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Zunehmende Umweltzerstörung

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Die letzte Realität, mit der wir uns auseinandersetzen müssen, und vielleicht die verheerendste, ist die fortgesetzte und zunehmende Zerstörung der Umwelt, die durch unser Wirtschaftssystem und die lebensbedrohlichen Risiken verursacht wird, die durch die globale Erwärmung, extreme Wetterereignisse und die fortgesetzte Überproduktion von Abfall und Umweltverschmutzung entstehen.

Während die meisten Berichte über die Umwelt heute auf die globale Erwärmung abzielen, ist dies nur ein Teil eines viel größeren Problems. Das Wirtschaftssystem, das wir geschaffen haben, ist absolut nicht nachhaltig, ungeachtet der hoffnungsvollen Anzeichen in den ökologischen Kuznets-Kurven. Das Weltwirtschaftsforum machte erstmals 1973 auf dieses sich anbahnende Problem aufmerksam. Damals hielt Aurelio Peccei, der Präsident des Club of Rome, eines Think Tanks, in Davos eine Rede über seine berühmte Studie zum Thema »Die Grenzen des Wachstums«. Die Veröffentlichung dieser Studie ein Jahr zuvor hatte »für Aufsehen gesorgt, weil sie die Nachhaltigkeit des globalen Wirtschaftswachstums in Frage stellte«. Die Autoren, die »mehrere Szenarien für die Weltwirtschaft untersucht« hatten, skizzierten in Davos »die Entscheidungen, die die Gesellschaft treffen muss, um wirtschaftliche Entwicklung und Umweltauflagen in Einklang zu bringen«.61

Sie warnten davor, dass es bei dem derzeitigen Wachstumskurs in den nächsten Jahrzehnten zu einer »plötzlichen und ernsthaften Verknappung« von Ackerflächen kommen würde.62 Sie warnten davor, dass es angesichts des begrenzten Angebots an Süßwasser auf der Erde mit steigender Nachfrage zu einem Wettstreit und Konflikten kommen würde, wer Zugang zu diesem Wasser erhalte.63 Und sie warnten davor, dass viele natürliche Ressourcen, wie Öl und Gas, übermäßig genutzt würden und zu einer exponentiellen Umweltverschmutzung führten.64

Aber ihre Warnungen waren vergeblich. Die schlimmsten der vom Club of Rome entworfenen Szenarien sind nicht eingetreten, sodass ein Großteil der Botschaft in Vergessenheit geriet. Nach einer Flaute in den 1970er-Jahren hat die Wirtschaftsproduktion seither fast jedes Jahr ein Rekordniveau erreicht und einen immer größeren ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Trotz der Ungenauigkeiten des Club of Rome in Bezug auf die kurzfristige Erschöpfung der Ressourcen können wir heute sehen, wie viel Weitsicht der Club of Rome hatte. Im Jahr 1970, nur zwei Jahre vor der Veröffentlichung von »Die Grenzen des Wachstums«, lag der globale ökologische Fußabdruck der Menschheit noch unter dem, was die Erde regenerieren kann, wenn auch nur knapp. Hätten wir weiterhin so produziert und konsumiert wie damals, wären wir vielleicht im Gleichgewicht geblieben und hätten die Erde für viele weitere Generationen bewohnbar und ertragreich gehalten.

Aber die Dinge nahmen eine andere Wendung, da die Weltbevölkerung weiter anstieg. Heute leben auf der Welt etwa doppelt so viele Menschen wie noch Anfang der 1970er-Jahre. Und da auch der Lebensstandard steigt, hat das Global Footprint Network (GFN) berechnet,65 dass die Menschheit bis zum Jahr 2020 irgendwann im August das »Ressourcenbudget der Natur« für das gesamte Jahr verbraucht hat, was bedeutet, dass wir die natürlichen Ressourcen während vier bis fünf Monaten pro Jahr übernutzen (siehe Abbildung 2.6). (Die COVID-19-Krise, einschließlich der monatelangen Ausgangssperre und der Unterbrechung vieler wirtschaftlicher Aktivitäten, wirkte sich zwar positiv auf den »Overshoot Day« aus,66 war aber sicher nicht nachhaltig.) Wie David Lin, wissenschaftlicher Leiter des GFN, erklärte, ist unser »ökologischer Fußabdruck« natürlich nur ein buchhalterisches Maß: Es gibt keine Möglichkeit, mit Sicherheit zu sagen, wie schädlich unsere wirtschaftlichen Produktions- und Konsumprozesse wirklich sind. Aber es ist klar, dass die weltweite Nutzung natürlicher Ressourcen nicht nachhaltig ist und viele andere schädliche Trends, wie die globale Erwärmung, verschärft. Wie genau sieht unsere Bilanz in diesem Zusammenhang aus?


