Читать книгу Ariowist und Inkubus - Lennart Bartenstein (geb. Pletsch) - Страница 20

8. Herbomir und Brenon

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Klirrend trafen die Klingen aufeinander, wurden blitzschnell herumgerissen und wanden sich wie zwei kämpfende Schlangen umeinander. Mit einer kraftvollen Drehbewegung wurde Brenon sein Schwert beinahe aus der Hand gerissen und er musste die Linke zur Hilfe nehmen, um die Waffe unter Kontrolle zu behalten.

Wieder sauste die schwere Schneide seines Gegners auf ihn nieder und er kniff die Augen zusammen, um nicht vom grellen Sonnenlicht geblendet zu werden, das ihm entgegenstrahlte. Er befand sich in einer ungünstigen Position, stellte Brenon beunruhigt fest, denn hinter ihm war kaum noch ein Schritt breit Platz bis zur Mauer, die Sicht auf sein Gegenüber wurde ihm jedoch von der Sonne verwehrt.

Er konzentrierte sich nun ganz auf die Klinge, welche sich im nächsten Augenblick wieder in seine Richtung bewegen würde. Das Schwert blitzte auf und reflektierte die Strahlen zu allen Seiten, da spürte Brenon, dass dies der Moment war, um aus seiner aussichtslosen Lage zu entkommen. Zu langsam hatte sein Widersacher zu seinem Schlag ausgeholt und so gelang es Brenon, in gebückter Haltung einen langen Satz nach vorn zu machen, sodass er unvermittelt neben seinem Gegner landete.

Gerade noch rechtzeitig konnte er den nächsten Schlag des Mannes parieren, mit dem er seit beinahe einer Stunde im Innenhof den Schwertkampf übte. Sowohl Brenon als auch Herbomir stand längst der Schweiß auf der Stirn, derart kräftezehrend war das lange Gefecht und der Jüngere wähnte sich beinahe als Sieger des Freundschaftsduells, denn was ihm an Technik gegen seinen Ziehvater fehlte, das glich er doppelt durch seine Jugend aus. Herbomir würden längst die Kräfte schwinden, ehe Brenon die Muskeln versagten.

Sie hatten sich zum Kampf in einen abgelegenen Hinterhof zurückgezogen, der auf einer Seite vom äußeren Turmzirkel begrenzt wurde und zu den anderen Richtungen hin von Pferdestallungen. Nur wenige der Boxen waren besetzt und kein Stallbursche bei der Arbeit zu sehen, weswegen der Sandplatz regelrecht verlassen wirkte. Doch gerade einen solchen Ort hatten die beiden Männer aufsuchen wollen, um sich ungestört der Lektion hinzugeben.

Mit schrillem Lärmen schlugen die Klingen wieder aufeinander und jeder einzelne Hieb, war er auch noch so geschickt oder kraftvoll, wurde mit einer eleganten Parade abgewehrt. Nun, da ihm wieder genügend Platz zu ausladenden Bewegungen gegeben war und die Sonne im günstigen Winkel stand, entschied sich Brenon dazu, einen letzten Angriff gegen Herbomir zu setzen.

Er täuschte einen Hieb gegen die Flanke seines Gegners an, woraufhin dieser erwartungsgemäß die Waffe schützend vor seine Seite bewegte. Doch dann riss Brenon in einer einzigen fließenden Bewegung das Schwert herum und wirbelte die Klinge um Herbomirs herum. Die Schneide glitt gefährlich nah am Hals des alten Ritters vorbei und hätte nach Brenons Wunsch sogleich dessen gepanzerte Schulter treffen sollen, doch da geschah etwas Unerwartetes.

Für seinen Angriff hatte Brenon sich gefährlich nah an sein Gegenüber heranbewegen müssen, sodass es Herbomir nun gelang, seinen Zögling kurzerhand mit der waffenfreien Linken an dessen Handgelenk zu packen. Scheinbar mühelos lenkte er den Waffenarm an seiner Schulter vorbei und riss Brenon in der gleichen Bewegung zu sich heran. Dann machte er einen Schritt zur Seite, sodass Brenon haltlos an ihm vorbeistolperte. Der Ältere drehte sich auf der Stelle, riss das Schwert herum und stieß seinem Gegner den Knauf seines Heftes zwischen die Schulterblätter.

Brenon stürzte keuchend zu Boden, ließ das Schwert fallen und landete unsanft im aufstiebenden Sand. Der Schmerz in seinem Rücken brannte unerbittlich, doch auf der Stelle rappelte er sich wieder auf, um nach seinem Schwert zu greifen. Herbomir war jedoch längst zur Stelle und richtete den Ort seiner Klinge auf den Geschlagenen. Brenon war am Boden und waffenlos, er hatte das Gefecht durch einen kurzen Moment der Unachtsamkeit verloren.

„Steh auf!“, forderte Herbomir ihn auf. Trotz seiner bitteren Niederlage nahm Brenon den erschöpften Ton in der Stimme seines Bezwingers wahr. „Für heute muss es reichen“, quittierte Herbomir den Kampf.

