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Miethaie raus

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Fup und ich stehen am Straßenrand und gaffen. An uns vorbei ziehen Demonstranten, die gegen Mieterhöhung in Kreuzberg demonstrieren. Die Demonstranten rufen: »Leute, lasst das Gaffen sein, kommt herunter, reiht euch ein!« Also lassen wir das Gaffen sein und reihen uns ein. Bleibt einem ja nichts anderes übrig, denke ich, obwohl das natürlich nicht stimmt, aber früher habe ich das selbst mal gerufen, und weil da nie jemand auf mich gehört hat, denke ich, muss jemand mal mit gutem Beispiel vorangehen. Zum Beispiel ich. Und Fup. Schließlich will man ja die Demons­tranten nicht unnötig frustrieren, indem man ihnen demonstrativ zeigt, dass man einfach weiter gafft.

Früher waren es allerdings »Bürger« statt »Leute«, die man aufgefordert hat, sich einzureihen, und bei den Bürgern ist es eigentlich kein Wunder, dass sie nicht auf mich gehört haben, denn die wollten, dass ich »nach drüben« ginge. Inzwischen gibt es kein »drüben« mehr, und außerdem habe ich den Eindruck, dass es auch keine Bürger mehr gibt.

Wir laufen hinter einem Wagen her, auf dem Hip-Hop gespielt wird. Das gefällt Fup. Aber es werden auch politische Ansprachen gehalten. Alle sollen in ihren Wohnungen bleiben dürfen, auch die Alkoholiker, nur die »Miethaie« sollen verschwinden. Und Parolen werden gerufen: »Mieten­stopp – hopphopphopp!«

Die Anarchisten der FAU tragen rote Fahnen, auf denen schwarz FAU steht. Die SDAJ hat auch rote Fahnen mit ihrem Namen drauf, damit man sie nicht verwechselt. Viele Leute tragen aber lieber Pappschilder. Auf denen steht »Miethaie raus« und »Die verdammte Miete ist zu hoch«.


Am Straßenrand stemmt sich ein etwas nachlässig gekleideter Mann gegen den Demonstra­tionszug und verteilt ganz kleine blaue Zettel, auf denen er für ein »Gratiseinkommen« eintritt. Ein Mann in bunten Freizeithosen trägt mit seiner Freundin ein Transparent, das von hinten aussieht wie eine Tapete, vorne aber steht drauf: »Bonze, wir wissen, wo dein Auto steht!« Bonze? Von dem habe ich ja schon lange nichts mehr gehört. Bestimmt schon seit dreißig Jahren nicht mehr. Der war so tot wie der Bürger heute. Und jetzt fährt er plötzlich wieder Auto. Und die Leute wissen sogar, wo es steht. Verrückt, denke ich, aber irgendwie auch toll.

Fup gefällt Hip-Hop immer noch.

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