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VIII

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Das Geräusch des plätschernden Wassers aus dem kleinen Springbrunnen, der die Form einer Nymphe mit einer Amphore hatte, erfüllte das Atrium mit einer friedlichen, träumerischen Stimmung. An den rot getünchten Wänden hingen die Ahnenmasken der Vorväter der Liviusfamilie wie hoch geschätzte Jagdtrophäen.

Am Hintereingang des Hauses stand eine Leichenbahre aus dunklem Holz. Dort lag Drusus, in eine Senatorentoga mit einer purpurnen Borte gehüllt und mit Sandalen an den Füßen, die frisch mit Öl eingerieben waren.

»Die Freunde von Onkel Drusus waren den ganzen Vormittag hier«, sagte Servilia. »Sie haben ihn gewaschen und angekleidet. Jetzt sind sie nach Hause gegangen, um zu schlafen.«

Sie führte mich durch den kurzen Gang, der das Tablinum vom Triklinium trennte.

»Als ich gestern Abend ankam«, erwähnte ich und zeigte ins Speisezimmer, »bemerkte ich einen Mann, der sich dort drinnen versteckte. Er hatte schmale Augen und einen nach oben gezogenen Mund, obwohl er nicht lächelte.«

»Das klingt nach Silo. Er und Onkel Drusus kennen sich von Kindesbeinen an.«

»Hätte sich der Freund deines Onkels nicht zu erkennen gegeben, hätte er sich gestern im Haus aufgehalten?«

»Ja, du hast Recht. Dann kann er es nicht gewesen sein.«

Es sei denn, dachte ich, dass er nicht auf einen Höflichkeitsbesuch aus war.

Der viereckige Peristylgarten war in vier Kräuter- und Gemüsebeete aufgeteilt. In der Mitte, wo sich die beiden Wege kreuzten, plätscherte ein Brunnen. Ein Mädchen und zwei Jungen blickten von ihren Spielsachen auf. Der kleinere Junge betrachtete mich missbilligend wie eine verfaulte, ungenießbare Frucht.

»Wer ist das?«, fragte er.

Ich stellte mich vor.

»Ich habe meine Schwester gefragt«, unterbrach er mich, »nicht dich.« Servilia ignorierte ihn und deutete auf einen Jungen von ungefähr neun Jahren.

»Das ist Quintus, mein ältester Halbbruder. Das Mädchen heißt Porcia, und der Kleine ist Cato. Wie ich es dir erzählt habe, sind sie die Kinder des Liebhabers meiner Mutter, Cato Salonianus. Du weißt, jener Mann, der der Nachkomme einer Sklavin war und meine Mutter die Ehe mit meinem Vater kostete.«

Die Kinder überhörten diese offenkundige Verunglimpfung. Sie waren alle drei rothaarig und blauäugig. Ihre langen Nasen, die hässlich schief in ihren kleinen Gesichtern standen, bildeten einen starken Kontrast zu Servilias ebenmäßigen Gesichtszügen.

Ich fragte, ob sie ein paar Fragen zum Tod ihres Onkels beantworten könnten.

»Ich vermute, wir können leider nicht behilflich sein.« Quintus, der Älteste, glich seine niedere Herkunft damit aus, dass er noch geschwollener als Servilia redete. »Wir erwachten von Onkel Drusus’ Schreien. Elena brachte uns hinab in den Keller. Von dort unten hörten wir nichts anderes als undeutliche Stimmen.«

Cato, der kleinere Junge, hob ein Holzschwert vom Boden auf und fuchtelte damit erregt durch die Luft.

»Onkel Drusus kann mich am Arsch lecken!«, zischte er.

Quintus entschuldigte sich für die Reaktion seines kleinen Bruders: Cato sei schon seit Langem auf Drusus zornig aufgrund dessen Bekanntschaften.

»Welche Bekanntschaften?«, erkundigte ich mich.

Quintus zögerte, und so war es Servilia, die antwortete.

»Es waren Boten der Marser, Etrusker, Päligner und Samniten«, sagte sie. »Roms wichtigste Verbündete in Italien.«

»Keine Römer!«, stieß der kleine Cato hervor und schlug ein paar Blätter eines Buschs ab. »Das sind Dreckskerle.«

»Onkel Drusus arbeitete an einem Gesetzesvorschlag, der das römische Bürgerrecht auf ganz Italien ausdehnen sollte. Dies hätte alle Volksstämme der Halbinsel dazu gebracht, Rom wie einen liebevollen Vater zu betrachten, anstatt wie eine arrogante Besatzungsmacht.«

»Hör auf damit, Onkels Reden zu wiederholen«, rief Cato und drohte seiner Halbschwester mit dem Holzschwert. »Wir Römer sind nicht arrogant. Wir sind einfach nur viel besser als alle anderen. Das werden diese Hunde noch einsehen. Ansonsten müssen wir es ihnen beibringen.«

Dieses war keine ungewöhnliche Ansicht. Man hörte es auf dem Forum beinah täglich. Aber es war sonderbar, dass ein Kind so etwas nachplapperte.

