Читать книгу 711 n. Chr. – Muslime in Europa! - Kay Peter Jankrift - Страница 16

Sturm über der Wüste

Оглавление

Syrien, Herbst 633. Ungeachtet der Spaltung, welche die Gemeinschaft der Gläubigen, die umma, schon bald nach dem Tod Mohammeds erlebte, ging die muslimische Expansion unaufhaltsam weiter. Der Gegner leistete jedoch deutlich mehr Widerstand als erwartet. Abu Bakr war mit einem starken Heer nach Norden aufgebrochen und ins Byzantinische Reich nach Syrien vorgestoßen. An ihrer gottgewollten Mission hegten die Muslime keinerlei Zweifel. Ziel des Feldzugs war es, so große Gebiete wie möglich zu erobern, um dem Glauben an Allah und seinen Propheten gleichsam das Tor zu öffnen. Unter der programmatischen Bezeichnung »die Öffnung«, futuh, ging der schier unersättliche Expansionshunger der Wüstenkrieger in die islamische Geschichte ein. Nun, mehr als ein Jahr nach dem Tod des Propheten, war noch nicht abzusehen, welch beispiellose Triumphe den Anhängern des neuen Glaubens beschieden sein würden. Nichts deutete darauf hin, dass die Muslime binnen Kurzem ein Weltreich errichten würden.

Die ersten bewaffneten Zusammenstöße mit dem Feind verliefen alles andere als vielversprechend. Abu Bakr, der treue Weggefährte des Propheten, erinnerte sich noch gut daran, wie die Byzantiner das muslimische Heer vor kaum vier Jahren zurückgeschlagen hatten. Jetzt war es kaum anders. Zwar gelang es dem Kalifen, kleinere byzantinische Verbände zu schlagen, doch es kostete viel Mühe. Er sah sich sogar gezwungen, seinen Feldherrn Halid ibn al-Walid, der im Süden des heutigen Iraks operierte, auf raschen Entsatz zu drängen. Nun erst vermochte er die vor Ort stationierten byzantinischen Truppen in die Knie zu zwingen. Der Entlastungsangriff von Kaiser Herakleios kam zu spät. Bei Adschnadain schlugen die Muslime am 30. Juli 634 das kaiserliche Heer. Unter Führung von Halid ibn al-Walid und Amr ibn al-As bahnten sie sich ihren Weg weiter in das Landesinnere. Kaum einen Monat nach dem Sieg über die Byzantiner, im August, starb Abu Bakr in Medina. Er fand seine letzte Ruhe an der Seite des Propheten.

Unter der Herrschaft des zweiten Kalifen, Omar (gest. 644), wurde die muslimische Expansion vorangetrieben. Nach der Niederlage der Byzantiner bei Adschnadain waren die syrischen Städte den Muslimen weitgehend schutzlos ausgeliefert. Nach längerer Belagerung fiel Damaskus. Am 20. August 636 standen sich in der schwülen Hitze des levantinischen Sommers ein großes byzantinisches Heer und die muslimischen Truppen am Fluss Yarmuk gegenüber. Obwohl zahlenmäßig weit überlegen, waren die Voraussetzungen für einen Kampf auf Seiten der Byzantiner denkbar schlecht: Der lange Marsch hatte seine Spuren hinterlassen; hinzu kamen strategische Fehler, Resultat von Streitigkeiten unter den byzantinischen Offizieren. Ein weiteres internes Problem stellte offenbar die sprachliche Verständigung untereinander dar, da die Truppen aus verschiedenen Völkerschaften des Großreiches zusammengewürfelt waren. Die muslimischen Krieger hingegen sprachen allesamt Arabisch und verstanden somit die Befehle ihrer Kommandeure. Die geschickten Reiter aus der Wüste setzten vom Rücken ihrer wendigen Pferde aus den Byzantinern schwer zu. Nach zähem Ringen obsiegten sie am Ende. Als sie kurz danach in der Ebene zwischen Damaskus und Emesa erneut ein kaiserliches Heer bezwangen, war Syrien für Ostrom verloren. Herakleios, der dem Ansturm nichts mehr entgegenzusetzen hatte, zog seine Truppen nach Kleinasien zurück. Die längerfristigen Konsequenzen waren schmerzlicher als jeder Gebietsverlust: Jerusalem, die heiligste Stadt der Juden und Christen, fiel 638 in die Hände der Muslime. Über dem Grab Christi wehte nun das schwarze Banner des Propheten.

711 n. Chr. – Muslime in Europa!

Подняться наверх