Abbildung 2.6: Der »Earth Overshoot Day« findet seit 1970 fast jedes Jahr zu einem früheren Zeitpunkt statt

Quelle: Nachgezeichnet aus Global Footprint Network und Biocapacity Accounts 2019, Earth Overshoot Day.

Betrachten wir zunächst die fossilen Brennstoffe, die sich nur über Millionen von Jahren regenerieren können. Obwohl sie nur einmal verwendet werden können, machen Kohle, Öl und Erdgas immer noch etwa 85 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs67 und zwei Drittel der weltweiten Stromproduktion aus.68 Tatsächlich hat sich ihr Einsatz im letzten Jahrhundert etwa alle 20 Jahre fast verdoppelt. Trotz der Forderungen nach einem schrittweisen Ausstieg ist ihre Produktion im Jahr 2018 sogar noch gestiegen. Eine Statistik, die selbst den Chefökonom von BP, Spencer Dale, verunsicherte:69 »In einer Zeit, in der die Gesellschaft ihre Anforderungen an einen beschleunigten Übergang zu einem kohlenstoffarmen Energiesystem erhöht«, schrieb er im Statistischen Bericht 2019 seines Konzerns, »zeichnen die Energiedaten für 2018 ein besorgniserregendes Bild«.

Es sind nicht nur die fossilen Brennstoffe. In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich der Verbrauch natürlicher Ressourcen verdreifacht, so das International Resource Panel der UN-Umweltbehörde.70 Ihr Abbau und ihre Verarbeitung haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten »beschleunigt« und »sind für mehr als 90 Prozent des Verlustes an biologischer Vielfalt und Wassermangels sowie für etwa die Hälfte der Auswirkungen des Klimawandels verantwortlich«, warnte die Organisation.

Diese Trends fielen mit einer zunehmenden Verschmutzung in mindestens drei Bereichen zusammen: Wasser, Luft und Boden.

Betrachten wir zunächst das Thema Wasser. UN Water, die Agentur, die die Arbeit der Vereinten Nationen im Bereich Wasser und Sanitärversorgung koordiniert, schätzt, dass weltweit 2 Milliarden Menschen in Ländern leben, die unter großem Wassermangel leiden,71 oft aufgrund des Klimawandels. Aber selbst wenn Wasser verfügbar ist, ist es oft stark verschmutzt. Nach Angaben der Agentur72 »werden weltweit wahrscheinlich über 80 % des Abwassers ohne angemessene Behandlung in die Umwelt eingeleitet«, wobei die Verschmutzung oft durch »intensive Landwirtschaft, industrielle Produktion, Bergbau und unsachgemäß aufbereitete Abflüsse und Abwässer« verursacht wird. Dies bedroht den Zugang zu sauberem Wasser überall, von den Städten bis zu den ländlichen Gebieten, und stellt ein großes Gesundheitsrisiko dar.

Hinzu kommt das Thema Plastik, dessen Auswirkungen in den kommenden Jahrzehnten am dramatischsten zu spüren sein werden, da das Plastik, das sich derzeit in den Weltmeeren ansammelt, das Leben an Land auf vielfältige Weise beeinträchtigen kann. Mikroplastik ist in den Gewässern der Welt allgegenwärtig geworden, zum Teil, weil es Jahrzehnte dauert, bis es sich zersetzt: Nach derzeitigen Schätzungen könnte es bis 2050 mehr Plastik als Fische in unseren Ozeanen geben.73 Das berühmteste und allgemein bekannte Beispiel ist der »Great Pacific Garbage Patch«, ein vor allem aus Mikroplastikabfall bestehender riesiger Müllstrudel im Pazifischen Ozean. Aber das Problem ist ein globales, das alle Gewässer der Welt betrifft.

