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Kapitel Sieben
ОглавлениеDer Jäger
Evan verweilte neben dem Stand eines Obsthändlers und hielt prüfend einen dunkelroten Apfel in der Hand, als er den Aufruhr vernahm, der von dem Geräusch schwerer Kutschen, die über die Pflastersteine rumpelten, begleitet wurde. Neugierig beeilte er sich, den Apfel zu bezahlen, bevor er, seinen Hals streckend, an die Stelle vordrang, an der er die Neuankömmlinge vermutete.
Die meisten Menschen bewegten sich in die entgegengesetzte Richtung, was nur Eines bedeuten konnte: Der Dämonenkönig Ascia war zurück. Seit Evans Ankunft hatte er Gerüchte darüber vernommen, dass sich Dorian nicht im Rathaus aufhielt – welche sich nun bestätigten, denn zwei der drei Kutschen zeigten das Emblem von Ascia. Ein großes, verschnörkeltes A, womit auch die Bürger der Stadt tätowiert wurden. Da Evan seine linke Hand verloren hatte, besaß er auch kein Tattoo mehr. Er wusste nicht, ob er sein rechtes Handgelenk tätowieren lassen würde. Eigentlich wusste er überhaupt nichts mehr.
Während er die Kolonne beobachtete, die von mehreren Dämonen zu Pferd angeführt wurde, ging ihm die Frage nicht aus dem Kopf, ob sich Alison in einer der geschlossenen Kutschen befand. War sie angekettet? Wurde sie gefoltert? Es musste so sein. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie jemals aufgab. Aber was geschah, wenn Dorian genug von ihrem Widerstand hatte und beschloss, sie zu töten? Hatte Evan etwa die falsche Entscheidung getroffen und sollte er nicht lieber zuerst Alison retten, anstatt mitten ins Nichts aufzubrechen, um nach Crystals Schwester Amethyst zu suchen?
»Da bist du ja.« Er hatte natürlich gehört, wie Crystal sich ihm genähert hatte. Trotz allem war er noch immer ein Jäger. Seine Sinne waren geschult und so geschärft, seine Umgebung ständig wahrzunehmen. »Hast du es dir anders überlegt?«
Er wandte sich zu ihr um. Überrascht. Irgendwie schaffte sie es immer, seine Gedanken zu lesen, als würde sie ihn schon Jahre kennen und nicht erst seit ein paar Monaten. Seit ein paar Wochen eigentlich erst, wenn man wirklich von kennen sprechen wollte. Als sie noch für seinen Vater gearbeitet hatte, hätte er nicht in tausend Jahren geglaubt, dass sie von Dämonen großgezogen und für Experimente missbraucht worden war, selbst wenn man es ihm gesagt hätte. Aber jetzt, jetzt kannte er sie und sie kannte ihn. Er hatte ihre Wahrheit mit eigenen Augen gesehen.
»Nein. Wir tun das Richtige. Alison ist stark. Sie wird warten können«, brachte er in einem überzeugenden Tonfall hervor. Er wusste nicht, ob er tatsächlich davon überzeugt war oder ob er es lediglich gut spielen konnte. Kopfschüttelnd drehte er sich weg und reichte Crystal dabei den Apfel, den er erstanden hatte.
Dankend nahm sie ihn an und lächelte Evan unter dem Schatten ihrer Kapuze zu. Sie hatten sich beide in lange braune Umhänge gehüllt, wie es für Kaufleute üblich war. Es war wichtig, dass sie von niemandem erkannt wurden, da man sie vermutlich für tot hielt. Beide hatten sich geeinigt, dass es besser wäre, diesen Umstand auszunutzen. Es war besser, nicht zur Zielscheibe zu werden, was zweifellos geschehen würde, wenn Billings erfuhr, dass eines seiner Haustiere noch am Leben war.
»Ich muss zu meinem Vater«, entschlüpfte es ihm, nach dem die Prozession den Marktplatz verlassen hatte. Die Menschenmenge hatte erneut die Lücken geschlossen und aufgeregte Stimmen erhoben sich. Marktschreier durchbrachen die rauschenden Hintergrundgeräusche, während das spielerische Gekreische von Kindern zu ihm herüberwehte.
