Читать книгу HIPPIES, PRINZEN UND ANDERE KÜNSTLER - Klaus Hübner - Страница 18

Оглавление

Mahnung an alle. Verse von Reiner Kunze

Reiner Kunze, den großen Dichter vom Obernzeller Sonnenhang über der Donau, muss man niemandem vorstellen. Fünfundachtzig ist er in diesem Jahr geworden, und elf Jahre hat es gedauert, bis seinem wunderbaren Lyrikband lindennacht eine neue, schmale Gedichtsammlung gefolgt ist: die stunde mit dir selbst. Weil es darin kein einziges schwaches Gedicht gibt und eine Rezension nur zur Eloge werden könnte, greife ich höchst willkürlich nur eines heraus: Verlangt vom dichter nicht. Willkürlich? Na ja.

Ich stelle fest: In den Medien, die sich überhaupt noch mit Gedichten beschäftigen, nimmt die Tendenz zu, sich mehr den dichtenden Personen zuzuwenden als ihren lyrischen Werken. Klar, das gab es schon immer, und dagegen ist auch wenig zu sagen, solange – ja, solange die Poesie selbst dabei nicht ganz an den Rand gedrängt wird. Das aber, scheint mir, geschieht immer öfter. Ich lese die folgenden sechs Kunze-Zeilen auch als Mahnung. An alle, auch an die Dichter selbst. Vor allem aber an die Lesenden und die Schreibenden: »Verlangt vom dichter nicht, / was einzig das gedicht kann leisten / Verlangt vom dichter / das gedicht / Ist’s ohnegleichen / kann er das wasser ihm nicht reichen.«


Reiner Kunze: die stunde mit dir selbst. Gedichte. Frankfurt am Main 2018: S. Fischer Verlag. 70 S.

Reiner Kunze: lindennacht. Gedichte. Frankfurt am Main 2007: S. Fischer Verlag. 111 S.

HIPPIES, PRINZEN UND ANDERE KÜNSTLER

Подняться наверх