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Isabels Löwe

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Wie unüberhörbar können Stimmen und Geräusche sein,

wie das Kratzen auf Blechen und grünen Tafeln!

Sie kommen von draußen her, als hätten sich die Dinge gegen den Morgen verschworen, sammeln Schreie und verstimmte Klaviere,

und

Worte gehen umher alten Stiefeln ähnlich, hörbar noch in Bienenwaben und Sand.

In den schläfrigen Augen der traurigen Isabel schlummert das Feuer des Nachts, in dem sie selbst war.

Erfasst von einer Wut führte sie ihren brüllenden Löwen spazieren, aggressiv und tötend, dann schweißgebadet und klebrig am Schluss.

Irgendjemand musste sterben, denn unter ihren schmerzvollen Haaren hatte sich etwas eingenistet,

das nach erfahrenen Beleidigungen und Kränkungen roch. Wie ein Stausee war sie, Isabel, gärend schließlich und angewidert von falschen Berührungen und Küssen.

Eine beschwerliche Passivität hatte sie neben Küchengeschirr und Staubsaugern alt gemacht.

Formlos und umhergetrieben war sie, zwischen Atemstößen keine Klänge mehr spürend. Doch da war ein Verlangen, sehr irdisch, nach Intensität und Gerechtigkeit: Den blanken Seelen darf nicht verziehen werden, rief sie, den schmierigen Dealern und Armeeröcken, den gleichgültigen Köpfen und Lügnern, den Fettwänsten, Frauenschändern und Mackern.

Keine Sanftheit legte sich auf die Stirn von Isabel, als die Nacht durch Wände kroch und sie schlafen wollte, so wie man eben schläft, schwer und etwas plump, um den Zorn nicht zu merken, die drängende Verzweiflung, da wenig Besseres ist und die Hände

zu klein.

Ich bin sind Worte, sie können bedeuten: Hier bin ich, immer noch, ohne schweigenden Mund,

gleich einem Aufstand gegen alles.

Denn war er nicht schon längst geplant, dieser schrille Laut, der herausplatzt aus dem immer unruhigen Blut?

Gute Isabel, ich verstehe dich.

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