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Versuchte Vergewaltigung

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Vor dem »Pavillon Prisma« an der Kottbusser Brücke esse ich eine Teigtasche mit Käse und Ei und lese zum Nachtisch ein Manuskript, aber ich komme über die ersten zwei Seiten nicht hinaus, weil sich ganz in der Nähe eine dicke Frau mit stufig geschnittenen blondierten Strähnen niederlässt. Naja, deswegen eigentlich weniger, aber sie hat einen dünnen glatzköpfigen Mann im Schlepptau. Er ist Pokerspieler. Ich dachte, die würden schweigen und ein Pokerface aufsetzen, aber der redet ununterbrochen auf sie ein.

»... sacht die, dass se in nem Bio-Laden arbeitet. Da musste ick wieder lachen. In nem Bio-Laden! Wenn se in ner Bäckerei gearbeitet hätte, hätt ick ja normal jefunden, aber Bio-Laden! Sacht die zu mir, wir könnt’n ja zusamm mit nem Taxi heimfahren, aber Geld hätt se keens. Sach ick, is jut, wa, aber ick loof ma lieber. Hab’s ja ooch nicht so dicke. Ick also los. Zwee Ecken weiter kommt ‘n Auto neben mir zu stehen. Janz normales Auto. Ick denk mir erstma nix dabei. Spring zwee Zivis raus, ziehn ihre Knarren, stelln mir an die Wand, Beine breit, wa, Handschellen, det janze Programm. Geben se durch ‘n Funk: Wir ham ihn. ›Was ’n jetzt los?‹, frag ick. Sacht der eene zu mir: ›Versuchte Vergewaltigung.‹ Sach ich: ›Wat? Ick soll der Frau an die Wäsche jegangen sein? Das is ja wohl der Witz des Monats.‹ Kommt ‘n Bullenwagen mit der Frau anjerauscht. ›Ja, das isser‹, sacht die. ›Wenn ick dir hätte verjewaltigen wollen, hätt ick dir ja wohl nicht meene Adresse gegeben.‹ Weeßte ja, Steglitzer Damm neben Drospa. ›Und außerdem könnt ihr doch selber gucken, is doch alles uff’m Video vonner U-Bahn drauf. Seien se mir nicht böse, wa, aber Sie sind nicht nach meem Jeschmack.‹ Sacht die wieder: ›Aber der roocht Haschisch.‹ Ich sach: ›Jetzt hör doch ma uff.‹ Die Bullen kieken sie an, kieken mich an. Sacht der eine: ›Na, dann is ja alles Bes­tens, dann könn’ Se jetzt ja nach Hause gehen.‹ Sach ich: ›Moment ma! Sie fahrn mich jetzt mal schön nach Hause. Ick bin jetzt fix und alle nach der Uffregung.‹ Sacht die Alte: ›Och, da fahr ick doch mit.‹ Denk ick, jetzt werd ick die Alte schon wieder nicht los. Die Bullen fahrn mich also nach Hause, halten an, sacht die Alte: ›Och, da steig ick doch auch gleich mit aus.‹ Ne, denk ick, det darf ja jetzt wohl nicht wahr sein. Uff der Straße sacht se: ›Jetzt bleim Se doch ma stehn. Ick möchte mir nämlich janz herzlich bei Ihn entschuldijen. Ick hab zu Hause noch ne Flasche Wein. Wolln se nicht mitkomm?‹ ›Nene‹, sach ich, ›muss morgen früh raus.‹ Zwee Stunden später klingelt’s an der Tür, steht se da mit ner Torte und nem Blumenstrauß. Platzt mir der Kragen. Sach ick: ›Jetzt is aber mal jut, ick komm mit dicken und fetten Menschen nicht klar, die stinken mir zu sehr.‹«

Die dicke Frau mit den blondierten Strähnen zieht an einer Zigarette und nickt verständnisvoll.

Alles schick in Kreuzberg

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