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5.1 Geld- und Auftraggebende der Evaluation
ОглавлениеDie Auftraggebenden
Die zentrale Rolle der Auftraggebenden einer Evaluation und derjenigen, die das Geld hierfür geben, liegt auf der Hand. Während deren Identifikation leicht ist, müssen die Evaluierenden in die Klärung der verschiedenen Interessen und Rollenüberschneidungen Zeit investieren.
Erwartungen an die Auftraggebenden
Von Auftraggebenden einer Evaluation wird erwartet, gegenüber der Evaluation und den daraus resultierenden, eventuell auch unerwarteten Ergebnissen aufgeschlossen zu sein. Dieser Sachverhalt gilt unter Experten als zentral und wird dennoch in der Praxis oft zu wenig beachtet (Balzer, 2005, S.180). Zudem sollen Auftraggebende kooperativ sein und engagiert am Evaluationsprojekt teilnehmen. Dieses Engagement soll sich aber nicht in einer Kontrollfunktion äußern. Evaluationsexpertise der Auftraggebenden wird nicht unbedingt als notwendig erachtet (Balzer, 2005, S.180).
Engagement der Auftraggebenden
Der Grad des Engagements der Auftraggebenden hat Auswirkungen auf die Evaluation. Starkes Engagement kann z.B. für klare Anforderungen und einen regen Informationsfluss sorgen, kann aber auch zu restriktiven Auflagen bis hin zu Versuchen der einseitigen Einflussnahme auf die Evaluationsergebnisse führen. Dies verlangt angemessene Reaktionen vonseiten der Evaluierenden.
Rolle der Auftraggebenden im Evaluationsgegenstand
Zur Beurteilung solcher Anforderungen ist es wichtig zu verstehen, in welchem Verhältnis Auftraggebende zum Evaluationsgegenstand stehen. Es kann zu Interessenkonflikten kommen, wenn Programmverantwortliche (z.B. Studiengangsleitende) selbst in die Evaluation involviert sind und ein stark gerichtetes Interesse an bestimmten Ergebnissen der Evaluation haben. Wenn sogar unabhängig von der Faktenlage ein zuvor bestimmtes Ergebnis erzielt werden soll, spricht man auch von Pseudo-Evaluationen (Stufflebeam & Coryn, 2014, S. 117–132).
Unterstützungssysteme für Evaluationen
Bei größeren Evaluationen in der Bildung können wissenschaftliche Beiräte oder Begleitgremien, in denen Fachverbände vertreten sind, überzogene Einflussversuche von Auftraggebenden abfedern (vgl. Baizerman, Fink & Roholt, 2012).
BEISPIEL 7
Eine Firma sucht nach dem besten Anbieter für eine Computerschulung. Da das Angebot auf dem Markt sehr groß ist, wird eine Evaluation in Auftrag gegeben, die den Markt sondieren und das beste Angebot identifizieren soll. Präferenzen hat die Firma keine, der Beste soll den Zuschlag erhalten. Entsprechend ist eine neutrale Evaluation möglich. Ganz anders sieht es aus, wenn einer der konkurrierenden Schulungsanbieter eine Evaluationsstudie in Auftrag gibt, um sich seine Qualität extern dokumentieren zu lassen. Auch wenn ein solches Evaluationsprojekt nicht parteiisch sein muss, müssen sich die Evaluierenden der Parteilichkeit der Auftraggebenden bewusst sein.