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Zum Wohle der tierischen Freunde: Zwischen Hundeliebe und Kuhkonsum

Eigentlich ist mein ganzes Buch dem Tierschutz gewidmet. Denn in meinen Augen gehört dazu nicht nur, dass man ab und an für bedürftige Tiere spendet. Der Tierschutz fängt im Futternapf der Haustiere an. Oder sogar schon im Stall der Nutztiere, die später im Futternapf landen. Tierschutz heißt auch: schonende, nach Möglichkeit chemiefreie Behandlung im Krankheitsfall, naturbelassene Pflegemittel oder unbedenkliches Zubehör, mit dem der Hund in Berührung kommt.


Das ewige Dilemma

Tierschutz ist extrem vielschichtig, weil wir – wie es Melanie Joy treffend formuliert – "Hunde lieben, Schweine essen und Kühe tragen" und den Widerspruch meist erfolgreich ausblenden.2 Doch er existiert. Die Nutztiere, die später in dem Napf unserer ach so geliebten Hunde landen, verdienen ebenfalls Respekt und ewige Dankbarkeit. Viele Tierschutzorganisationen greifen diesen Widerspruch auf und plädieren für vegetarische oder vegane Ernährung, wie etwa die PETA, die Albert Schweitzer Stiftung oder die SOKO Tierschutz. Die wenigsten Tierhalter würden in der Konsequenz für ihren Hund einen veganen Lebensstil wählen. Trotz des Schicksals der Nutztiere argumentieren Tierhalter mit der artgerechten Ernährung der so genannten Carnivoren (Fleischfresser). Ich gehöre auch dazu, bin allerdings überzeugt, dass auch moderate Mengen von hochwertigem Fleisch im Hundenapf langfristig eine Verbesserung für die Nutztiere nach sich ziehen. Vorausgesetzt, mehr Menschen reflektieren ihr Konsumverhalten. Und vorausgesetzt, die Politik macht mit. Die Massentierhaltung in der heutigen Form gehört jedenfalls schnellstens verboten. Nicht nur im Interesse der Nutztiere, sondern auch zum Wohle der Menschen (und ihrer Haustiere), die dadurch vor ungesunden Zusätzen, die im Billigfleisch vorhanden sind, und klimaschädlichen Auswirkungen der ausbeuterischen Landwirtschaft verschont werden.

Weltweiter Fleischkonsum steigt

Der Fleischkonsum in Deutschland fällt seit einigen Jahren. Die positive Entwicklung ändert aber leider nichts an der Zahl der Tierschlachtungen, weil das überschüssige Fleisch exportiert wird: In Ländern wie China oder Brasilien konsumieren die Menschen im Zuge ihres steigenden Wohlstands nicht nur selbst mehr Fleisch, sondern halten auch mehr Haustiere, die ebenso Fleisch bzw. viel mehr fleischbasiertes Futter bekommen. Noch ist der Trend zu mehr Fleisch global unaufhaltsam. Doch gibt es Zeichen, die auch in eine andere Richtung weisen.

Gut für die Seele

Aktuell haben 44 Prozent aller deutschen Haushalte einen tierischen Mitbewohner. Das wirkt sich aufs Gemüt aus – und zwar äußerst positiv, besonders im Falle der Hundehalter. Zahlreichen Untersuchungen zufolge fördern Hunde soziale Kontakte3, lindern Stresssymptome4 und beruhigen. Menschen mit Tieren haben einen niedrigeren Blutdruck im Vergleich zu Menschen unter ähnlichen Lebensumständen ohne Tierkontakt5. Hundehalter leiden zudem seltener an saisonal bedingten Depressionen, dem sogenannten "Winter-Blues". Chronisch kranke oder frisch operierte Menschen, die einen Hund an ihrer Seite haben, sind entspannter, spüren weniger Schmerzen und benötigen weniger Medikamente. Das Beobachten von Tieren, Streicheln und Körperkontakt zu ihnen bauen Aggressionen ab. Tierkontakt wirkt auch angstmindernd, vor allem Hunde reduzieren Ängste bei Menschen. Regelmäßige Bewegung mit dem Tier beugt Übergewicht vor, unterstützt das Immunsystem und senkt Cholesterinwerte. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit aus. Laut der Heimtierstudie6 der Universität Göttingen erspart die Hundehaltung dem deutschen Gesundheitswesen jährlich 1,5 bis 3 Milliarden Euro. Unter diesem Gesichtspunkt bieten Hunde die beste Grundlage, um positiv gestärkt und im Einklang mit der Natur zu leben – sie machen uns jedenfalls leicht, auf grünen Wegen unterwegs zu sein. Eigentlich.

Schlecht fürs Klima

Bei den unumstrittenen Vorteilen der Haustierhaltung und ihrer positiven Auswirkung auf die menschliche Psyche darf aber fairerweise auch die Tatsache nicht verschwiegen werden, dass Hunde (und Katzen) mit ihrer fleischhaltigen Nahrung einen beträchtlichen Treibhausgas-Ausstoß verursachen. Die Umweltfolgen einer fleischbasierten Ernährung sind weitaus größer als die einer pflanzlichen, weil für die Produktion mehr Fläche, mehr Energie und mehr Wasser benötigt werden. Auch Faktoren wie Bodenerosion, Pestizideinsatz und Abfallmenge spielen eine Rolle. Laut einer US-Analyse7 hat der Fleischkonsum von Haustieren, die in 70 Prozent aller amerikanischen Haushalte gehalten werden, 64 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich zur Folge, allein in den USA. Soviel beträgt die Klimabilanz8 – also der hinterlassene CO2-Fußabdruck – aller Einwohner von Berlin und Hamburg. Doch nicht nur die Futterproduktion, sondern auch die Abfallbeseitigung wirken sich negativ auf die Ökobilanz aus, schließlich muss das, was an Futter hineingeht, auch wieder hinaus: Geht man von durchschnittlich 300 Gramm Häufchen pro Tag pro Hund aus, fallen bei den – je nach Quelle – zwischen 7,99 und 1010 Millionen in Deutschland lebenden Hunden etwa 2,4 bis 3 Millionen Tonnen Kot täglich an. Eine gewaltige Menge, die teilweise entsorgt werden und teilweise verrotten muss. Sinnvoll für die Umwelt wäre ebenfalls die teilweise pflanzliche Hundeernährung sowie alternative Proteinquellen aus Insekten wie Mehlwürmern oder Fliegenlarven. Sie sind anspruchslos in der Aufzucht, können meist mit organischen Abfällen gefüttert werden und haben nur geringen Platzbedarf. Allerdings gilt das nicht ausschließlich für Hunde, sondern auch für Menschen, deren Zahl bis zum Jahr 2050 auf neun Milliarden steigen soll und die mit ihrem bewussten Konsumverhalten einen wichtigen Beitrag zur Klimarettung leisten können.

Jeder kann zum Tierschützer werden

Auf dem Weg in die tierfreundlichere Zukunft kann jeder von uns etwas tun: dem Hund weniger, dafür aber hochwertiges, regionales Fleisch kaufen, das nicht aus grausamen Industriebetrieben kommt. Öfters kochen statt bloß die Tüte aufreißen. Fleischsnacks gegen vegane Leckerlis tauschen, einen bis zwei vegetarische Tage in der Woche einführen. Insektenfutter in Betracht ziehen. Und: Den besten Freund adoptieren statt desigen zu lassen.


Hausschwein als Fleischlieferant – kein Liebesobjekt

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