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Die Kirche in der Moschee

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»Hier hat man etwas erbaut, was man überall hätte erbauen können, aber etwas zerstört, was einmalig gewesen ist«, soll Kaiser Karl V. voll Reue gesagt haben, als er zum ersten Mal die Kathedrale von Córdoba besuchte. Er selbst hatte den Bau des Gotteshauses inmitten der prächtigen Moschee befohlen, die im Jahre 785 durch den Omaijaden-Emir Abd ar-Rachman I. errichtet worden war. Noch immer dominieren die islamischen Elemente das einzigartige Bauwerk, das wie die umliegende Altstadt seit 1984 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

Nahezu überall in Spanien und Portugal stößt man auf die Spuren der rund achthundertjährigen muslimischen Herrschaft über weite Teil der Iberischen Halbinsel. Vielerorts findet der Besucher noch immer die Reste mehr oder weniger großer Befestigungsanlagen, zu Kirchen umgebaute Moscheen und eindrucksvolle Zeugnisse des orientalischen Baustils. Sie sind der steinerne Beweis für Europas islamisches Erbe. Nach dem Sieg über die letzte muslimische Bastion auf der Iberischen Halbinsel, Granada, und der Vertreibung der Muslime und Juden im Jahre 1492 hat man sich lange Zeit schwergetan, dieses Erbe anzunehmen. Trotz mancher Versuche – von den blutigen Verfolgungen der Inquisition im 16. Jahrhundert und dem fanatischen Versuch einer limpieza de sangre, einer »Reinigung des Blutes«, bis zu den Auswüchsen nationalistischer Geschichtsinterpretationen im 20. Jahrhundert – ist es nicht gelungen, die orientalischen Wurzeln aus dem Fleisch zu schneiden. Ob oder inwieweit der Islam heute zu Europa gehört, wird angesichts der Realitäten gegenwärtiger Zuwanderung aus der islamischen Welt und der geplanten Aufnahme der Türkei in die EU heftig diskutiert. Nicht alle mögen die Einschätzung des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff teilen, dass der Islam inzwischen zu Deutschland gehöre. Unbestreitbar ist jedoch das historische Faktum, dass der Islam nicht nur zu Europa gehört, sondern sich seit der muslimischen Invasion auf der Iberischen Halbinsel im Frühjahr 711 jahrhundertelang auch auf die Entwicklung des Abendlandes ausgewirkt hat. Die mittelalterliche Gesellschaft wurde auf einen Schlag damit konfrontiert, dass ein weiterer Glaube die Weltbühne betreten hatte. Für die Geistlichkeit stellte sich die Frage, wie die Anhänger Mohammeds einzuordnen seien. Die Christen bildeten die Mehrheit, die gegenüber einer jüdischen Minderheit für sich in Anspruch nahm, ein »Neues« Testament empfangen zu haben. Die Muslime aber sahen sich auf der höchsten Offenbarungsstufe. Nicht genug damit, stellten sie auch eine dauerhafte militärische Bedrohung dar. Mit der Invasion des Jahres 711 standen die Krieger Allahs zugleich an zwei Fronten: Im Osten bedrängten sie Byzanz, das altehrwürdige Ostrom, im Westen waren sie zu unbequemen Nachbarn des Frankenreiches geworden. Doch die Muslime brachten nicht nur den Krieg.

711 n. Chr. – Muslime in Europa!

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