Seit Brenons Aufnahme im Heim des Ritters hatten sie sich beinahe jeden Tag die Zeit genommen, ein Gefecht dieser Art auszuführen. Die Waffen, welche sie benutzten, waren stumpf und man hätte damit nicht einmal einen Kratzer auf der Haut hinterlassen können. Doch ein gezielter Treffer mit dem Eisen war nichtsdestotrotz schmerzhaft und hinterließ breitflächige Blutergüsse.

„Wir haben seit geraumer Zeit nicht mehr so lange gefochten“, stellte Herbomir fest und fügte anerkennend hinzu, „und ich hätte nicht mehr lange gegen dich bestehen können.“

„Trotzdem hast du es und ich habe versagt“, gab Brenon verbittert zurück und hob seine Waffe auf.

„Gräme dich nicht wegen eines einzigen Augenblicks, den ich dir überlegen war. Viel mehr wiegen alle anderen, in denen wir uns die Waage gehalten haben!“, stellte Herbomir fest.

Brenon bewunderte den Ritter für dessen unerschütterliche Zuversicht. Herbomir schien zeitweilen wie ein Fels in der Brandung, den nichts von seinem vertrauensvollen Blick auf die Dinge abbringen konnte. Nach seiner Zeit im Kriegsdienst unter König Arkil und Egrodt von Asyc hatte Herbomir sich dem Studium einer Vielzahl von Lehren hingegeben, welche ansonsten nur den Mitgliedern der Akademie oder den Ordensmönchen bekannt waren.

Kaum ein Ritter zählte geistliche Bildung zu seinen Tugenden. Doch Herbomir hatte sich einen schier unerschöpflichen Quell an Wissen über die Glaubens- und Denkenswege angeeignet, welche in den Schriftstuben des Reiches lagerten. Anstatt sich jedoch ganz und gar einer Gotteslehre zu verschreiben und nach den Geboten einer Religion zu leben, nahm er sich aus sämtlichen Strömungen nur die Perlen an Weisheit heraus, welche ihm in seiner Lebenslage gerade am nützlichsten erschienen.

Selbst auf den Schwertkampf ließen sich eine Vielzahl von Denk- und Betrachtungsweisen anwenden, welche ihren gewohnten Platz in Liturgie und Gebet fanden.

„Was habe ich falsch gemacht?“, fragte Brenon. Sie gingen durch eine der Stallungen hindurch zurück auf die Hauptstraße und machten sich auf den Weg zurück in den inneren Kreis. Es war früh am Nachmittag und wie an den Tagen zuvor herrschten sommerliche Temperaturen. Das Leben auf den Straßen von Tir’dahall hatte zu seinem gewohnten Trott zurückgefunden und ein fremder Reisender hätte glauben können, dass sich nichts in der Stadt verändert hatte.

Einzig die Ritter, welche meist in voller Rüstung, mit Waffen am Gürtel und stolzem Antlitz herumwanderten, gaben einen ungewöhnlichen Anblick zwischen den Bürgern ab. Wer das Gesicht der Stadt kannte, bemerkte auch, dass weitaus weniger Elben in den Straßen unterwegs waren als noch vor zwei Wochen, doch nichts zeugte mehr von der blutigen Einnahme Tir’dahalls.

„Wie ich bereits sagte, hast du nur einen Augenblick unbedacht gehandelt“, erklärte Herbomir, „als du dich nämlich gerade aus deiner üblen Lage befreit hattest. Irgendein Übermut hat dich dazu verleitet, mich anzugreifen, ohne dass ich mir eine Blöße gegeben hätte. Eine Stunde lang hast du darauf gewartet, warum konntest du nicht noch einen Moment warten?“

„Weil mich der Augenblick des Triumphes kopflos handeln ließ“, gab Brenon zu. „Nachdem ich mich frei gerungen hatte, wähnte ich mich fälschlicherweise in der Übermacht.“

Herbomir lächelte zufrieden und knüpfte seinen zinnoberfarbenen Umhang vor der Brust wieder zusammen, den er zum Kampf abgelegt hatte. „Warum fragst du mich, woran du gescheitert bist, obwohl du die Antwort längst kennst?“

Brenon wusste darauf keine Antwort zu geben, erkannte er doch nur eine weitere Angewohnheit bei Herbomir wieder, nämlich dem Fragenden seine Frage zurückzustellen.

„Geduld ist die wahre Stärke eines großen Kriegers, vergiss das nicht“, setzte Herbomir seine Lektion fort, „denn bald wirst du Gegnern gegenüberstehen, welche diese Weisheit schon vor langer Zeit lernen mussten.“

Als sie gerade durch einen Torbogen schritten, welcher den Eingang in die oberen Ebenen der Stadt markierte, kam einer der Ritter zu ihnen geeilt, die mit ihnen die Stadt eingenommen hatten. Es war ein Mann mittleren Alters, unscheinbar und kaum prächtiger gekleidet als ein gewöhnlicher Soldat. Er nahm Haltung vor Brenon an, als würde er einem Befehlshaber gegenübertreten und vermeldete: „Mein Herr, ich darf berichten, dass der Primus der Palastgarde wünscht, sobald als möglich aufzubrechen!“ Etwas verwirrt von der unterwürfigen Art des Ritters nickte Brenon bloß und bedankte sich für die Nachricht, woraufhin der Mann ebenso raschen Schrittes wieder verschwand.

