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2. Verletzungen durch Angst und Schock

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Wir alle kennen Angst, denn wir sind alle empfindsame und verletzliche Lebewesen. Entscheidend ist unsere Einstellung dazu und wie wir damit umgehen, wenn sie auftaucht. Einen Weg zu finden, wie wir mit ihr in Würde und angemessen umgehen können, ist einer der wichtigsten Schritte zur Stärkung des inneren Liebesflusses.

Angst kann sich in sehr unterschiedlichen Formen zeigen. Es können körperliche Symptome sein, wie Verdauungsstörungen, erhöhter Herzschlag, Schwitzen, Anspannungen im Körper, Tinnitus oder Rückenschmerzen, aber auch unkontrollierbare Wutanfälle, chronische Reizbarkeit und Verstimmung, sexuelle Störungen, Konzentrationsschwäche, Probleme beim Einschlafen, Sprachstörungen, Verwirrung und Schreibschwäche. Sie kann sich auch in chronischer Unruhe, Angstzuständen oder gar Panikattacken zeigen.

Raymond hat chronischen Tinnitus, Spannungen in der Schulter und Verstopfung. Er hat diese Symptome nie mit seiner tiefliegenden Angst oder einem Schock in Verbindung gebracht. Er dachte immer, dass es rein körperliche Symptome wären, die mit Medikamenten oder Physiotherapie behandelt werden müssten. Aber keine dieser Methoden führte zu einer Besserung. In den letzten Monaten begann er seine tiefliegenden Ängste zu erforschen und deren Einfluss auf seine Körperwahrnehmungen zu erkennen. Er konnte auch den Zusammenhang zwischen wiederholten physischen Misshandlungen durch seinen Vater erkennen, die er auch bei seiner Mutter mit ansehen musste.

Wenn du Angst spürst, versuche sie als Energie in deinem Körper wahrzunehmen und lerne sie anzunehmen. Lerne sie kennen und versuche nicht dich abzulenken oder sie wegzuschieben, sondern bleibe bei ihr. Es ist eine Art Einladung, die es dir ermöglicht, tiefer in dich hineinzusehen, daran zu wachsen und zu reifen, denn sie kann dir einem neuen Zugang zu deinem Liebesfluss geben. Aber wir fürchten uns so vor ihr, weil wir es uns nicht zutrauen, dass wir uns der Angst stellen können – wir befürchten von ihr überwältigt zu werden und dass sie nie aufhört. Wir haben vielleicht die Vorsterllung, dass wir sie längst überwunden haben sollten oder dass sie stärker wird, wenn wir sie zulassen.

Deshalb schützen wir uns in der Regel davor und glauben, dass mit uns was nicht stimmt. Wir suchen nach Ablenkung und vermeiden alles, was sie auslösen könnte. Wenn unser Bewusstsein von der Angst kontrolliert wird, können wir unser Leben so stark einschränken, dass es dumpfund bedeutungslos wird. Man fühlt sich dann als Opfer und lässt sich leicht von Kleinigkeiten einschüchtern. Die Frage, wie man mit Angst und Scham umgehen kann, behandeln wir in unserem vorhin genannten Buch „Liebe lernen, Band 2, Scham und Schock heilen“, und möchten hier ein paar Methoden daraus erwähnen:

Einer der wichtigsten Gründe, weshalb wir uns der Angst nicht stellen, ist, dass wir uns nicht hilflos fühlen wollen. Ein wichtiger Teil bei der Arbeit mit Angst ist, zu erkennen, dass man die Hilflosigkeit akzeptieren muss, wenn man die Dinge im Äußeren nicht verändern kann. Wir können dann vielleicht auch den Wert dieser Verletzlichkeit kennenlernen, denn irgendwann kommt ein Punkt in unserem Wachstum, wo wir erkennen, dass Traumata und Hilflosigkeiten aus der Kindheit wichtige Erfahrungen sind, die Tiefe und Reife erst ermöglichen.

Heute hingegen sind wir in der Lage, die Angst zu transformieren, indem wir sie in uns bewusst machen und uns auf die Körperwahrnehmungen einlassen, sie ohne Widerstand annehmen und sanft in sie hineinatmen. Das trifft auf alle Körperwahrnehmungen zu, auch auf die aktivierenden, wie Wut, Reizbarkeit, erhöhter Herzschlag, schwitzende Hände, Verkrampfung, flache Atmung, kreisende Gedanken, Schlaflosigkeit, Magenprobleme, Verstopfung oder Ruhelosigkeit. Es betrifft auch Schocksymptome, wie Starre oder Taubheitsgefühle, Verwirrung der Gedanken, Sprachlosigkeit, Bewegungsstarre und sexuelle Störungen. Wichtig ist, auf diese Körperwahrnehmungen zu achten und sich die negativen Glaubenssätze bewusst zu machen, die unsere Ausrichtung auf den Körper behindern, wie: „Das ist zu viel“, „Das wird sowieso nie aufhören“ und so weiter.

Wenn es uns gelingt, tief in sie hineinzuatmen, kommt es zu einer natürlichen Veränderung, zu tiefer Entspannung, Lebendigkeit und die Lebensenergie kehrt zurück. Es entsteht ein Gefühl der Selbstsicherheit und wir erkennen, dass wir jetzt nicht mehr das hilflose Kind sind, egal was in der Vergangenheit war.

Das Paradoxe an diesem Heilungsprozess ist, dass wir uns zuerst der Angst stellen müssen. Das stärkt nicht nur, wir kommen so auch aus dem Zustand der Hilflosigkeit heraus und lernen diese Gefühle zu akzeptieren. Dann erkennen wir, dass Verletzlichkeit und Zerbrechlichkeit zum Leben dazugehören und wir das große Ganze nicht kontrollieren können. Sehr viel Energie ist in der Angst selbst und in unserem Widerstand gegen sie gebunden. Um den Liebesfluss zu aktivieren, hilft es, die Angst anzunehmen. Wenn wir sie erkennen, sie fühlen und wenn wir uns ihr stellen, erleben wir Freude und Lebendigkeit und gewinnen Achtung und Respekt vor uns selbst.

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