Читать книгу Der Römer - Лассе Хольм - Страница 25
XIII
ОглавлениеDie gebratenen Knoblauchwürste und Krabben in Garum schmeckten bitter wie Schierling und die mit Käse und Ei gefüllten Teigklöße blieben mir im Hals stecken. Die beiden Senatoren aßen mit großem Appetit drauflos, während sie über die Zukunft von Crassus Orator als Nachfolger von Drusus berieten. Ich begriff, dass seine wesentliche Aufgabe sein würde, den Gesetzesvorschlag für die Bürgerrechte der Italer durchzusetzen.
»Und wenn das getan ist, stelle ich mich als Konsul auf«, stellte er fest. Es klang nicht so dahingeworfen, wie es beabsichtigt war. Das Schweigen von Scaurus ermunterte den Orator, fortzufahren. Er setzte sich auf und breitete die Arme aus, als würde er zum ganzen Forum sprechen.
»Bin ich nicht Roms bester Redner? Habe ich nicht das passende Alter? Habe ich nicht schon alle anderen Ämter bekleidet? Du bist schon lange kein junger Mann mehr, Scaurus. Jemand muss bereit sein und übernehmen. Für Rom.«
Crassus Orator holte Luft, um seine Rede weiterzuführen, griff sich aber stattdessen in die Lendengegend und stöhnte vor Schmerzen. Der alte Senatsvorsitzende nutzte die Pause.
»Wie steht es denn nun um deine heimliche Absprache bezüglich Drusus’ ältester Nichte? Weiß denn Servilia überhaupt, dass sie mit dir vermählt werden soll? Du bist ohnehin noch verheiratet. Aber du wirst es dir leisten können, Mucias Mitgift zurückzuzahlen. Ja, reichlich sogar. Vorausgesetzt, sie erfährt nicht vorher davon und hetzt ihre Familie gegen dich auf. Denn dann kann es noch teurer werden.«
»Halt deinen Mund, alter Ziegenbock.«
Scaurus lächelte, als hätte er ein Kompliment erhalten. Die Sache war damit erledigt.
Crassus Orators Traum, eines der höchsten Ämter Roms zu bekommen, war bis auf Weiteres gebannt.
»Als mich Marius abholte«, sagte ich, »nahm ich an, wir würden über den Mord an Drusus sprechen.«
Beide starrten mich an, als wäre es das erste Mal, dass sie mich sahen. Patrizier sind es derart gewöhnt, Untergebene um sich zu haben, dass sie oftmals deren Anwesenheit vergessen.
»Es ist wichtiger, einen Krieg mit den Italern zu verhindern«, entgegnete Scaurus, »als einen Mörder zu überführen, der längst über alle Berge ist. Ja, das ist er bestimmt. Drusus war ein Ehrenmann, doch wir anderen leben in einer Welt der Realpolitik. Man nimmt seinen Standpunkt je nach Sachlage ein und löscht als Erstes den größten Brand. Der einzige Brand, der um Drusus entstehen wird, ist das Leichenfeuer auf dem Forum.«
Crassus Orator lachte laut auf, verzog aber plötzlich das Gesicht und griff sich wieder in die Lenden.
»Hat der Herr Schmerzen?«, erkundigte ich mich. »Soll ich eine Untersuchung vornehmen?«
»Halt dich zurück, Grieche. Ich überlasse meine Gesundheit keinem Sklaven.«
In den zwölf Jahren in Freiheit hatte ich mich daran gewöhnt, als Mensch angesprochen zu werden, woran auch die vergangene halbe Stunde nichts ändern konnte. Ich erhob mich und ging zurück in Richtung des Hauses. Der Senatsvorsitzende humpelte mir hinterher, hielt mich an der Treppe an und entschuldigte sich dafür, dass der Orator zu viel des guten Weins gehabt habe.
»Ich hoffe nicht, dass du es uns übel nimmst. Ich kann dir versichern, dass wir dich respektieren. Ja, außerordentlich sogar. Du darfst unser Angebot nicht als Ultimatum verstehen. Denk daran, was eine Freilassung für dich bedeuten kann. Du wirst dich mit einer Römerin vermählen und römischer Bürger werden können.«
Der Senatsvorsitzende legte seinen Arm um meine Schulter, als wäre ich ein bestechungswilliger Wahlmann.