Zweitens überschreiten laut Greenpeace fast zwei Drittel der Städte der Welt die WHO-Richtlinien zur Luftverschmutzung.74 Viele der großen Metropolen Asiens sind so verschmutzt, dass es ungesund ist, überhaupt nach draußen zu gehen,75 wie viele, die dort leben oder dort waren, bestätigen können. Und drittens ist laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO)76 die Verschmutzung der Böden eine verborgene Realität auf der ganzen Welt und eine direkte Bedrohung für die menschliche Gesundheit.

Diese rasante Ausbeutung und Verschmutzung begann auch die natürlichen Ökosysteme der Welt zu zerstören und drohte die globale Erwärmung außer Kontrolle geraten zu lassen – mit schwerwiegenden Folgen für die Menschen in den vom Klimawandel stark betroffenen Regionen und für zukünftige Generationen. Auch andere Daten verdeutlichen den Einfluss des Menschen auf die Umwelt.

Die von den Vereinten Nationen geförderte Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystems Services (IPBES) kam in einem Bericht aus dem Jahr 2019 zu dem Schluss, dass »die Artenvielfalt weltweit mit einer Geschwindigkeit zurückgeht, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos ist«, wobei Arten bereits »mindestens zehn- bis hundertmal schneller aussterben als im Durchschnitt der letzten 10 Millionen Jahre«.77 Unter Berufung auf die Forschung schrieb die Financial Times außerdem, dass »eine Million der geschätzten 8 Millionen Pflanzen- und Tierarten der Erde vom Aussterben bedroht sind«.78

Eine weitere UN-Sonderorganisation, das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), warnte Ende 2018, dass der derzeitige Kurs der CO2-Emissionen ebenfalls zu einem unaufhaltsamen Zyklus der globalen Erwärmung führen würde – mit großen Beeinträchtigungen für das Leben auf der Erde –, wenn nicht bis 2030 größere Reduzierungen erreicht würden. Darin heißt es: »Wege zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C ohne oder mit begrenzter Überschreitung würden rasche und weitreichende Veränderungen in den Bereichen Energie, Land, Stadt und Infrastruktur (einschließlich Verkehr und Gebäude) sowie in den industriellen Systemen erfordern.«79 Aber selbst die Hoffnungen auf diesem schmalen Grat zu einer begrenzten globalen Erwärmung von 1,5 °C waren zwei Jahre später schon fast verflogen. Die World Meteorological Organization, eine weitere UN-nahe Institution, sagte im Juli 2020, dass eine Erwärmung von 1 °C bereits in den nächsten fünf Jahren (2020–2024) Realität sein würde, und rechnete mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu fünf, dass die Erwärmung in diesem Zeitraum bereits 1,5 °C erreichen würde.80

Es gibt wohl niemanden, der nicht zumindest einige der Realitäten eines sich verändernden Klimas erlebt hat. Während ich dies schreibe, gehörten die letzten beiden Sommer wieder einmal zu den heißesten, die jemals aufgezeichnet wurden.81 Selbst hoch oben im Schweizer Alpenort Zermatt, wo ich im Sommer wandern gehe und wo die Temperaturen normalerweise recht moderat sind, erleben wir mittlerweile die globale Erwärmung und extreme Wetterereignisse aus nächster Nähe. Der Theodulgletscher zieht sich jedes Jahr weiter zurück, und als ich im Sommer 2019 dort zu Besuch war, führte der schmelzende Gletscher zu Überschwemmungen im Tal, obwohl seit Tagen kein Tropfen Regen gefallen war.82

Auf diese zunehmenden Veränderungen haben die Menschen mit einer einfachen Maßnahme reagiert: Sie haben begonnen, sich zu bewegen. Heute warnt die UN-Migrationsbehörde IOM, dass »allmähliche und plötzliche Umweltveränderungen bereits zu erheblichen Bevölkerungsbewegungen führen. Die Zahl der Stürme, Dürren und Überschwemmungen hat sich in den letzten 30 Jahren verdreifacht, mit verheerenden Auswirkungen für gefährdete Gemeinschaften, insbesondere in den Entwicklungsländern.«83 Sie erwartet, dass allein die Gesamtzahl der Klimamigranten bis 2050 so groß sein wird wie die Gesamtzahl der internationalen Migranten in der Welt heute, nämlich 200 Millionen Menschen.84