»Wie sollten wir ihnen das denn beibringen?«, gab Servilia zurück. »Es gibt zehnmal so viele Italer wie Römer. Es wäre klüger, sie zu unseren Freunden zu machen.«

Cato setzte eine sture Miene auf. Rationale Argumente würden seine Einstellung nicht ändern. Ich betrachtete den Jungen, während die Diskussion weiterging. Er zeigte eine beinah lächerliche, doch aufrichtige Würde, die nur wenige Erwachsene besitzen und die ihn weitaus älter wirken ließen, als er mit seinen fünf, sechs Jahren war. Ein alter Querulant, gefangen im Körper eines kleinen Jungen.

»Man kann Barbaren nicht zu römischen Bürgern machen«, behauptete Cato.

»Italer sind keine Barbaren«, protestierte Servilia.

»Nein, das findest du natürlich nicht so. Du mit deinem samnitischen Geliebten.«

Servilia machte einen Schritt auf den Jungen zu, wurde aber von Quintus aufgehalten.

»Lass gefälligst meinen Bruder in Frieden«, sagte er.

»Dann soll er auch seine Klappe halten.«

Servilia war einen Kopf größer als Quintus, der nichts Bedrohliches an sich hatte. Dennoch wurde sie unsicher angesichts der vereinten Opposition der Brüder. Porcia hatte sich in eine entlegene Ecke des Gartens zurückgezogen. Zank war eine immer wiederkehrende Begebenheit, der sie gewohnheitsmäßig aus dem Weg ging.

»Wenn wir groß genug sind, erben wir das gesamte Haus«, sagte der kleine Cato. »Und dann schmeiße ich dich raus.«

»Bis dahin bin ich verheiratet«, schrie Servilia, »und habe meine Mitgift bekommen.«

»Nicht, wenn du weiterhin alle Freier ablehnst, mit denen Onkel Mamercus ankommt.«

»Du hast an der Tür gelauscht!« Der kleine, altkluge Junge hatte einen wunden Punkt getroffen. »Was bildest du dir ein? Das geht dich nichts an.«

»Vielleicht kümmert es ihn dort ja, wer unser Vater ist?« Klein Cato zeigte auf mich. »Wer ist das noch mal? Ein neuer Liebhaber?«

»Ruhe, Kinder«, unterbrach ich sie. »Ich bin nur gekommen, um zu fragen, ob ihr wisst, wann genau euer Pförtner Petronius verschwunden ist. Könnt ihr mir darauf antworten?«

Sie schauten sich an und schüttelten den Kopf.

»Seine Abwesenheit wurde erst mitten am Tag entdeckt«, führte Quintus in seinem formvollendeten Latein aus. »Wir wussten selbst nichts davon, bevor es uns Servilia erzählte.«

»Dann wünsche ich den jungen Herren einen guten Tag.«

Servilia holte mich an Drusus’ Leichenbahre ein.

»Warte«, sagte sie kurzatmig. Sie hielt meinen Arm einen Augenblick länger als notwendig fest. Die Berührung brannte auf meiner Haut wie Feuer.

»Ich habe keinen samnitischen Liebhaber«, flüsterte sie und strich sich die kleinen, schwarzen Locken aus der Stirn. Ihre grüngelben Augen strahlten mich an.

»Ich denke nicht«, murmelte ich, »dass die Herrin einem Griechen gegenüber ihr Privatleben rechtfertigen muss.«

»Ist es, weil du Grieche bist, dass du glaubst, ein Pförtner sei wichtiger als der Mord an meinem Onkel? Oder weshalb beschäftigst du dich so sehr mit Petronius’ Verschwinden? Ich habe auch gehört, wie du den Koch nach ihm ausgefragt hast.«

»Ich glaube nicht, dass du meine Beweggründe verstehst, Servilia. Du, die so privilegiert ist.«

»Es mag schon sein, dass du denkst, ich sei privilegiert«, brach es aus ihr heraus. »Du siehst den Schmuck und die feinen Kleider. Die vornehme Adresse. Aber ich würde auf das Ganze hier liebend gern verzichten, könnte ich nur selbst über mein Leben bestimmen.«

»Glaubst du vielleicht, ein Sklave kann selbst bestimmen?«

Sie stützte ihre Hände in die Seiten. Ihre aufkeimenden Brüste hoben und senkten sich unter der Seidenstola. Die Sonne, die sich hinter dem Dachfirst verzog, schimmerte in ihrem blauschwarzen Haar.

»Ich kenne jeden einzelnen Sklaven hier in diesem Haus«, sagte sie, »sie sind alle meine Freunde. Meine Familie, in Ermangelung von etwas Besserem. Dazu gehört auch Petronius.«

Vielleicht würde sie es sogar verstehen.

»Petronius ist wegen mir in Schwierigkeiten geraten. Deshalb möchte ich ihn finden. Das führt mich möglicherweise zu dem Mörder deines Onkels, aber das muss ich in Kauf nehmen.«

Der Römer

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