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Tariq, der »Morgenstern«

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Ceuta, Nordafrika, im Frühjahr 711. Tariq ibn Ziyad erhebt sich vom Morgengebet. Mit besonderem Eifer hatte der Heerführer heute seinen Gott angerufen. Allah würde ihm den Sieg über die Ungläubigen jenseits des Meeres schenken. Hatte er nicht seit den Tagen des Propheten, gepriesen sei er, die Muslime von einem Triumph zum nächsten geführt? Tariqs Blick wandert hinüber zu der gewaltigen Flotte, die zum Aufbruch bereit bei Ceuta vor Anker liegt. Knapp zwei Jahrzehnte vor seiner Geburt, im Jahre 655, hatten die Krieger Allahs den stolzen Byzantinern bei der lykischen Hafenstadt Phoinix eine empfindliche Niederlage beigebracht. Konstantinopel hatte vorübergehend die angestammte Vorherrschaft zur See verloren und begriffen, dass die Söhne der Wüste nicht nur ihre Kamele und Pferde, sondern auch Schiffe zu lenken vermochten. Wenig später wurde der Erfolg in dieser »Schlacht der Masten«, wie der persische Geschichtsschreiber at-Tabari (839–923) den Waffengang auf dem Meer nannte, durch die Eroberung der Insel Rhodos gekrönt.

Bei diesem Gedanken huscht ein kurzes Lächeln über das sonnengegerbte Gesicht des drahtigen Berbers. Graue Strähnen haben sich in seinen vollen Bart und sein Haar gemischt. Er zählt nun etwas mehr als vierzig Jahre. Wie alt er genau ist, weiß er nicht. Zeit spielt in seiner Lebenswelt keine große Rolle. Überhaupt ist es noch nicht lange her, dass die nordafrikanischen Berber sich dem Ansturm der Muslime entgegengestellt hatten. Nur zögerlich hatten sie den neuen Glauben angenommen, den die Eroberer mitbrachten. Auch Tariq, dessen arabischer Name »der Morgenstern« bedeutet, war nicht als Muslim geboren worden. Wirklich gefestigt war der Islam im Westen Nordafrikas noch immer nicht. Allerdings ermöglichte unter den neuen Machthabern nur eine Konversion den Aufstieg und eine uneingeschränkte Teilnahme am öffentlichen Leben. Nie wäre er Feldherr oder gar Herr von Tanger geworden, hätte er die Zeichen der Zeit nicht richtig erkannt. Tariq erinnert sich sehr gut an die vielen Geschichten über die muslimischen Eroberungen, von denen ihm sein Vater erzählt hatte und von denen er nun seinen Kindern erzählte. Die Anhänger des Propheten Mohammed verstanden ihren Eroberungszug als göttlichen Auftrag. Ihre Mission bezeichneten sie deshalb als »Öffnung der Länder« für den neuen Glauben. Angefangen hatte alles in Mekka, einer Oasenstadt im Herzen der Arabischen Halbinsel, Tausende von Kilometern von Marokko entfernt.

711 n. Chr. – Muslime in Europa!

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