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XXV

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»Die Frau beugte sich über den Tisch. Drusus stand hinter ihr. Er hatte ihre Stola ganz nach oben geschoben, damit er besser …«

Ich unterbrach den Jungen und bat ihn zu erzählen, was danach geschehen war.

»Die Frau reichte Drusus einen Becher Wein. Er trank ihn, während er seine Kleidung in Ordnung brachte. Ich ging dann nach oben, um zu schlafen.«

»Kanntest du sie?«

»Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen. Sie trug einen gelben Schleier und einen Umhang. Ihre Stola war auch gelb. Die Frau war gelb wie eine Butterblume.«

Ich lehnte mich gegen die Rückwand der Sänfte. Der Pförtner Petronius hatte natürlich die Geliebte von Drusus gekannt. Er dürfte sie schon bei anderen Gelegenheiten hereingelassen haben.

»Ich war ebenso verblüfft wie du, als ich das gehört habe«, sagte Mamercus. »Drusus hatte keine Zeit für Frauen. Politik war sein ganzes L-Leben.«

Im Halbdunkel der Sänfte schaukelten wir weiter, bis wir die Bronzetür von Drusus’ Haus in ihrer Verankerung quietschen hörten. Ich stieg aus und untersuchte die Räume um das Atrium herum. Es waren alles Vorrats- und Lagerräume. Die Sklaven schliefen im Untergeschoss, die Familie im ersten Stock. Offenbar hatte nur Claudianus die Frau in Gelb gesehen.

Kurze Zeit später kehrte Aemilia mit den Sklaven und den übrigen Kindern nach Hause zurück.

Das graugeschminkte Gesicht von Servilia leuchtete wie eine Sonne auf, als sie mich erblickte. Ich war gleichzeitig stolz und beunruhigt darüber, dass mein Erscheinen solch eine große Freude auslöste.

»Salve, Demetrios.«

Sie spielte mit einem Büschel ihres ungekämmten Haares. »Ich habe dich auf dem Forum gesehen. Du hast mit meinem Vater gesprochen. Ich hoffe, ihm geht es gut.«

»Er war ein wenig traurig wegen der Grabrede, aber ansonsten in guter Verfassung. Leider wurde unser Gespräch unterbrochen. Doch ich soll dich von ihm grüßen.«

»Danke. Ich hoffe, ich werde meinen Vater künftig häufiger sehen. Und dich, Demetrios.«

»Servilia, geh nach oben und entferne die Schminke.«

Aemilia riss sich die kastanienbraune Perücke herunter und fuhr mit ihrer Hand durch das weißgelbe, kurze Haar. Sie schaute zu mir und dann zu Servilia, die sich auf der Treppe umdrehte und winkte.

»Also du und Servilia kennt euch, Demetrios?«

»Wir begegneten uns vor einigen Tagen«, entgegnete ich. »Sie empfand eine gewisse Sympathie für mich. Servilia ist eine außergewöhnliche junge Frau.«

»Ach ja, ist sie das? Ich habe leider nicht so viel von ihr und ihren Geschwistern mitbekommen, so wie ich es mir gewünscht hätte. Dazu werde ich jetzt Gelegenheit erhalten. Ich ziehe hier auf den Palatin. Sobald das Begräbnisfest zu Ende ist, gehe ich nach Hause und packe meine Sachen. Ich werde hier wohnen bleiben, bis die Jungen alt genug sind, damit Scaurus ihnen das Erbe ausbezahlen kann. Und bis die Mädchen verheiratet sind.«

Ich überhörte die letzte Bemerkung und fragte nach, was der Senatsvorsitzende mit dem Erbe zu tun habe. Es zeigte sich, dass Drusus in seinem Testament Scaurus als Exekutor des Nachlasses bestimmt hatte.

»Ich dachte, der nächste männliche Verwandte von Drusus würde die Pflichten eines Exekutors übernehmen.«

Aemilia betrachtete ihren Sohn.

»Mamercus’ einzige Pflicht ist es, einen Hauslehrer für die Kinder zu suchen. Juristisch hat er nichts mit der Liviusfamilie zu tun. Das hast du streng genommen auch nicht. Nicht wahr, Demetrios?«

Sie hob ihr Kinn und betrachtete mich von oben bis unten. Doch es hinterließ einen anderen Eindruck bei mir als damals, als ihre Enkelkinder dasselbe versucht hatten.