»Versteh doch, ich weiß, wovon ich rede, mein Freund. Ja, genauso ist es. Einer meiner Sklaven haute einmal ab. Als er nach wenigen Monaten gefangen wurde, ließ ich ihn vor den restlichen Leuten meines Haushalts von seinem Leben auf der Flucht erzählen, bevor ich ihn danach hinrichten ließ. Die Einsamkeit, die ständige Angst, entdeckt zu werden. Die Angst vor Nähe. Ja, das Zusammensein mit anderen, all das war eine tägliche Bedrohung für ihn. Und schließlich die Erleichterung darüber, dass es vorbei war. Seitdem gab es bei mir keine Flucht eines Sklaven. Nein, nicht eine einzige.«
Er ließ seine Hand über seinen Scheitel gleiten und betrachtete mich. Die Welt und die Menschen, die sie bevölkerten, waren aus seiner Sicht so durchsichtig wie ein Kristall.
»Du könntest eine ehrbare Arztpraxis eröffnen«, fuhr er fort, »anstatt dich im Elendsviertel von Subura zu verstecken. Deine Kinder bekämen Stimmrecht, wären von Abgaben befreit und hätten das Recht, vor einem Gericht zu klagen. All das für eine Reise, die einen Monat dauert. Ja, vielleicht sogar nur vierzehn Tage. Ist diese Belohnung nicht reichlich den Einsatz wert? Denk darüber nach. Pace.«
Ich schaute dem Senatsvorsitzenden nach, während er durch den Garten dorthin zurücklief, wo Crassus Orator wartete. Für einen Mann, der täglich mit erfahrenen Politikern umgehen musste, war es ein Leichtes, mich zu verführen.
»Mein Mann könnte einen Barbarenstamm zur Aufgabe überreden, denkst du nicht auch?«
Die Stimme gehörte einer Frau in meinem Alter, die sich hinter einem Busch versteckt hatte. Sie hatte langes, rotbraunes Haar, breite Hüften und einen üppigen Busen.
»Mein Name ist Caecilia. Aber nenn mich einfach Cilla.«
Wenn man dem Gerede auf dem Forum Glauben schenken durfte, waren die Eltern von Caecilia Metella erleichtert gewesen, als der Senatsvorsitzende um ihre Hand angehalten hatte, obwohl sie noch keine 15 Jahre alt war. Denn sie hatten endlose Schwierigkeiten mit ihr vorausgesehen.
Man sagte, sie sei flatterhaft wie ein Schmetterling und einfältig wie ein Kind. Der kluge Ausdruck in ihren Augen ließ mich an dem Gerede zweifeln.
»Du bist der Medicus, der versuchte, das Leben von Drusus zu retten?« Sie beendete jeden ihrer Sätze mit einem Kichern, als wäre es ihre verbale Signatur.
»Es gelang mir leider nicht«, sagte ich und dachte an die Schwierigkeiten, die mir erspart geblieben wären.
»Ach was. Ich bin froh, dass ich diesen furchtbaren Mann losgeworden bin, der die ganze Zeit hier herumlief.«
»Alle anderen haben nur gut über ihn gesprochen.«
Eine kleine Lücke zwischen den Schneidezähnen kam zum Vorschein und Caecilia Metella schaute sich um.
»Einmal bin ich nackt durchs Atrium gelaufen, als er dort stand«, flüsterte sie. »Er wirkte vollkommen gleichgültig. Mir war sehr unbehaglich zumute, auf solche Weise ignoriert zu werden, das kann ich dir sagen.«
Caecilia hatte schon früh in ihrem Leben gelernt, wie man zum eigenen Vorteil mit Männern umzugehen hatte. Sie schob ihre Brüste leicht nach vorne und machte einen Schmollmund.
»Habe ich dich verärgert? Ich sage häufig solche beschämenden Dinge. Das kommt daher, weil mein Mann mich nie seinen Gästen vorstellt.« »Das kann ich kaum glauben, Herrin.«
Ich konnte mir andere Gründe denken, weshalb der alternde Senatsvorsitzende seine hübsche junge Frau nicht anderen Männern vorstellte. Unter dem dünnen Stoff der Stola zeichneten sich deutlich ihre Brustwarzen ab. Sie folgte meinem Blick und lächelte.
»Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass ich bei diesem Greis von Mann bin, weil er neben seiner Zunge auch andere Glieder geschickt zu nutzen weiß?«
»Das würde mich ausgesprochen empören, Herrin«, antwortete ich. »Die Zunge ist kein Glied, sondern ein feuchtes, muskuläres Organ.« Einen Augenblick lang hatte ich sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Dann kicherte sie ein letztes Mal.
»Ich kann es kaum erwarten, was sie über dich erzählen werden, wenn du gegangen bist. Mach’s gut, Demetrios.« Sie zog sich zurück, und das scheinbar zufällige Gespräch war vorbei.
Ich war eingehend beurteilt worden. Hinter ihren offenkundigen Absichten ahnte ich noch andere, verborgene, die ich aber noch nicht durchschauen konnte.