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25 Frau Kurz–Lang

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Mitte Januar erinnerte ich mich daran, eine Stelle in der Neurologie in Schwanheim zugesagt zu haben. In den Monaten vor der Trennung hatte ich geplant, nach der Rückkehr nach Deutschland aus der Forschung auszusteigen und in einem ruhigeren, mit dem Familienleben leichter zu vereinbarenden Job zu arbeiten. Ich hatte sogar schon diese Stelle als Assistenzarzt angenommen (ursprünglich war ich Mediziner). Im Februar hätte ich sie antreten sollen. Nach der Trennung war diese Planung hinfällig geworden.

Ich rief die Chefärztin des Krankenhauses an und erläuterte die Situation. Frau Kurz–Lang verstand mich vollends. Es mache überhaupt keine Probleme, wenn ich die Stelle nicht anträte. Gnädige Frau gab mir jedoch zu bedenken, dass in einer Zeit des Umbruchs ein wirklicher Neuanfang vielleicht die bessere Lösung sei, sich also für mich anbiete, die Neurologie dennoch zu erwägen. Für mich stelle sich dann auch einfacher dar, die Verbindung zu meinen Kindern aufrecht zu erhalten.

Ich fand den Vorschlag wenig sinnvoll. Eben weil ich vieles mir Wichtige verloren hätte, wolle ich meine Forschung – das einzige mir verbliebene Wichtige! – behalten. Würde ich sie aufgegeben und mich mit Obliegenheiten befassen, die mich bestenfalls peripher tangierten und sowieso nur als Kompromiss zur Erhaltung der Familie akzeptabel erschienen wären, wäre es für mich deutlich schwieriger geworden. Das lag auf der Hand. Einerseits hatte mich das unerbittliche Einerlei ärztlichen Tuns schon im Studium angeödet. (Ein Grund für meinen Gang in die Forschung!) Allein von daher wäre ein Wechsel in diesen Job unklug gewesen. Andererseits war meine Arbeit in der Forschung kreativ und erfolgreich. Als Assistenzarzt wäre ich in subalterner Funktion mit der stupiden Verrichtung fremdbestimmter Routinen betraut gewesen. Das hätte meinem derzeit ohnehin angekratzten Ego sicherlich nicht gutgetan. Schließlich könne ich nicht davon ausgehen, dass sich Schwierigkeiten beim Umgang mit den Kindern ergäben.

Ich denke, Frau Kurz–Lang verstand meinen Punkt. Lange Rede kurzer Sinn, der Vertrag wurde problemlos aufgelöst. Das Gespräch beeindruckte mich nicht weiter und ich arbeitete wie besessen. Die Dinge schienen sich bestens zu entwickeln. Oder irrte ich mich da?

Die Methode Cortés

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