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4. Beziehungen als Spiegel

Wie wir gesehen haben, sabotieren wir unseren Love Flow – können ihn aber auch selbst wiederherstellen. Dann können wir einen weiteren Schritt machen und uns ansehen, wie wir Nähe erlauben und halten können. In einer idealen Welt würden wir alle als Kinder in eine „Liebesschule“ gehen, um zu lernen, wie wir uns selbst lieben und respektieren können, und auch wie man mit anderen liebevolle Beziehungen haben kann. Dann könnten wir bewusst Liebesbeziehungen eingehen; aber das ist nun mal nicht der Fall. Im Gegenteil, wir verlieben uns aufgrund von Traditionen, Attraktion und/oder weil wir eine Bezugsperson brauchen und wir hoffen und beten, dass es schon irgendwie klappen wird.

Es gibt aber ein paar grundlegende Erkenntnisse, die uns helfen können, bewusste Beziehungen einzugehen:

1. Der andere ist ein Spiegel und die Partnerschaft ist ein Weg, um zu wachsen und viel über sich selbst zu lernen.

2. Sich der Angst vor Nähe bewusst stellen und sich nicht weiter unbewusst hinter Dramen, Vermeidungsstrategien und Konflikten verstecken.

3. Unsere Verhaltensmuster zu erkennen, die unsere Liebe jetzt zerstören.

4. Den Einfluss von Projektionen auf unsere Liebesbeziehungen erkennen.

Wenn wir uns tief für jemanden öffnen, können wir die Gefühle und Reaktionen unseres Partners nutzen, um bestimmte Aspekte unserer eigenen Persönlichkeit zu erkennen. So können wir unsere tiefsten Sehnsüchte, unerfüllten Bedürfnisse und Erwartungen sehen. Aber manchmal kann der Spiegel der Beziehung in seiner Reflexion sehr konfrontativ sein.

Bei unserer Arbeit sprechen wir von „Spaltung“ – eine Trennung zwischen zwei Teilen, die keine innere Verbindung miteinander haben. Das spiegelt sich in unserer Beziehung zum Partner. Wir bekommen den Teil zu sehen, mit dem wir am wenigsten in Kontakt sind. Man kann das als Einladung nutzen, um auch diesen Teil kennenzulernen und zu integrieren, aber sehr oft wird diese Spiegelung abgelehnt und verurteilt.

Die eine Seite der Spaltung nennen wir „das funktionale Selbst“ und die andere Seite „das verletzliche Selbst“.

Das funktionale Selbst

Das funktionale Selbst ist der rationale, handlungsbereite, aktive, leistungsfähige und ehrgeizige Teil in uns. Seine Wurzeln liegen in den Überlebensstrategien, um mit den Schmerzen, der Scham und der Angst unserer Kindheitstraumata zurechtzukommen.

Das gilt es nicht zu verwechseln mit der Freude an Kreativität, der eigenen Lebendigkeit und dem Wunsch nach Teilhabe. Im Gegenteil, das funktionale Selbst ist so sehr auf „Überleben um jeden Preis“ fokussiert, dass es dafür auch diese essenziellen Qualitäten benutzt — auf Kosten unserer Empfindsamkeit. Dann werden wir fordernd, unfreundlich, aggressiv, ungeduldig und sind konkurrenzorientiert. Aus diesem Grund haben wir uns schon sehr früh mit diesem funktionalen Teil identifiziert und den verletzlichen Teil weit weggeschoben. Hier ein Beispiel:

Andre ist ein erfolgreicher Chirurg, der sich sehr in seinem Beruf engagiert. Vor ein paar Jahren begann er, sich für innere Arbeit zu interessieren und hat einige unserer Seminare besucht, auch das Somatic Experience Training, um mehr über Schock und Trauma zu lernen. Er ist zwar in einer romantischen Beziehung zu einer Frau, die ihm wichtiger ist als seine vorherigen Frauenbeziehungen, aber trotzdem bleibt er auf Distanz und ist eher zurückgezogen. Er ist irritiert, weil sie sich immer wie ein verwöhntes Kind bei ihm beschwert.

„Wie fühlst du dich dabei?“, fragen wir ihn.

„Ich fühle nichts. Ich wünschte nur, dass sie erwachsen wird.“

„Macht dich das wütend?“

„Ein wenig, aber nicht so sehr.“

Bemerkenswert ist bei Andre, dass sein Blick oft abwesend ist, und er lange Pausen macht, wenn wir ihn etwas fragen. Die Spaltung ist bei Andre ziemlich ausgeprägt.

Sein funktionales Selbst ist sehr erfolgreich, selbstbewusst und kompetent, aber sein verletzliches und verletztes Selbst ist in einem tiefen Schockzustand. In Beziehung zu anderen fühlt er sich dumpf und getrennt von ihnen und oft verliert er die Motivation und Freude am Leben.

Wir baten ihn, sich einen anderen Teil von sich vorzustellen, und zwar einen kleinen Jungen, der an seiner Seite sitzt.

Wir fragten ihn, wie er den Jungen wahrnimmt.

„Er ist erstarrt, still und kann nicht sprechen“, war seine Antwort.

„Was empfindest du für diesen kleinen Kerl?“ fragten wir ihn.

„Eigentlich habe ich keine Zeit für ihn. Wenn ich mich mit ihm beschäftigen würde, wird er mich von der Arbeit ablenken.“

Wenn wir stark mit unserem funktionalen Selbst identifiziert sind, wollen wir uns nicht von unseren Zielen ablenken lassen. Wir verurteilen unsere Emotionen und werden ungeduldig, denn wir empfinden sie als Schwäche und Ablenkung. Bei diesem Ungleichgewicht wird man schnell müde und erschöpft, denn wir haben die Verbindung zur Quelle unserer Lebensenergie verloren und respektieren unsere physischen Grenzen nicht. Es können sich auch körperliche Symptome, wie Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit oder sogar Depressionen entwickeln. Unsere negativen Urteile richten sich entweder gegen andere oder gegen uns selbst. Wenn wir uns so stark mit unserem funktionalen Selbst identifizieren, richten wir unsere gesamte Energie, den ganzen Fokus, unsere Wertvorstellungen und die Suche nach Anerkennung daran aus. Wenn es uns aber gelingt, diesen Teil und den Teil des verletzlichen Selbst zu integrieren, kann daraus eine Quelle der Stärke, des Selbstvertrauens, des Mutes und der Integrität werden.

Das verletzliche Selbst

Wir hatten ja schon über die verschiedenen verwundeten Zustände gesprochen und kommen nun auf diesen Aspekt in uns zurück, um zu verstehen, wie es zu dieser Spaltung in unserer Partnerschaft kommen kann. Wir haben gesehen, dass unser verletztes Selbst unsere empfindsame Seite ist. Wenn dieser Teil die Kontrolle übernimmt, sieht es so aus, als wäre man überemotional, süchtig, aufschiebend, reaktiv, unverantwortlich, jammernd, chronisch kränkelnd, kollabiert oder man neigt zu Unfällen.

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