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XV

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»Es überrascht mich überhaupt nicht, dass du dich nicht an mich erinnerst. Mein Name ist Lucius Cornelius Sulla. Wir trafen im Feldherrnzelt von Marius aufeinander, nachdem wir die bleichen, stinkenden Barbaren niedergemetzelt hatten.«

Er selbst war bleich wie Alabaster. Die Sommersprossen auf seinen Armen bildeten große, rötliche Flecken. Obwohl er fast die 50 erreicht haben musste, ähnelte er eher einem Mann von 35. Man sagt, dass Alkohol haltbar macht. In Höhe der Brust breiteten sich einige Tage alte Weinflecken in einem unregelmäßigen Muster auf seiner Tunika aus, die aus feingewebtem Flachs gefertigt war. In seinen Augenwinkeln lauerte ein Lächeln, als würde er die Welt um sich herum für einen abgeschmackten, aber gut erzählten Witz halten.

»Wir begegneten uns in der Po-Ebene vor zwölf Jahren«, fuhr er fort. »Marius nannte dich ›Leibarzt eines Feldherrn, der kerngesund ist und niemals verwundet wird‹. Er versteht es, sich zu präsentieren, der alte Mistkerl. Sogar, wenn er andere vorstellt.«

Gierig trank er von dem sauren Wein aus der kleinen Taverne, während wir einige Erinnerungen von dem Schlachtfeld austauschten. In regelmäßigen Abständen würgte ich selbst einen Schluck herunter.

»Weshalb hast du dich im Haus von Drusus aufgehalten, als er starb?«, fragte ich schließlich.

»Das war nur ein dummer Zufall. Ich war sicherlich ein wenig von der Rede gerührt, die Drusus auf dem Forum an jenem Nachmittag gehalten hatte, und das geschieht nicht so häufig. Deshalb hatte ich seine Hand geschüttelt, und dann bin ich mit ihm mitgegangen. Es wurde nämlich auch etwas von einem Becher Wein erwähnt, weißt du. Ansonsten interessiere ich mich nicht für Politik. Machst du das vielleicht?«

»Nur, wenn mich die Umstände dazu zwingen.«

Er klopfte mir auf die Schultern und prostete mir zu.

»Gute Antwort. Im Senat wird nur Mist geredet und das ödet auch mich mächtig an. Alles ist ein einziger endloser, törichter Redeschwall, und am Ende kommt trotzdem nichts Ordentliches dabei heraus.«

Ich fragte ihn nach Drusus’ Klienten, die den Volkstribun vom Forum nach Hause begleitet hatten.

»Ich glaube nicht, dass ich auch nur einen von ihnen wiedererkennen würde, selbst wenn sie vor mir auf der Straße auftauchen und mir in die Fresse spucken würden. Aber ich weiß, wer sie kennen könnte.«

Er stützte sein Kinn auf einer Hand ab, wobei der Ellbogen vom Tisch abrutschte. Er wackelte mit dem Kopf und sah überrascht den Wirt an, der gerade einen Krug mit Wein vor ihm abstellte.

»Wenn du mir den Krug hier ausgibst, werde ich dir’s sagen: Drusus’ Halbbruder Mamercus. Er war nämlich am Abend vor dem Mord zum Essen bei Drusus.«

»Woher weißt du das? Warst du auch eingeladen?«

»Nein, aber Mamercus selbst hat es mir erzählt. Im Anschluss zu Hause bei mir. Dort wurde nämlich an jenem Abend eine kleine Theatervorstellung gegeben, bei der ›Lukretias Tod‹ von Ennius aufgeführt wurde. Leider hatte Mamercus Claudianus daheim bei Drusus zurückgelassen, sodass er die Vorstellung verpasste.«

»Claudianus? Wer ist das?«

»Du bist vielleicht ein neugieriges Klatschweib«, ulkte er. »Ganz Rom kennt die Geschichte, dass Claudianus der Adoptivsohn von Drusus ist. Trotzdem wohnt er seit vielen Jahren bei Mamercus.«

»Warum?«

»Genau das ist es, worum es bei der Geschichte geht, nicht wahr? Einige sagen, dass Drusus zu beschäftigt gewesen sei, um sich um den Jungen zu kümmern. Aber weshalb hat er dann die Brut seiner Schwester bei sich behalten? Es gibt auch einige, die meinen, dass Mamercus verzweifelt einen Erben braucht, da er mit seiner Frau, dem dünnen Gerippe, keinen bekommen kann. Ich hatte selbst mal einen Jungen im Alter von Claudianus …«

Der Blick seiner graublauen Augen verhärtete sich und stand in einem scharfen Kontrast zu seiner Munterkeit.

»Hör mal her, du bist doch Arzt. Stimmt es, dass kalte Umschläge die beste Behandlung für eine Lungenentzündung sind?«

Ich sagte, dass ein Patient mit einer Lungenentzündung warm und trocken gehalten werden sollte. Kälte und Feuchtigkeit würden die Krankheit nur verschlimmern.

Sulla starrte mich an und begann zu kichern. Bald schon lachte er hysterisch, als hätte ich ihm einen ordinären Witz erzählt. Mir war unwohl zumute und ich betrachtete ihn eine Weile, bevor ich mich entschuldigte und die Taverne verließ.

Nach wenigen Schritten holte er mich ein.

»Wo willst du hin, Demetrios?« Er leerte seinen Becher und schmiss ihn gegen eine Hauswand, wo er mit einem lauten Knall zersprang. »Komm, wir können doch jetzt um Hades willen nicht aufhören.«

Sein Gesichtsausdruck verriet nicht, ob er das Trinken oder das Gespräch meinte.

Der Römer

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