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2.4.7 Auslegungsbedarf vs. -abstinenz
ОглавлениеJülicher lehnte die Deutung der Gleichnisse ab, da sie ursprünglich keinerlei Deutung benötigten (→ 2.1). Vertreter der Sprachereignis-Theorie lehnen die Deutung ab, da weder der historisch-literarische Kontext noch die Autorintention für das Verstehen ausschlaggebend seien. Vielmehr sei die Wirkung der Erzählung im Sinne eines ‚metaphorischen Prozesses‘, in welchem sich Gottes Liebe und Herrschaft realisierten, entscheidend (→ 2.2.3). Auslegungsabstinenz ist, so gesehen, die Folge einer verengten Sichtweise (das Gleichnis als rhetorisch-argumentative oder als po(i)etische Sprachform). Demgegenüber plädiert der vorliegende Band für eine Verschränkung historischer und narrativer, rhetorischer und poetischer Betrachtungsweisen (→ 2.5.5c). Der jeweilige Textsinn eines Gleichnisses ist durch diachrone (historisch-sozialgeschichtliche, traditionsgeschichtliche, religionsgeschichtliche) und durch synchrone (kompositions- und redaktionskritische, textlinguistische, formkritische, textpragmatische) Methodenschritte zu erheben.