Читать книгу Der Römer - Лассе Хольм - Страница 22

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Im Tageslicht sah General Marius älter aus als im Schein der Öllampen im Tablinum von Drusus’ Haus. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. In Rom wird jeder junge Tor grenzenlos bewundert, während ein alternder Ehrenmann lediglich ein nachsichtiges Lächeln erntet.

»Ave, General«, sagte ich.

»Salve, Junge. Überrascht?«

»Ganz im Gegenteil, General. Ich habe dich erwartet.«

»Es war nicht leicht, dich zu finden.« In seinen Mundwinkeln sammelte sich etwas Spucke, die er mit seinem Handrücken abwischte. »Du hast neulich die Gesellschaft ziemlich hastig verlassen.«

»Es tut mir leid.«

»Genau wie vor zehn Jahren, als du mich verlassen hast.«

»Vor zwölf Jahren. Entschuldige, General.«

»Zwölf Jahre? Tatsächlich? Nun ja, das wird schon stimmen.« Er schaute mich mit seinen wasserblauen Alte-Männer-Augen an und räusperte sich. »Ich habe nach dir gesucht. Ich hatte Leute in ganz Italien. Ja, selbstverständlich nicht nur deinetwegen. Als ich einen Trupp Männer in ihre Kolonien zurückschickte, bat ich sie sogar, nach dir Ausschau zu halten. Nicht ein Wort habe ich gehört. Zehn Jahre lang! Ich meine, zwölf Jahre. Und all die Zeit bist du hier in Rom gewesen. Hast du gar nichts dazu zu sagen?«

»Du hast doch schon alles gesagt, General.«

Er seufzte.

»Nun gut, du sollst deine Geheimnisse für dich behalten. Ich bin auch nur gekommen, um eine Antwort auf die Frage zu erhalten: Was hast du damit gemeint, als du sagtest, Drusus hätte zwei Mörder?«

Ich erzählte Marius, was ich bereits Servilia berichtet hatte. Aber auch nicht mehr.

»Gift, sagst du? Bona Dea! Ich dachte mir schon, dass es so etwas in der Art sein musste. Das war auch ein zu verdächtiger Zufall. Weißt du, dass Drusus genau an diesem Tag die wichtigste Rede seines Lebens gehalten hatte?«

»Römisches Bürgerrecht für alle Italer. Ja, ich weiß. Nun wird wohl nichts aus seinem Gesetzesvorschlag, oder?«

Der General schüttelte verärgert den Kopf.

»Politik ist ein dreckiges Spiel. Auf dem Schlachtfeld war das etwas ganz anderes. Dort stand man dem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Mit offener Stirn kämpfen. Ich kann dir sagen, es ist ein Fluch, in Friedenszeiten zu leben.«

»Die Gefallenen würden dir sicherlich zustimmen, wenn sie es könnten.«

Das Schlachtfeld hatte zu Marius gepasst wie ein gut sitzender Handschuh. Dort hatte man ihn respektiert. Und dort hatte man ihm bedingungslos gehorcht.

Seine zahllosen Siege hatten ihm den Beinamen ›Roms dritter Gründer‹ eingebracht. Diesen Namen trug er auch während seiner politischen Karriere, die jedoch weit weniger glorreich gewesen war.

»In jener Nacht, in der Drusus starb«, sagte ich, »erwähntest du, dass einige seiner Unterstützer und Klienten euch vom Forum aus gefolgt waren. Kanntest du sie und kannst du mir sagen, wer sie waren?«

»Ich kannte keinen von ihnen. Aber vielleicht kennen Scaurus und Crassus Orator sie. Du erinnerst dich doch noch an die beiden Senatoren, die in Drusus’ Todesnacht in seinem Tablinum saßen?«

»Natürlich erinnere ich mich an den Redner und den Senatsvorsitzenden. Aber bei dem Dritten war ich mir unsicher. Er hatte helles Haar, blasse Haut und Sommersprossen.«

»Ich weiß nicht, von wem du sprichst.« Marius presste demonstrativ die Kiefer zusammen als Zeichen, dass dem nichts mehr hinzuzufügen war. »Sollen wir gehen?«

»Wohin, General?«

»Zu Scaurus’ Haus, selbstverständlich. Der Vorsitzende des Senats erwartet dich. Erwähnte ich das nicht?«

Der Römer

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