»Evan.« Crystal zog ihn in die enge Lücke zwischen einem Stand, der verschiedene Stoffe ausgelegt hatte, und einem, dessen Inhaber besondere Gewürze anpries, die man angeblich so noch nie geschmeckt hatte. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, niemandem unser Gesicht zu zeigen? Außerdem müssen wir noch so viel vorbereiten für unser Reise …« Ihre strahlend blauen Augen sahen ihn mit großer Sorge, aber auch Zuneigung an. Er hatte ihr noch immer nicht völlig verziehen. Wie sollte er auch? Sie trug Schuld daran, dass er nur noch eine Hand besaß. Trotzdem konnte er sich nicht gegen die Gefühle wehren, die ihn nachts, während er Crystal beim Schlafen beobachtete, wach hielten. Er konnte nicht verstehen, wieso er ihr helfen wollte, wieso er sie mochte, nach allem, was sie ihm angetan hatte. Aus diesem Grund war er auch noch nicht bereit, ihr näherzukommen. Beide waren mit dem Arrangement für den Moment zufrieden.
»Ich muss. Er hat bereits zu viel verloren«, sprach er die Gedanken aus, die er vorher nicht hatte formulieren können, doch nun waren sie klar und unwiderruflich. »Besorge den restlichen Proviant. Wir treffen uns in zwei Stunden in Alisons Wohnung.«
Sie wirkte, als würde sie protestieren wollen, doch sie überlegte es sich im letzten Moment anders und drückte seinen rechten Arm. Das hellblonde Haar hatte sie unter der Kapuze versteckt, sodass es kaum zu sehen war. Allein eine Strähne hatte sich aus dem Zopf befreit und ohne darüber nachzudenken, strich er sie zurück hinter ihr Ohr. Sie fühlte sich weich und seidig an.
»Bis später«, versprach er, bevor er zurück in die Menge trat und sich von ihr mittragen ließ, bis er sich sicher sein konnte, dass Crystal ihn aus den Augen verloren hatte.
Während er den Marktplatz hinter sich ließ, konnte er nicht anders, als weiter über Alison nachzudenken. Evan war nie glücklich darüber gewesen, wie Arias die Gilde anführte und dass er dazu die Zusammenarbeit mit Dorian hatte nutzen müssen, aber er hatte auch gleichzeitig nie daran geglaubt, dass die Jäger die Welt würden verändern können. Er war ein Mitläufer gewesen und hatte sich von dem Enthusiasmus anderer anstecken lassen. Allen voran von Alisons Enthusiasmus. Sie war so leidenschaftlich gewesen, wenn es um das Jagen von Dämonen ging, was einer der Gründe gewesen war, weshalb er sich so zu ihr hingezogen gefühlt hatte. So einem Menschen wie ihr war er noch nie vorher und auch danach nicht mehr begegnet. Leidenschaftlich, wild, ohne sich zurückzuhalten. Sie nahm sich, was sie wollte, und scheute kein Risiko.
Er fragte sich, wie sie mit ihrer jetzigen Situation zurechtkam. Natürlich würde sie zuerst wissen wollen, was Dorian mit ihr geplant hatte, aber was dann? Was könnte Dorian von ihr wollen? Würde sie sich darauf einlassen? So oder so, Evan war sich sicher, dass sie stark genug war, alles zu überstehen.
Schließlich erreichte er die Straße, in der Arias’ Haus zu finden war. Noch einmal tief durchatmend erklomm er die schmale Treppe und trat in den Flur. Die Tür war nicht abgeschlossen gewesen, was merkwürdig war, doch dann lenkten ihn die Geräusche, die er aus dem Arbeitszimmer hörte, ab.
Langsam näherte er sich dem Raum, um den er normalerweise einen großen Bogen machte. Arias hatte ihm verboten, das Arbeitszimmer zu betreten, da er befürchtete, sein Sohn würde wieder einmal alles zerstören.
Arias stand vor einem Regal und wählte einige seiner Journale und Bücher aus, die er kurz betrachtete und dann entweder in seine Tasche packte oder zurückstellte. Er wirkte entschlossen und abgelenkt, was der einzige Grund dafür war, weshalb er Evan nicht hereinkommen hörte.
