Читать книгу No Mummy, No Papi - Klaus Heitmann - Страница 8

6.

Оглавление

Die Tatsache, dass ein europäisches Ehepaar in einem vertrauten Verhältnis zu einem kleinen und dazu ziemlich dunklen Tamilenjungen ungeklärter Herkunft stand, löste naturgemäß überall Fragen aus. Nicht zuletzt um die Neugier der Inder, die ohnehin schwer zu bremsen ist, ein wenig zu zügeln, sorgten wir dafür, dass Raju wenigstens nicht schon auf Grund der Kleidung als Straßenkind zu erkennen war. Wir gingen mit ihm zum Moore Market, und kauften ihm ein paar Hosen, die ihm passten, und ein weiteres Hemd. Mit seiner dunklen Hautfarbe sah er in dem Hemd, das sehr hell war, sehr adrett aus. Es wurde zu Rajus Lieblingskleidungsstück und er bestand darauf, es bei allen "wichtigen" Ereignissen zu tragen. Außerdem erstanden wir für ihn Schuhe, ein Paar jener in Indien allgegenwärtigen Plastiksandalen, deren Riemen zwischen den Zehen eingeklemmt werden. Seine ersten Gehversuche darin waren köstlich. Anfangs hob Raju, der noch nie Schuhe getragen hatte, die Füße beim Gehen immer viel zu hoch, sodass er mit seinen dünnen Beinchen wie ein Storch umherstakste.

Trotz allem konnte Raju seinen sozialen Status nicht verschleiern. Die Einheimischen ermitteln die Herkunft eines Menschen, insbesondere seine Kastenzugehörigkeit an Hand von allerlei Indizien wie Hautfarbe, Namen und Sprache immer schon in den ersten Minuten einer jeden Begegnung. Nach dem Ergebnis dieser Ermittlungen richtet sich dann die Form, in der man miteinander umgeht. Immer wieder mussten wir feststellen, dass Raju den niedersten Schichten zugeordnet wurde und daher in einer Weise behandelt wurde, die wir verletzend fanden. Durch unsere Nähe war er nur vor übermäßigen Demütigungen geschützt. Unsere engeren Bekannten allerdings verhielten sich loyal. Wenn wir eingeladen waren, nahmen wir Raju mit. Natürlich war er dort das Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit.

No Mummy, No Papi

Подняться наверх