Читать книгу Polizeirelevante psychische Störungen - Lena Posch - Страница 7

1 Was sind psychische Störungen? 1.1 Psychische Gesundheit vs. Krankheit

Оглавление

Gesundheit definiert sich gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 2006) nicht nur durch die Abwesenheit von Krankheit, sondern beschreibt einen Zustand vollkommenen körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens. Gesunde Menschen schaffen es so, den wechselnden Herausforderungen des Alltags gerecht zu werden.

Was als psychisch krank gilt, wird hingegen meist erst einmal kategorial eingeteilt: z. B. jemand bekommt die Diagnose Depression oder nicht. Solch eine Einteilung setzt voraus, dass zwischen den beiden Zuständen gesund und krank eine klare Trennung möglich ist. Dies ist bei den meisten psychischen Störungen jedoch nicht der Fall und wird der Vielschichtigkeit und dem dimensionalen Charakter der Einzelmerkmale nicht gerecht; vielmehr gibt es fließende Übergänge zwischen gesund und krank. Um diesen fließenden Übergängen Rechnung zu tragen, wird auf die dimensionale Klassifikation zurückgegriffen, die eine psychische Erkrankung (bzw. einzelne psychische Merkmale der Person) auf einem Kontinuum zwischen den Polen gesund und krank (oder geringe Ausprägung = 1 bis hohe Ausprägung = 10) erfasst.

Dabei kann ein dimensionales Klassifikationssystem auch mit einem kategorialen Ansatz verknüpft werden: Um zu entscheiden, wann auf diesem Kontinuum eine psychische Krankheit vorliegt oder nicht vorliegt (und ggf. in welchem Schweregrad), kann man einen quantitativen Grenzwert (Schwelle) festlegen und sich dazu verschiedener Normen bedienen:

Statistische Norm: als krank gilt, was statistisch gesehen selten ist.

Dabei wird ein Bereich um den Mittelwert (entspricht „Normalität“) herum definiert (68,2 % = von -1 bis +1 Standardabweichung), der als „normal“ bzw. durchschnittlich angesehen wird. In diesem Bereich befinden sich die meisten (=68,2 %) Menschen. Je weiter man unterhalb der Normalverteilungskurve zu den Randbereichen vordringt, desto weniger Menschen befinden sich in diesen (-1 bis -2 und +1 bis +2 Standardabweichungen je 13,6 %, -2 bis -3 und +2 bis +3 Standardabweichungen je 2,1 %), d. h. desto seltener liegt im Fall der Definition einer psychischen Störung ein bestimmter psychischer Zustand vor. Das wiederum bedeutet, dass dieser Zustand immer weiter vom Durchschnitt (68,2 % um den Mittelwert herum) abweicht und somit als zunehmend kränker angesehen wird.


Abb. 1 Normalverteilungskurve

Funktionelle Norm: als krank gilt, was Menschen daran hindert, sich gemäß ihren aktuellen Lebensbedingungen zu verhalten bzw. ihre alltäglichen Funktionen zu erfüllen

Soziale Norm: als krank gilt, was vom gesellschaftlich Festgelegten abweicht

Wittchen, & Hoyer (2011): Klinische Psychologie & Psychotherapie:

Kapitel 1.3 „Was sind psychische Störungen?“ (S. 7–10)

Kapitel 2.1 „Abnorm oder normal – Krank oder gesund?“ (S. 28–32)

Polizeirelevante psychische Störungen

Подняться наверх