Читать книгу 711 n. Chr. – Muslime in Europa! - Kay Peter Jankrift - Страница 12
»... den Ungläubigen gegenüber heftig«
ОглавлениеMekka, Frühjahr 628. »Mohammed ist der Gesandte Gottes. Und diejenigen, die mit ihm gläubig sind, sind den Ungläubigen gegenüber heftig, unter sich aber mitfühlend«, heißt es im Koran (Sure 48:29). Klarer denn je spricht aus diesen Worten das Selbstverständnis Mohammeds. Ebenso deutlich wird der Auftrag für seine Anhängerschaft. Sechs Jahre waren seit seiner Auswanderung vergangen. Nun hielt der Prophet die Zeit für gekommen, den mächtigen Vertretern der Quraisch gegenüberzutreten, die für sein Exil die Verantwortung trugen. An der Seite seiner getreuesten Gefährten begab sich Mohammed im März des Jahres 628 nach Mekka. Er wollte ein öffentliches Zeichen setzten und die kleine Pilgerfahrt zum Heiligtum der Kaaba, die sogenannte umra, vollziehen. Noch aber hatten die Mekkaner die Mittel, diese Demonstration des neuen Glaubens wirksam zu verhindern und Mohammed in die Schranken zu weisen. Ohne den heiligen Bezirk betreten zu haben, musste er mit seinen Widersachern in al-Hudaibiya verhandeln.
Mohammed schloss mit den Quraisch einen Vertrag. Damit akzeptierten seine alten Gegner den ungebetenen Heimkehrer nun zwar als weltlichen Anführer, verweigerten ihm jedoch die Anerkennung als Prophet. Der Vertrag von al-Hudaibiya sah zunächst einen Waffenstillstand zwischen den verfeindeten Parteien vor, verbunden mit gegenseitigen Sicherheitsgarantien. So verpflichteten sich die Quraisch, Anhänger Mohammeds bei ihrer künftigen Pilgerfahrt nach Mekka nicht zu behelligen. Gleiches sollte für Händler gelten, die auf den Karawanenrouten gen Süden in den heutigen Jemen reisten, um dort vor allem Weihrauch einzukaufen. Im Gegenzug sicherte Mohammed zu, Überfälle auf Karawanen der Quraisch künftig zu unterlassen. Konnte er all das als Kompromiss in beiderseitigem Interesse akzeptieren, dürfte er den weiteren Forderungen der Quraisch nur zähneknirschend zugestimmt haben. So waren laut Vertrag Anhänger des neuen Glaubens, die ohne Zustimmung ihrer Herren nach Yatrib geflohen waren, an die Mekkaner auszuliefern. Nicht genug damit, mussten Mohammed und seine Begleiter auf die Durchführung der umra verzichten. Erst im kommenden Jahr wollten die Mekkaner die Pilgerfahrt erlauben. Obwohl die islamische Geschichtsschreibung den Vertragsabschluss von al-Hudaibiya später als Erfolg Mohammeds bewertete, scheinen angesichts der Bestimmungen noch immer die Quraisch den Ton angegeben zu haben. Dafür spricht nicht zuletzt, dass im überlieferten Vertragstext keinerlei islamische Formeln auftauchen.
Der Rückschlag entmutigte Mohammed keineswegs, im Gegenteil: Während der kommenden Monate bereitete Mohammed den Boden für die militärische Machtübernahme in Mekka. Zunächst traf es den jüdischen Stamm der Banu an-Nadir, der in der Oase Khaibar ansässig war. Nach seiner Unterwerfung durch die Muslime hatte sich dieser zur Zahlung hoher Tribute an die Sieger verpflichtet. Der Reichtum der Banu an-Nadir gründete sich auf Datteln. Für die Erlaubnis, den Anbau von Dattelpalmen fortzuführen, forderten die Anhänger Mohammeds die Hälfte des Ernteertrags; der Löwenanteil ging an den Propheten selbst. Als die Banu an-Nadir sich weigerten, ihren Verpflichtungen nachzukommen, gingen die Muslime gewaltsam gegen den jüdischen Stamm vor. Die Krieger Mohammeds besetzten die Oase. Wer mit dem Leben davonkam, floh. Mit der Vertreibung der Banu an-Nadir war es dem Propheten gelungen, eine weitere Gruppe möglicher Unruhestifter im Inneren zu beseitigen. Etwa zur gleichen Zeit bekehrten sich einige einflussreiche Familien in Mekka zum neuen Glauben. Die Zeit für einen Machtwechsel war gekommen.