»Was tust du da?«, fragte Evan leise. Es war ihm unmöglich, die Enttäuschung darüber aus seiner Stimme herauszuhalten, dass Arias sich nicht auf einer verzweifelten Suche nach seinem einzigen Sohn befand. Wieso hatte er überhaupt gehofft, dass es anders sein würde? Er kannte seinen Vater doch besser, wusste, dass ihm nichts heilig war und er kaum einen Finger für Evan rührte. Sie waren emotional sehr weit voneinander entfernt, aber selbst in der Gilde gehörte Evan nicht zum Kreis seiner Vertrauten, sonst hätte er schon länger von seiner Zusammenarbeit mit Ascia gewusst.
»Packen«, grunzte Arias und blinzelte nur einen Moment überrascht grob in Evans Richtung, bevor er weitere Bücher betrachtete »Wo bist du gewesen?«
Also hatte er seine wochenlange Abwesenheit doch bemerkt, dachte Evan verbittert, ehe er näher trat und mit den Fingern seiner rechten Hand über die Schreibtischkante strich. Staub blieb an den Kuppen haften.
»Ich bin entführt worden. Von Dämonen«, antwortete er ruhig und wartete auf eine Reaktion. Irgendeine. Arias blieb stumm und widmete sich dem untersten Regalbrett. »Sieh mich an«, flüsterte Evan unwillkürlich, sich selbst mit den Worten überraschend. Arias reagierte nicht. »Sieh mich an!« Immer noch schien sein Vater ihn auszublenden. Etwas zerbrach in ihm. Seine Sicht beschränkte sich allein auf den kahlen Hinterkopf seines Vaters, als er auf ihn zustürzte und ihn grob am Kragen packte. »SIEH MICH AN! SIEH MICH AN! SIEH MICH AN!«, brüllte er. Die Wucht ihres Zusammenstoßes ließ beide zu Boden gehen, da Arias nicht mit einem Angriff gerechnet hatte. Evan knallte unsanft auf die Seite, weil er sich nur mit einer Hand hatte abstützen können. Die Wunde war noch immer nicht verheilt.
»Warum siehst du mich nicht an?«, wimmerte Evan. Er sah, wie sich Arias neben ihm scheinbar unbewegt aufrichtete und dann mit weit aufgerissenen Augen erkannte, dass seinem Sohn eine Hand fehlte. Sein Blick huschte wie ein dunkler Käfer davon, der ein Hindernis umgehen wollte. »Bedeute ich dir denn gar nichts? Bin ich nicht genug?«
Arias erhob sich und rieb den Dreck von seinen braunen Hosen, ehe er sich bückte, um seine Tasche aufzuheben. Er ächzte unter dem Gewicht, während er sie zur Tür schleppte. Bevor er Evan allerdings verließ, drehte er sich noch einmal um. Ein letztes Mal. In seinem Gesicht stand die Erschöpfung geschrieben.
»Bist du nicht«, raunte er eisig. »Bist du nie gewesen. Ich dachte, das wüsstest du bereits. Alles, was ich für dich empfinde, ist Abscheu und Verachtung.«
Evan schluckte, versuchte die Scherben, die einst seine Seele gewesen waren, einzusammeln, um die Überreste an seine Brust zu pressen.
»Wohin gehst du?« Wieder klang er wie der Zwölfjährige, der seine Mutter gerade verloren hatte. Nicht nur meine Mutter, realisierte er dann, auch meinen Vater.
»Joana zurückholen«, wiederholte er die Worte, von denen Evan geglaubt hatte, er würde sie nie wieder hören. Arias wandte sich ab und betrat den Flur. »Sie lebt in einer anderen Dimension und ich werde sie finden.«
»Ja, lauf nur deinen Hirngespinsten nach!«, brüllte Evan an dem Kloß in seinem Hals vorbei. »Vergrabe dich in deiner Fantasie, alter Mann! Sie hat uns verlassen und wird nie wieder zurückkommen!«
Doch Arias war schon längst aus dem Haus geflohen, während Evan von Schluchzern geschüttelt wurde. Die Tränen ließen sich nicht mehr länger unterdrücken. Der Schmerz in seinem Herzen war zu groß. Er hatte es doch längst gewusst. Er war nie genug. Würde es nie sein. Wieso tat es dann so weh?
