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Rückläufiges Produktivitätswachstum

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Viele der in diesem Kapitel skizzierten strukturellen Probleme werden durch die Tatsache verstärkt, dass die Produktivitätssteigerungen in den letzten Jahren gering waren. In der Tat war es der steigenden Produktivität zu verdanken, vielleicht noch mehr als dem demografischen Wachstum, dass die Mittelschicht im Westen in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg einen raschen Einkommensanstieg erlebte.

Produktivitätssteigerungen sind meist auf Innovationen bei der Herstellung oder Ausführung von Dingen zurückzuführen. Bekannte Beispiele für Produktivitätssteigerungen sind das Fließband, das Ford in den frühen 1900er-Jahren einführte, die Einführung von digitalen Computern anstelle von Schreibmaschinen in den 1970er- und 1980er-Jahren oder die Optimierung einer Taxiroute durch Apps wie Waze in der heutigen Zeit. All diese Innovationen ermöglichen es dem jeweiligen Arbeiter, die gleiche Leistung zu erbringen bzw. die gleiche Arbeit in wesentlich kürzerer Zeit zu erledigen. Das wiederum erlaubte den Unternehmen, die Löhne zu erhöhen.

In der Vergangenheit kannte die Welt Zeiten hoher Produktivitätssteigerungen, die sich in hohem Lohnwachstum niederschlugen. Während des goldenen Zeitalters des Kapitalismus der USA in den 1950er- und 1960er-Jahren lag beispielsweise das jährliche Produktivitätswachstum bei fast 3 Prozent pro Jahr.34 Aber die Produktivitätssteigerungen fielen danach auf ein niedrigeres Niveau, und das Problem ist, dass selbst wenn sich die Produktivität wieder erholte, weniger davon in die Löhne der amerikanischen Arbeiter floss. Stattdessen blieb es bei den Unternehmenseigentümern und Führungskräften, ein Phänomen, das als »Entkopplung« der Löhne von der Produktivität bekannt ist.35 Seit der Finanzkrise 2007–2009 ist das Produktivitätswachstum in den USA auf das magere Niveau von 1,3 Prozent pro Jahr gesunken. Das ist ein Problem, denn es bedeutet, dass der Kuchen nicht mehr für alle wachsen kann. Die Verteilung der heutigen Wirtschaftsgewinne ist ein Quasi-Nullsummenspiel. Andere Länder wie Deutschland, Dänemark und Japan haben die Produktivitätsgewinne besser gehalten und sie auch in höhere Löhne umgesetzt. Aber der Trend ist unverkennbar: Die Produktivitätsgewinne im Westen sind deutlich rückläufig.

Die in diesem Kapitel vorgestellten Indikatoren – Wachstum, Zinssätze, Verschuldung und Produktivität – weisen zusammengenommen auf einen systemischen Konstruktionsfehler im westlichen Wirtschaftsentwicklungsmodell hin. Ein Großteil seines Wohlstandsmodells basierte auf immerwährendem Wirtschaftswachstum und Produktivitätssteigerungen. Jetzt kommt dieses Wachstum zum Stillstand, und die Probleme, die unter der Oberfläche schwelten, werden von Tag zu Tag dringlicher.

Der Kuznets-Fluch kommt zurück, um uns heimzusuchen. Das BIP war nie ein perfektes Maß für Wohlstand. Und jetzt, da seine Steigerung zu einer immer größeren Herausforderung wird, müssen wir uns mit einer Vielzahl anderer Probleme auseinandersetzen, die wir bei der Verfolgung dieses höheren Wachstums geschaffen haben.

Stakeholder-Kapitalismus

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