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Janne Kink trat aufs Gaspedal. Es waren noch zehn Kilometer bis zum Skogskyrkogården, auf dem Rune Katt beerdigt werden sollte. Und er hatte noch 13 Minuten, ehe die Zeremonie beginnen sollte. Das sollte eigentlich reichen für zehn Kilometer. Aber nicht im Stadtverkehr. Kink zog nervös an seiner Zigarette. Dann sah er aufs Armaturenbrett: Er fuhr 80. Mitten in der Stadt. Aber es war ihm egal. Er dachte an Rune Katt.

Janne Kink. Rune Katt.

Er war so stolz auf diesen ähnlichen Klang gewesen, damals, als Junge.

Er war neun gewesen, als Katt mit AIK Stockholm Meister geworden war; er hatte auf dem Sofa gesessen und am Radio zugehört, wie die letzten Minuten im letzten Spiel verronnen waren. AIK hatte bis dato ein 1:1 bei Malmö FF gehalten, das hätte zum Meistertitel gereicht.

„Noch vier Minuten“, hatte der Reporter gesagt und der kleine Janne hatte die Luft angehalten. Seine Daumen waren feuerrot gewesen, so fest hatte er sie gedrückt. Malmö war noch einmal vor das AIK-Tor gekommen, der Ball, so hatte es der Reporter geschildert, war in den Strafraum geflogen, Malmös großer Stürmer Niklas Berg war hochgestiegen – aber Katt hatte den Ball aus der Luft heruntergeholt. Janne war in seinem Zimmer herumge­sprungen vor Freude.

„Nachspielzeit“, hatte er den Reporter sagen hören.

„Idiot!“, hatte Janne gerufen; er hatte nicht den Reporter gemeint, sondern den Schiedsrichter, wegen der Nachspielzeit.

Janne hatte sich aufs Bett geworfen, den Kopf im Kissen verborgen und sich die Ohren zugehalten. Er hatte nicht hören wollen, falls Malmö noch ein Tor schießen und AIK den Meistertitel verlieren würde. So war er drei, vier Minuten gelegen, dann hatte er es gewagt, die Hände von den Ohren zu nehmen. Aus dem Radio war in diesem Moment lauter Jubel zu hören gewesen. Jubel von AIK? Oder Jubel über das Siegtor von Malmö FF? Janne hatte sich über sich selbst geärgert, dass er sich die Ohren zugehalten hatte. Dann waren weitere Sekunden ver­ronnen, der Reporter hatte davon gesprochen, dass man die Spieler des neuen schwedischen Meisters vors Mikrofon bekommen wollte. Janne hatte gehofft, dass es seine Spieler sein würden, die Spieler von AIK.

„Wir haben Rune Katt!“, hatte der Reporter gebrüllt.

„Jaaaaaaaa!“, hatte Janne gerufen. „Wir sind Meister!“

Noch acht Minuten, dachte Janne Kink. Er war mittlerweile auf dem Nynäsvägen, der im Süden Stockholms stadt­auswärts führte. Der Skogskyrkogården lag in Enskede. Kink konnte nun richtig Gas geben. Ich schaffe es pünktlich, dachte er und drückte die Zigarette im Aschenbecher seines Autos aus. Als die Redaktion sagte, er solle zur Beerdigung Rune Katts fahren, um einen Artikel über „­Schwedens größten Torwart aller Zeiten“ zu schreiben, hatte er nur halbherzig eingewandt, dass er gerade nicht könne, weil seine Recherche über die osteuropäische Welpenmafia in einer sehr entscheidenden Phase sei. Sein Chef hatte bloß gesagt: „Kümmer dich lieber um die Katze von AIK.“ Das war Katts Spitzname gewesen. Jetzt war die Katze tot.

Opfer ohne Gewissen

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