Weil Arias bisher immerhin so getan hat, als würde er sich sorgen, antwortete ihm eine Stimme, die er in den letzten Jahren ignoriert hatte. Sie hatte ihn dazu angehalten, aufzupassen. Sie hatte ihn schützen wollen, aber er war blind und taub gewesen. Und jetzt hatte sein Vater sogar jeglichen Anschein aufgegeben.
Schniefend rieb er sich mit einem Ärmel über das bärtige Gesicht, bevor er sich aufrappelte und seine Wut an den Büchern ausließ. Er fegte sie aus den Regalen, zerriss ihre Seiten und zerknüllte das Papier, bis nur noch heilloses Durcheinander um ihn herum zurückblieb. Er fühlte sich besser.
Schließlich erkannte er, dass er hier nichts mehr zu suchen hatte, und nahm sich lediglich noch etwas Zeit, um seine restlichen Habseligkeiten zu packen. Zudem bediente er sich an Arias Waffenarsenal, was Crystal und ihm eindeutig Vorteile verschaffen würde.
Als er das Haus durch den Vordereingang verließ, sah er nicht mehr zurück. Er wusste, er würde nie wieder zurückkehren.
Crystal wartete, wie abgesprochen, in Alisons Wohnung auf ihn. Sie hatten sich entschieden, für die Dauer ihres Aufenthaltes in Ascia an diesem Ort zu bleiben, da kaum einer wusste, dass Alison diese Wohnung besaß. Es war für den Moment sicher. Außerdem hatte er es sofort auf sich genommen, die Miete für die nächsten Monate zu begleichen. Er wollte Alison nicht retten, nur damit sie anschließend obdachlos war. Nun sah es aber so aus, als würden sie kaum noch über Geld verfügen und sie mit dem übrig gebliebenen würden haushalten müssen. Die Reise zum Labor, in dem sich hoffentlich Amethyst befand, würde eine Weile dauern. Crystal hatte ihm gesagt, dass es sich in der Nähe von Descar befand. Einer Dämonenstadt im früheren, östlichen Teil von Kanada.
»Was ist passiert?«, fragte sie, sobald er durch die Tür schritt. Er stellte den Rucksack und die Stofftasche ab, in die er seine Kleidung gequetscht hatte, und ließ sich von Crystal auf Herz und Nieren prüfen. »Du siehst aus, als wärst du geschlagen worden.«
Mit ihrer Vermutung lag sie gar nicht mal so falsch. Nur dass er nicht körperlich misshandelt worden war. All die Jahre waren die Schläge auf psychischer Ebene passiert und er war zu närrisch gewesen, um den Schmerz überhaupt zu bemerken.
Nachdem Crystal ihr Abtasten abgeschlossen hatte und zufrieden war, dass er keinerlei sichtbare Wunden aufwies, trat sie einen Schritt zurück. Irgendwie erkannte sie, dass er sich nach Distanz sehnte.
»Arias ist fort«, sagte er schließlich und bewegte sich auf eines der schmutzigen Fenster zu. Er konnte kaum hinausschauen.
»Wie meinst du das?«
»Er hat nun endgültig jeden Anschein aufgegeben, sich um die Gilde zu kümmern. Sein Ziel ist es noch immer, meine Mutter zu finden.« Seine Stimme klang selbst in seinen Ohren hohl und weit entfernt.
»Aber … ich dachte, sie ist …«
»Tot, ja.« Er nickte und drehte sich endlich wieder zu der einzigen Person um, die ihm in diesem Desaster noch geblieben war. »Er ist der Meinung, dass es keinen Himmel gibt. Kein Paradies, sondern lediglich Dimensionen. Wenn wir sterben, überschreiten unsere Seelen oder Geister oder was auch immer von uns zurückbleibt das Portal, das ansonsten verschlossen ist.«
»Das ist Wahnsinn«, flüsterte sie, aber auf eine andere Weise, als Evan es sich vorgestellt hatte. Etwas an ihrem Ton ließ ihn stocken.
