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Epilog: das Zeugnis eines Säkularisten

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Im Jahre 1890 hat der Anthropologe James Frazer aus Cambridge die erste Ausgabe von The Golden Bough – „Der goldene Zweig“ veröffentlicht, einem der Klassiker der vergleichenden Religionswissenschaft. Er sah den Triumph der Wissenschaft kommen, und dementsprechend dachte er an den Untergang der Religion, und sein Buch war zum großen Teil ein Kompendium dessen, was er für Aberglauben und falschen Glauben hielt. Einer literarischen Blüte am Zweig konnte er aber nicht widerstehen, und der letzte Absatz seines zwölfbändigen Werks lautet so:

Noch einmal nehmen wir die Straße nach Nemi. Es ist Abend, und als wir die lange Steigung der Via Appia zu den Albaner Bergen hinaufgehen, schauen wir zurück und sehen den Himmel rot im Sonnenuntergang, mit dem goldenen Kranz, der wie die Aureole eines sterbenden Heiligen über Rom liegt und die Peterskirche mit einem Feuerkamm berührt. Dieser einmalige Anblick kann niemals vergessen werden, aber als wir uns abwenden und unseren immer finsterer werdenden Weg den Berg hinauf nehmen, kommen wir doch noch bis nach Nemi und schauen hinunter auf den See in seiner tiefen Mulde, der in den abendlichen Schatten beinahe verschwindet. Der Ort hat sich wohl verändert, aber nur wenig, seitdem Diana die Verehrung ihrer Anbeter im heiligen Hain empfing. Der Tempel der Waldgöttin ist in der Tat verschwunden, und der König der Wälder steht nicht länger Wache über dem Goldenen Zweig. Aber Nemis Wälder sind immer noch grün, und als über ihnen im Westen die Sonne untergeht, kommt, vom Winde getrieben, zu uns der Klang der Kirchenglocken von Aricia herüber, die das Angelus läuten, Ave Maria! Süß und feierlich läuten sie aus der fernen Stadt herüber und sterben allmählich über die weiten Sümpfe der Campagna. Le roi est mort, vie le roi! Ave Maria!

(James Frazer, Der Goldene Zweig, S.856)

Sogar der Apostel des Säkularismus war, dies ist ganz eindeutig, nicht immun gegenüber dem Gefühl für die Götter.

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