»Du solltest M-Mutter nicht in die Quere kommen«, sagte Mamercus, als Aemilia verschwunden war.

»Da kommt m-man nicht gut bei weg. Auch ich möchte sie nicht hinsichtlich eines Hauslehrers enttäuschen. Du kennst wohl keinen tüchtigen Lehrer?«

»Doch, möglicherweise schon.«

»Aber er ist hoffentlich nicht zu schön, oder? Wir können hier keinen Adonis zusammen mit Servilia herumlaufen lassen. Ein Skandal könnte ihren Ehevertrag zunichtemachen.«

Ich verstand seinen Hinweis. Crassus Orator war eine durch und durch solide Verbindung, die man nicht aufs Spiel setzen wollte.

Mamercus stellte mich einer Handvoll Klienten vor, die Drusus in der Mordnacht nach Hause begleitet hatten. Sie bestätigten unabhängig voneinander, dass er schlecht ausgesehen hatte, als er sich beim Eingang von ihnen verabschiedete, aber dass nichts auf ein Messer in seinem Unterleib hingedeutet hatte.

»Und keiner hat etwas von Varius gesehen«, sagte Mamercus. »Drusus war offenbar allein mit Petronius. Was war mit der Liebhaberin in Gelb? Kann es sie gewesen sein, die ihn in der Nacht davor vergiftete?« »Dieses Gift kommt in einer bestimmten Pilzart vor«, entgegnete ich. »Man kann so viele Pilze nicht in einem einzigen Becher Wein verstecken.«

»Jedenfalls kannst du Marius berichten, dass ich dir geholfen habe. Das würde ich doch nicht tun, wenn ich schuldig wäre?«

»Ich werde die Nachricht weitergeben.«

Mamercus begab sich in den vom Fackelschein erleuchteten Peristylgarten, Hand in Hand mit Claudianus, als wären sie Vater und Sohn. Die Gäste stocherten in den Schalen mit Speisen gierig nach Brot und Würsten herum. Weiter drinnen im Haus fing eine Musikantentruppe zu spielen an. Ich hatte immer den Eindruck, dass es den römischen Musikern weder um Harmonie, Tonlage oder Melodie ging, sondern einzig um die Lautstärke. Es war Zeit zu gehen.

Servilias Leibwächter hielt mir die Eingangstür auf.

»Du kannst es wohl kaum erwarten, dass ich gehe, Mutilus?«

»Keineswegs, Herr«, antwortete der Gladiator, ohne einen Versuch zu unternehmen, aufrichtig zu klingen.

»Du hast heute eine Maske getragen. Wieso?«

Die dicht beieinander liegenden Augen glotzten mich ausdruckslos an, während ich den Boden der Sänfte nach dem Dokument von Marius absuchte.

»So wie die Ahnen ihre Insignien bei einem Begräbnis tragen«, sagte er schließlich, »können sich Sklaven entscheiden, die ihren zu tragen.« »Wer prahlt denn schon mit seiner Vergangenheit als Gladiator?«

Er verzog das Gesicht zu etwas, das einem Lächeln ähneln sollte.

»Ich wünsche dem Herrn noch einen guten Abend.«

Mit der röhrenförmigen Lederhülle in der Hand ging ich den Abhang des Clivus Victoriae hinunter. Am Tempel der Magna Mater bog ich in einen Durchgang ein in Richtung auf den Platz mit der Hütte von Romulus, in der der Überlieferung nach Roms Gründer einmal gelebt hatte. Jeder, der den Wunsch verspürt, kann sich bücken und durch die niedrige Tür in die kleine Holzhütte gehen, sich auf den Lehmboden setzen und sich vorstellen, was durch den Kopf von Roms ersten König ging, als er seinen Zwillingsbruder ermordet hatte. Ich setzte meinen Weg fort die Cacustreppe hinunter und überquerte Velabrum.

Auf dem Forum zeugten nur noch die schwarzen Überreste des Scheiterhaufens von der Zeremonie am Nachmittag.

Ich war immer noch in Gedanken versunken, als ich meine Treppe erreichte. Daher achtete ich nicht auf die beiden Männer, die sich im gegenüberliegenden Hauseingang verborgen hatten. Sie stürzten auf die Straße und schlugen mich mit einer kurzen, lederumwickelten Eisenstange nieder.

Der Römer

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