, als trage er Weisheiten umher, gerade er, mit seinen ungewaschenen Händen.

Der Abend roch nach Angebranntem.

Nicht vorstellbar waren die schläfrigen Dünste am Morgen. Die Nachtträume wurden melancholisch, dagegen half nur, sich etwas Weibliches zu erträumen, nackte Körper in Badehäusern, in diesen Stunden zwischen eins und drei, wenn sich nichts bewegt außer der Atem unter den Dächern.

Nachtaufnahme

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