Читать книгу Nachtaufnahme - Katrin Sell - Страница 13

In fremden Zimmern

Оглавление

Es ist ein Laufen in den Gängen des Hotels,

schmutzige Wäsche fällt auf Treppen und Fliesen,

viel Wohlgeruch und Essen, Schuhcreme und Kleider;

und in den Kellern, wo die Wassertiere leben,

weil auch sie ein Haus brauchen, gibt es Röhren

und Motoren und landet das zerschlagene weiße Frühstücksgeschirr. Kleine Augen gibt es auch,

die der verschlafenen Zimmermädchen; aber

vor allem gibt es Erzählungen hier, zurückgelassene

und erfundene, manche von wildem Geschmack,

andere einsam, wie die vom Mann, der Milchkannen sammelte oder von der Baronin in weiter Entfernung, mit mildem Puder zwischen den Fingern.

Es ist eine Abwesenheit in den Zimmern,

eine Verlassenheit, die sich in einem liegengebliebenen Schal zeigt oder in den toten Fliegen auf Fensterbänken;

und es ist zu viel von Reise und Müdigkeit in ihnen,

von Damenhaar,

von teuren Billetts für Opernhäusern und Schiffsfahrten.

Niemand lebt hier wirklich, nur ich verharre,

weil ich den Ton der Bewegung brauche, Luftspiele

und Parkanlagen und ein Äußeres, nicht bedrängend, vielmehr unbestimmt, mit Kinderhänden,

dass der harte Kopf einmal leicht wird, indem zerschlissene Tücher liegen und ein ausgeleierter Nerv.

Nur Fragen blieben dann: Wo sind die Astern und die Tropenfeuchte?

Meine Flucht über Balkone und Küchenböden,

jenseits der ewigen Verneinungen, geschah in der Nacht,

mit einem Koffer voll Andenken und Rührungen.

Den Schmerz aushalten, sagt ein Fieber, wenn auch nichts im Verborgenen läuft und nichts hinter der Welt zu suchen ist.

Ich blinde, wütende Reisende:

mein verödetes Wohnzimmer, indem Krüge und Verrat schwimmen und verlassene Blumen fallen,

indem ich Papier vernichte, von der Welt spreche,

in die ich die gefrorenen Augen erwecken will und das tote Tier, in die ich eintreten will, mit Girlanden und Tischschmuck und dem großen Kuss, der unbedingt

sein muss.

Es blieb eine Vorstellung, eingeschlossen in ein zugiges Zimmer mit zu viel alter Tapete und klammen Heizungsrohren. In meinen nassen Schuhen trage ich noch den Dunst einer gerechten Welt, die wie ein namenloser Fluss verschwand. Allein geblieben mit zerrauftem Haar und Zigaretten.

Und Ruhe jetzt und ein Duft.

Wer kennt noch das Ausatmen nach der großen Zerstörung?

Ich trete selten aus dem Zimmer meines Hotels,

mit meinen bequemen Schuhen und dem Komfort,

und möchte sprechen: Seht, wie die Dinge sind:

die verdrahteten Rosen und der niederstürzende Tag.

Doch warum davon schreiben, wenn man nicht muss?

Nachtaufnahme

Подняться наверх