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Humorvoll und lebensklug
Johann Peter Hebel erzählt uns die Bibel

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Oh Gott, die Bibel! Wer kann von sich behaupten, das Alte Testament gründlich zu kennen? Das Neue? Und überhaupt – muss das sein? Biblische Geschichten, und das auch noch in einer Sprache, die, wie es im Nachwort heißt, »meilenweit« entfernt ist vom heutigen Umgangsdeutsch? Könnte ja richtig anstrengend werden! – Keine Sorge. An die luzide Sprache von Johann Peter Hebel (1760–1826) gewöhnt man sich rasch, und dass er seine Leser nicht oberlehrerhaft auf Biblisch-Christliches verpflichten will, sondern sie ausdrücklich zum kritischen Blick auf die alten Geschichten anhält, macht die Lektüre angenehm. Auch dass Gott hier niemals als unanzweifelbare Autorität auf einer Wolke thront, sondern »in, mit und unter den täglichen Dingen und Erfahrungen« (Thomas Weiß) sein Wirken entfaltet, nimmt für Hebels Geschichten ein. Die Bibel – oder vielmehr eine einleuchtende Auswahl ihrer Erzählungen – sei niemals zuvor so »flüssig, unterhaltsam, fast witzig« zu lesen gewesen, hat Hebels Biograf Bernhard Viel festgestellt. Es sind Best-of-Bible-Kurzgeschichten, die hier präsentiert werden – als Religionspädagoge, der er auch war, kannte der Dichter die Ungeduld und Fahrigkeit seiner Leser. Die müssen eigentlich nur neugierig sein und dazu bereit, sich überraschen und – warum nicht? – auch mal belehren zu lassen. Altmodisch ist hier nichts.

Nicht immer braucht es Jubiläen. Man kann, wenn man genügend verlegerischen Mut besitzt, fast zweihundert Jahre alte und dennoch heute lesenswerte Texte wie die Biblischen Geschichten auch ohne rundes Geburts- oder Todesjahr neu zugänglich machen. Der schon immer mutige Verlag Klöpfer & Meyer, in dem Hermann Bausinger 2009 Hebels Kalendergeschichten herausgegeben hatte, hat das gewagt, und herausgekommen ist ein schön aufgemachtes Buch, das eine Menge aktueller Lebensweisheiten bietet und nebenbei anschaulich zeigt, dass der nicht nur von Ernst Bloch, Walter Benjamin und Bertolt Brecht verehrte alemannische Dichter ein sprachlich grandioser, lebenskluger und verschmitzt-humorvoller Aufklärer war. Die Biblischen Geschichten bestätigen Martin Walsers Diktum: »Man mag Johann Peter Hebel noch so hoch schätzen, trotzdem unterschätzt man ihn.«

Johann Peter Hebel: Biblische Geschichten (1823). Mit einer Einführung von Karl-Josef Kuschel und einem Nachwort von Thomas Weiß. Tübingen 2017: Verlag Klöpfer & Meyer. 328 S.

DERMALEINST, ANDERSWO UND ÜBERHAUPT

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