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29. Erhebung des Licinius zum Augustus.
ОглавлениеMaximian kehrte nun wieder nach Gallien zurück und hielt sich dort eine Zeitlang auf. Dann begab er sich zum Feinde seines Sohnes, Galerius, angeblich um sich mit ihm über die Beilegung der Wirren im Staate zu besprechen, in Wirklichkeit aber, um den Galerius bei Gelegenheit der Aussöhnung zu ermorden und dessen Reich an sich zu reißen, nachdem er sich von dem seinigen ausgeschlossen sah, wohin er sich immer wandte. Dort43 hatte auch Diokles sich eingefunden; der Schwiegersohn hatte ihn jüngst herbeigerufen, um, was er früher nie getan hatte, in seiner Anwesenheit den Licinius an Stelle des Severus zum Augustus zu ernennen. So geschah es auch in Gegenwart beider, und so gab es zu gleicher Zeit sechs Kaiser44. Maximian sah sich dadurch an der Ausführung seiner Anschläge gestört und wollte nun auch noch einen dritten Streich wagen. Voll von frevlerischen Gedanken, kehrte er nach Gallien zurück, um den Kaiser Konstantin, seinen Schwiegersohn, den Sohn seines Schwiegersohnes45, mit tückischer Arglist zu umgarnen, und zur leichteren Täuschung legte er das kaiserliche Gewand ab. Das Volk der Franken stand eben unter Waffen. Maximian beredete den arglosen Schwiegersohn, nicht das ganze Heer mit sich zu führen; eine geringe Anzahl genüge zur Überwältigung der Barbaren. Dabei leitete ihn eine doppelte Absicht: er wollte selbst ein Heer haben, das er sich aneignen könnte, und Konstantin sollte bei seiner geringen Streitmacht dem Feinde unterliegen. Der junge Mann glaubte ihm als erfahrenem Greise, gehorchte ihm als seinem Schwiegervater und brach mit Zurücklassung des größeren Teiles des Heeres auf. Maximian wartete einige Tage ab, bis Konstantin das Gebiet der Barbaren betreten haben konnte, legte dann plötzlich den Purpur wieder an46, bemächtigte sich des Staatsschatzes und schenkte freigebig nach seiner gewohnten Art. Über Konstantin erdichtet er Dinge, die sofort auf sein eigenes Haupt zurückfallen sollten. Dem Kaiser werden die Vorgänge schleunigst hinterbracht, und er eilt in bewunderungswürdiger Schnelligkeit mit dem Heere zurück. Maximian wird unversehens überrascht, da er noch nicht genugsam gerüstet war. Die Soldaten kehren zu ihrem Oberfeldherrn zurück. Maximian hatte sich Massiliens bemächtigt und die Tore verschlossen. Konstantin tritt näher heran und redet den auf der Mauer stehenden Greis in milden und freundlichen Worten an, was ihm denn in den Sinn gekommen, was ihm gefehlt habe, warum er Dinge tue, die sich gerade für ihn am wenigsten geziemten. Maximian schleudert Verwünschungen von der Mauer herab. Plötzlich werden hinter seinem Rücken die Tore aufgeschlossen und Soldaten eingelassen. Man schleppt den aufrührerischen Kaiser, den unnatürlichen Vater, den treulosen Schwiegervater vor den Kaiser. Hier muß er seine Verbrechen hören; man reißt ihm das kaiserliche Gewand ab; doch wird ihm nach strenger Zurechtweisung das Leben geschenkt.