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2.3 Evaluation als Qualitätsmanagement bzw. Controlling?

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Evaluation wird in diesem Buch als Ansatz dargestellt, der eigenständige wissenschaftliche Grundlagen, ein spezifisches Leistungsspektrum, typische Einsatzfelder und besondere Qualifikationsanforderungen hat und sich darin von anderen Ansätzen substanziell unterscheidet.

Manche Autorinnen und Autoren sehen dies anders, was hier kurz referiert sei.

Evaluation – ein Hilfsmittel der Steuerung?

Stockmann (2007, S.97) subsumiert Evaluation in einem umfassenden Vergleich von Ansätzen – wie anderen «Instrumenten» zur Steuerung im öffentlichen und privatwirtschaftlichen Sektor – unter die Hilfsmittel des Qualitätsmanagements wie Controlling, Balanced Scorecard, Benchmarking, Audit und außerdem das Monitoring, welches wie Evaluation einen stärker sozialwissenschaftlichen Entstehungshintergrund habe. All diese «Managementwerkzeuge […] stellen Instrumente einer modernen an Rationalitätskriterien orientierten Unternehmensführung bzw. Politiksteuerung dar».

Hummel (2001, S.23) schließt sich der Auffassung anderer Vertreterinnen und Vertreter des Bildungscontrollings an, dass Evaluation eine Teilmenge des Controllings sei. Schöni (2009, S.54–57) setzt sich einerseits kritisch davon ab und räumt der Evaluation einen eigenen Stellenwert ein, bezeichnet sie andererseits – wie Bedarfsabklärung, Zielbestimmung und Planung – als «Controlling-Element» in Unternehmen. Auch in seinem Fallbeispiel einer Berufsschule für Weiterbildung (Schöni, 2009, S.158) kommt Evaluation mit Stichwörtern wie «Unterrichts-Evaluation» oder «Service-Evaluation» primär als Verfahren der Datenzulieferung eines umfassenden, systemischen Controllingansatzes zum Einsatz.

Der Auffassung, Evaluation sei im Kern eine Werkzeugsammlung, die sich in Qualitätsmanagement- oder -sicherungssysteme von Unternehmen oder Non-Profit-Organisationen integrieren und unter sie subsumieren lasse, begegnet man häufig bei Qualitätsmanagerinnen und -managern, Qualitätsbeauftragten oder Controllingfachleuten. Diese verstehen unter Evaluation im Wesentlichen die Datenerhebungsinstrumente, die z.B. im Rahmen von Kundenbefragungen oder als Seminar-Feedbackbogen eingesetzt werden. Evaluation wird oft reduziert auf Datenerhebungsverfahren, die meist mit (Kunden-)Zufriedenheitsmaßen arbeiten oder Lernzieltests darstellen. Fragen zu den Quellen und der Legitimität von Bewertungskriterien, der Notwendigkeit von Zielsystemen oder curricularen, didaktisch-methodischen Modellen, der Angemessenheit der Beteiligung verschiedener Anspruchsgruppen bei der Festlegung von Evaluationsfragestellungen oder von Bewertungskriterien für Bildung, die ganze Frage nach Evaluationsstandards sowie der evaluationstheoretische Hintergrund etc. spielen hierbei keine oder eine sehr untergeordnete Rolle.

Evaluation braucht genügend Freiheit und Unabhängigkeit

Der Evaluation werden im Verständnis dieses Buches nicht die unbeschränkten Freiheitsgrade zugestanden, wie Grundlagenforschung sie benötigt. Sie braucht jedoch deutlich mehr Freiheit und Unabhängigkeit, als üblicherweise unternehmensinternen, managementgesteuerten Funktionen wie dem Controlling, dem Benchmarking oder dem Qualitätsmanagement zugestanden wird. Evaluation bewertet nicht nur, sondern macht auch die Bewertungskriterien transparent und damit dem Diskurs zwischen den verschiedenen Stakeholdergruppen zugänglich. Während Controlling und Qualitätsmanagement klar den Interessen der obersten Leitung einer Institution verpflichtet sind, müssen sich Evaluationen – zumal solche in öffentlich finanzierten Bildungsprogrammen – demokratischen Aushandlungsprozessen hinreichend öffnen. In den «Standards für Evaluationen» finden sich hierfür zahlreiche Anknüpfungspunkte (DeGEval – Gesellschaft für Evaluation e.V., 2016; SEVAL – Schweizerische Evaluationsgesellschaft, 2016; Yarbrough, Shulha, Hopson & Caruthers, 2011). Dies ist auch die Erklärung dafür, dass Evaluation vorrangig im demokratisch gesteuerten öffentlichen Bereich und in Non-Profit-Organisationen, ja auch in auf öffentliche Legitimation angewiesenen Stiftungen verbreitet ist, während sie in Profit-Organisationen auf enge Felder wie die Weiterbildung beschränkt ist und dort auch in Konkurrenz steht zu anderen, managementnäheren Ansätzen wie dem Bildungscontrolling.

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