»Crystal?«
»Ich … Ich weiß, du willst es vermutlich nicht hören, allerdings glaube ich, dass dein Vater recht haben könnte. Wer sind wir, zu sagen, dass etwas unmöglich ist? Wenn es eine Welt voller Dämonen gibt, warum dann nicht auch andere Welten, in die wir nach unserem Ableben hier ein neues Leben beginnen können? Und was ist …«
»Hör auf!«, zischte er und unterdrückte den Impuls, sich die Hände auf die Ohren zu pressen. »Hör einfach auf, okay? Es reicht schon, dass mein eigener Vater an diesen Mist glaubt, ich brauche das nicht auch noch von dir!«
Ihre ohnehin schon riesigen Augen wurden noch größer, als sie realisierte, was sie getan hatte. Eigentlich wollte Evan das Mitleid, das sich daraufhin einstellte, noch weniger, doch sie ließ nicht zu, dass er sich abwandte.
»Es tut mir leid. Evan. Du hast recht.« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Lass uns über unsere Reise reden, ja? Ich habe alle Dinge auf unserer Liste bekommen. Es könnte sein, dass …«
Er hörte nur noch mit halbem Ohr zu, tat aber so, als würde er ihr folgen. Was machte er hier eigentlich noch? Nichts fühlte sich mehr richtig an.
In der Nacht wälzte sich Evan unruhig von einer Seite auf die andere, während er von Albträumen heimgesucht wurde, die vielmehr Erinnerungen waren und die er viel zu lange verdrängt hatte. Erinnerungen daran, wie ihn sein Vater geschlagen hatte. Erinnerungen, die ihm verdeutlichten, wie das Leben nach Joanas Tod gewesen war. Erinnerungen, die zeigten, wie sehr er unter der Ignoranz seines Vaters gelitten hatte.
Crystal griff im Halbschlaf nach ihm und umarmte ihn fest, hielt ihn und gab ihm die Wärme, die er das letzte Mal in Alisons Armen gespürt hatte, als er es gewesen war, der sie umfasst hielt. Damals hatte er nicht verstehen können, wie sie sich allein von Träumen so sehr aus der Fassung hatte bringen lassen können. Es war eine Ironie des Schicksals, dass er jetzt in ihre Fußstapfen trat. Sie waren seit Monaten getrennt, doch jetzt fühlte er sich ihr näher als jemals zuvor.
Am frühen Morgen, die Sonne erklomm mühsam den Horizont, machten Crystal und er sich zum Aufbruch bereit. Sie hatte noch am frühen Abend ihre Habseligkeiten sortiert und in drei Taschen gepackt. Präzise und nützlich.
Evan schloss die Tür hinter sich ab, nachdem er noch einen letzten Blick hineingeworfen hatte. »Ich komme zurück zu dir«, sprach er leise und hoffte, dass Alison nicht aufgab. Sie würde verstehen, warum er sich für Amy entschied. Er wusste nicht, wie stark Amethyst war, aber er wusste, wie stark Alison war.
Gemeinsam wanderten Crystal und Evan durch die erwachenden Straßen Ascias, bis sie das Nordtor erreicht hatten. Vor diesem kauften sie sich in dem Stall von Herman zwei Pferde. Verschwunden war ihr Geld, aber ohne Pferde würden sie viel zu lange brauchen. Zeit war etwas, das sie noch weniger entbehren konnten als Münzen.
»Was ist, wenn sie das Labor nach Alasdairs Tod längst geschlossen haben?«, fasste Evan seine Sorge in Worte. Im Schritttempo ritten sie neben Händler und Kutschen her Der Verkehr würde konstant abnehmen, je weiter sie sich von der Stadt entfernten. Noch mussten sie auf jeden Schritt achtgeben.
»Das sehen wir dann, wenn wir da sind«, antwortete Crystal zuversichtlich, obwohl ihr die Sorge in den Augen geschrieben stand.
»Wir finden sie, Crys«, murmelte er und konzentrierte sich dann weiter auf den Weg vor ihnen.