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IV

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Ein einziger Blick in die Hydra aus Gesichtern der Senatoren führte dazu, dass ich den entgegengesetzten Weg durch das Atrium einschlug. An der Tür zur Straße saß Petronius. Er sprang auf und musterte mein Gesicht.

»Sag mir die Wahrheit. Der Dominus ist tot, nicht wahr? Es ist meine Schuld. Ich hätte dich sofort herbeirufen sollen.«

»Zumindest hast du Augen im Kopf. Du warst der Einzige, der den Messerstecher sah. Aber du hast dich nicht getraut, es mir zu erzählen. Du wusstest, dass nur ein Wundarzt deinem Dominus helfen konnte.« Das Gesicht des Sklaven verzog sich vor Entsetzen.

»Beruhige dich«, fuhr ich fort. »Er starb nicht durch den Messerstich. Dein Herr wurde vergiftet.«

Die Senatoren näherten sich uns und begannen, Fragen zu stellen. Was ich damit gemeint habe, Drusus habe zwei Mörder? Hätten zwei Männer ein und dasselbe Messer führen können?

»Halt deinen Mund, wenn dir dein Leben lieb ist«, flüsterte ich Petronius zu.

Er sah mir in die Augen und schien zu verstehen. Wir wussten beide, dass die Zeugenaussage eines Sklaven vor Gericht nur gültig war, wenn sie unter Folter erzwungen worden war.

Die Menge der Neugierigen auf der Straße vor dem Haus verlor augenblicklich jegliches Interesse an mir, als die Senatoren hinter mir auftauchten.

Ich drängte mich hinaus ins Freie. Auf der Vestatreppe lief ich an einigen Schaulustigen vorbei, die den Weg hinaufkamen. Auf dem Forum standen die Menschen bereits in Gruppen zusammen und diskutierten über den Tod des Volkstribuns.

Vor meinem Hauseingang, einer steilen Backsteintreppe zwischen einer Bäckerei und einem Weinhandel, stritten die Inhaber lautstark miteinander, obwohl sie sich einig darin waren, dass die Ermordung schlimm sei und man gegen solche Zustände etwas tun müsse. Über die Leiter im sechsten Stockwerk gelangte ich das letzte Stück hinauf durch die Dachluke in mein Zimmer.

In der Wohnung unter mir war meine Nachbarin dabei, ihren Sohn die Hausaufgaben abzufragen, die er in der Schule des Lykiers Sarpedon weiter unten in der Straße aufbekommen hatte.

Ich hörte ihrem vertrauten Morgenritual zu, während ich langsam zur Ruhe kam.

»Also, Tiro, wer waren die Gründer Roms?«

Das Schweigen des Jungen ließ die Mutter schnauben.

»Denk nach. Unsere Stadt heißt Rom und ihre Gründer heißen …?« »Romulus«, erinnerte sich der Junge. »Und Remus. Sie waren Zwillinge. Sie wurden als Kinder von einer Wölfin gesäugt. Dann gründeten sie Rom, auf dem Palatinhügel.«

»Bravo, Tiro. Komm, zieh deine Tunika an.«

»Doch dann begannen sie, darum zu streiten, wer König werden sollte. Dann brachte Romulus seinen Bruder mit einem Schwert um.«

»Richtig. Möchtest du eingelegte Eier oder Brei zum Frühstück?«

Tiro entschied sich für eingelegte Eier. Sie waren seine Leibspeise. Der Geruch von Garum, einer kräftigen, vergorenen Fischsauce, die für alle möglichen Gerichte verwendet wurde, stieg zu mir nach oben.

»Darf ich auch zwei nehmen, Mutter?«

»Ach, was soll’s. Beeil dich aber, wir müssen jetzt gehen.«

Ihre Stimmen verschwanden die Treppe hinunter und vermischten sich mit Geräuschen der Straße. Erschöpft fiel ich in den Schlaf.

In meinen Träumen tauchte das gequälte Gesicht von Drusus auf. Immer wieder versuchte ich, ihn zu retten, obgleich ich schon längst eingesehen hatte, dass es nutzlos war. Jedes Mal entglitt sein Leben meinen Händen.

Ich wachte gegen Mittag auf, als ein großer Schatten auf mich fiel. Es war ein Mann mit kurzen Haaren, einem tonnenförmigen Oberkörper und einem verbissenen Gesichtsausdruck. Er hielt mir ein Messer an die Kehle.

Der Römer

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