Wirtschaftsführer wissen, dass die Umweltrisiken zunehmen, da sie diese im jährlichen Global Risks Report des Weltwirtschaftsforums immer weiter oben platzieren. Zum ersten Mal im Jahr 2020 hieß es: »Schwere Bedrohungen für unser Klima zählen zu den wichtigsten langfristigen Risiken des Global Risks Report.«85 Er wies auf die Risiken hin, die mit extremen Wetterereignissen, dem Versagen von Klimaschutz und -anpassung, von Menschen verursachten Umweltschäden, großen Verlusten an biologischer Vielfalt, die zu einer starken Verknappung der Ressourcen führen, und großen Naturkatastrophen verbunden sind.

Wir sollten diese Risiken nicht auf die leichte Schulter nehmen, wie wir es in den 1970er-Jahren getan haben, zumal die nächste Generation uns bereits über die Schulter schaut und sich fragt, welches Erbe wir hinterlassen wollen. Das wäre nichts weniger als ein Verrat an zukünftigen Generationen.

In der Tat sind die Gefahren der globalen Erwärmung in den letzten Jahren zu einem Hauptanliegen der jungen Generation geworden, die immer dringendere Maßnahmen zum Klimaschutz fordert. Inspiriert von Gleichaltrigen wie der schwedischen Schülerin Greta Thunberg sind Hunderttausende von Klimaaktivisten auf die Straße gegangen, haben Reden vor allen gehalten, die ihnen zuhören wollten, und ihre eigenen Gewohnheiten geändert, wo es möglich war. Wir verstehen ihre Bedenken und haben aus diesem Grund Greta Thunberg eingeladen, auf unserer Jahreshauptversammlung 2019 zu sprechen. Thunbergs wichtigste Botschaft lautete: »Unser Haus brennt«86 und dass wir daher mit äußerster Dringlichkeit handeln sollten.

Wir hoffen, dass wir dem Ruf der nächsten Generation, ein nachhaltigeres Wirtschaftssystem zu schaffen, mit größerer Dringlichkeit folgen werden als 1973. Seit der Rede von Aurelio Peccei sind Jahrzehnte vergangen. Seitdem haben wir es versäumt, Maßnahmen mit ausreichenden Ergebnissen zu ergreifen, und haben dadurch die wirtschaftlichen, gesundheitlichen und ökologischen Aussichten für zukünftige Generationen verschlechtert – und immer noch viele Menschen in wirtschaftlicher Hinsicht im Stich gelassen. Es war der letzte Kuznets-Fluch. Er hatte nie behauptet, dass unser Wirtschaftssystem unbegrenzt nachhaltig sei.

* * *

Wir haben nicht auf die vorsichtigen Warnungen von Simon Kuznets gehört: Er wies darauf hin, dass das BIP ein schlechtes Maß für den breiten gesellschaftlichen Fortschritt sei, da es mehr auf die Messung der Produktionskapazität ausgerichtet sei als auf andere Zeichen des Wohlstands. Er war nicht davon überzeugt, dass die abnehmende Einkommensungleichheit in den 1950er-Jahren dauerhaft sei, sondern sah sie eher als einen vorübergehenden Effekt der spezifischen technologischen Fortschritte an, die damals inklusives Wachstum begünstigten. Und er hielt nichts von der Idee einer »Umwelt-Kuznets-Kurve«, die besagte, dass die Umweltschäden mit der Entwicklung einer Volkswirtschaft abnehmen würden. Wir zahlen jetzt den Preis dafür.

Doch bevor wir versuchen, diese Fehler in unserer wirtschaftlichen Entwicklung auszugleichen, müssen wir uns zunächst fragen: Ist bereits ein anderer Entwicklungspfad vorhanden? Und inwieweit ist er im Osten, im Aufstieg Asiens, zu finden?

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