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1 Das Treffen in der Bank

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Bereits vor Thomas’ Ankunft war eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich meiner Reise auf die Bahamas entstanden, denn meine finanzielle Lage erwies sich plötzlich als ziemlich prekär. Als ich gerade nach Dratford fahren wollte, um Einkäufe zu erledigen, erhielt ich einen Anruf meines neuen Bankbetreuers Mr Hollerby, der zwar nicht von einer Katastrophe sprechen wollte, doch ich hörte seiner Stimme an, daß etwas faul war.

Aus irgendeinem Grund öffnete ich beide Glastüren gleichzeitig, der Luftstrom hob leicht meine Frisur, in einer Hand hielt ich meine Krokodillederhandtasche. Unter den zahlreichen Kunden und Bankangestellten erblickte ich einen jungen Mann, der Mr Hollerby sein mußte. Ich zögerte ein wenig, doch der junge Mann ging im nächsten Moment auf mich zu und stellte sich vor. Zu diesem Zeitpunkt war ich immer noch von einem Routinetreffen ausgegangen und hegte deshalb auch keinen Verdacht, als mich Mr Hollerby in einen abseits gelegenen, diskreten Raum bat; ich war immer noch nicht alarmiert, als er sich mir gegenübersetzte und mich mit sonderbarem Ernst anblickte.

Doch dann senkte er den Kopf und spähte über die Brillenkante.

»Sind Sie sich eigentlich über Ihre wirtschaftliche Lage im klaren, Mrs Darting?«

»Wenn ich einen Überblick über meine Finanzen hätte, Mr Hollerby, worüber sollte ich dann mit Ihnen reden?« entgegnete ich freundlich.

Der junge Mann hatte mich vor den Kopf gestoßen.

»Ihre finanzielle Situation hat sich erheblich verändert, seit Ihr Mann Sie verlassen hat. Sie könnten sehr leicht in Schwierigkeiten geraten, Mrs Darting, wenn ich mich so ausdrücken darf.«

»Schwierigkeiten, Mr Hollerby?«

Ich betonte das Wort, als hätte ich es gerade in einer unaufgeräumten Schublade gefunden.

»Schauen Sie, Mrs Darting«, er zeigte mir eine Aufstellung, »die Verluste beginnen hier.«

Ich straffte meinen Rücken und lehnte mich etwas vor, sah auf mein Kleid hinunter und entdeckte einen Fleck.

Mr Hollerby fuhr fort:

»Das größte Problem sind Ihre Investitionen. Sie haben sehr einseitig investiert, Mrs Darting, äußerst riskant.«

Ich schwieg immer noch. Meine Augen ließen sich vom Schlips des jungen Mannes gefangennehmen. Er war nicht nur von lausiger Qualität, sondern auch überaus häßlich. Tatsächlich untergrub der Schlips nach und nach mein Vertrauen zu Mr Hollerby.

»Ihr Vermögen hat sich beträchtlich vermindert«, fügte er hinzu.

Plötzlich änderte sich sein Tonfall.

»Natürlich bin ich empört darüber, Mrs Darting, daß die Bank solch leichtsinnige Investitionen überhaupt zugelassen hat. Bei Ihrer Finanzlage hätte ich ein so hohes Risiko niemals befürwortet. Als ich die Betreuung Ihres Vermögens übernahm, war ich zunächst fassungslos, daß Mr Farsom es nicht einmal für nötig befunden hatte, Sie auf die fortlaufenden Verluste aufmerksam zu machen. Er hat inzwischen die Abteilung gewechselt. Sie sind alte Freunde?«

»Ja, Mr Hollerby, das sind wir.«

Mr Hollerby richtete seinen Schlips.

»Sie können die Unterlagen selbstverständlich mit nach Hause nehmen, um sie in Ruhe durchzugehen. Vielleicht sollten wir einen zweiten Termin …«

»Ich glaube, das wird nicht nötig sein, Mr Hollerby.« Eine Eingebung ließ mich hinzufügen:

»Sind Sie neu hier, oder bin ich Ihnen durch Zufall noch nicht begegnet?«

»Ich bin neu hier, Mrs Darting. Aber wenn ich Ihnen in irgendeiner Form behilflich sein kann … sollte es Einzelheiten geben, die Ihnen noch nicht völlig klar …«

Mir wurde schwindelig.

»Das ist sehr freundlich. Danke.«

Der junge Mann begleitete mich hinaus und öffnete mir galant beide Glastüren. Er konnte das Lächeln einfach nicht lassen.

Ich fand Vincent im Garten. Er beschnitt gerade seinen geliebten Weißdorn.

»Es kann sein«, sagte ich und betrachtete die Zweige, die er bereits abgeschnitten hatte, »daß ich unsere Reise auf die Bahamas absagen muß.«

Er war die Leiter hinaufgeklettert; ich sprach in seinen Rücken.

»Was sagst du?«

Er drehte den Kopf. Sein Haar fiel ihm vor ein Auge, das andere schaute mich an und leuchtete wie Glas. Es glich einem Glasauge.

»Ich komme gerade von einem Gespräch mit meiner Bank«, sagte ich. »Ich habe große Verluste gemacht.«

Ein weiterer Zweig fiel neben die anderen auf den Boden, bevor er hinunterkletterte.

Er stand neben mir und betrachtete die kleinen Knospen eines Zweiges.

»Aber wir haben doch schon unsere Tickets. Was ist eigentlich passiert?«

Er schaute mich forschend an.

»Ich habe wohl etwas leichtsinnig investiert«, sagte ich. Vermutlich klang ich nicht besonders schuldbewußt. Ich folgte Vincents Blick und sah, daß die Hälfte der Krone schon ausgedünnt war.

Das grüne Auge

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