„Habe ich gerade mit einem Edelmann gesprochen oder mit einem Soldaten?“, fragte Brenon seinen Gefährten erstaunt.

„Nun, du magst es noch nicht erkannt haben“, bemerkte Herbomir schmunzelnd, „doch diese Männer sehen in dir nicht nur ihren Anführer sondern gleichermaßen einen ihren General. Du hast etwas, das diese Männer antreibt und sie tatsächlich zu deinen Soldaten macht. Du strahlst für sie eine Hoffnung und einen Willen aus, den niemand sonst derart in ihre Herzen pflanzen könnte.“

„Was erwarten sie von mir? Und warum solltest nicht auch du diese Fähigkeit besitzen?“, fragte Brenon trotzig zurück, als hätte Herbomir ihm soeben ein besonders schweres Los zugesprochen.

Doch dieser lachte bloß auf und sagte dann: „Ich habe meine Chance gehabt, aber das ist in alten Tagen gewesen. Was es bei dir ist… ich weiß es nicht, darüber muss ich noch etwas nachdenken. Ich glaube tatsächlich, dass sie in dir den Anführer sehen, der sie leitet, wo es sonst niemanden mehr gibt, der stark genug dazu wäre.“

Sie erreichten einen gepflasterten Platz, auf dem bis vor Kurzem die Kutschen der Edelleute Halt gemacht hatten, welche Tir’dahall bereisten. Nun war die Fläche umfunktioniert worden und wo vorher die Reichen und Mächtigen aus ihren Wagen in die Türme begleitet worden waren, wurden nun Rösser gesattelt und zur Schlacht gerüstet.

„Meine Zustimmung scheint Esefo recht schnell erreicht zu haben, wenn er schon jetzt aufzäumen lässt“, stellte Brenon ironisch fest.

„Gib Acht, dass er dir nicht die Zügel aus der Hand nimmt!“, gab Herbomir zu bedenken, „denke daran, wohin Übermut dich im heutigen Gefecht brachte. Nur weil wir diese Stadt nehmen konnten, haben wir nicht die Macht, auch Albenbrück ohne Verluste zu überrennen.“

Brenon nickte und beobachtete die Knappen, wie sie die stolzen Pferde mit Sattel und Rüstzeug bespannten. Dann sagte er: „Doch bin ich mir sicher darüber, dass der richtige Augenblick gekommen ist. Was unsere Stärke ist, hat sich im Rat als Schwäche entpuppt. Sie haben niemanden, der sie eint. Sie sind im Zwist miteinander und so wird es auch bleiben.“

Herbomir verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue: „Wie kannst du dir darüber so sicher sein? Warst du selbst in den Hallen des Elbenrates und hast ihr Hadern mit eigenen Ohren vernommen?“

Brenon wandte seinen Blick wieder ab, denn auf einmal überkam ihn Unsicherheit. Er wusste nicht, was er entgegnen sollte, denn die Wahrheit über seine Beweggründe würden Herbomir nicht überzeugen, darüber war er sich sicher. Vielmehr noch, der alte Ritter würde ihn tadeln oder verhöhnen ob der Quelle, woraus seine Überzeugung speiste.

„Verlass dich nicht auf die Berichte anderer!“, meinte Herbomir streng, „du weißt, wie sich das Antlitz einer Botschaft wandelt, wenn es erst über viele Lippen gegangen ist. Wer erklärte dir die Lage im Rat?“

„Ich träumte es“, platzte es auf einmal aus Brenon heraus. Er ertrug die belehrende Stimme des Ritters nicht mehr. Noch vor wenigen Augenblicken hatte dieser ihn als den unbestrittenen Anführer der Bruderschaft gelobt, nun aber fühlte er sich vielmehr wie ein Novize, der seine Lektion nicht gelernt hatte.

„Du hast…“, Herbomir starrte ihn fassungslos an, „du hast es geträumt?“ Seine Stimme war lauter geworden und für einen Moment schien er die Fassung verloren zu haben.

„Kein Traum, wie man ihn in einer ruhigen Nacht träumt!“, gab Brenon aufgebracht zurück, „manche würden sagen, es war eine Vision! Die Stimme, die mir all dies berichtete, kann nicht Spross meiner Fantasie sein! Zu viel Wahrheit lag in den Worten! Wenn ich nicht wüsste, dass dir der Glaube an die Kräfte fehlt, welche jenseits unseres Bewusstseins walten, dann würde ich sagen: es war die Stimme der Götter, die mir den Auftrag gab.“

Das urplötzlich aufgebrandete Streitgespräch der beiden Männer hatte die Aufmerksamkeit aller Umstehenden auf sie gezogen. Die Knappen unterbrachen ihre Arbeit und blickten verschreckt zu den beiden mächtigen Rittern herüber und auch einige andere Edelmänner der Bruderschaft beobachteten verdutzt, wie sich die Anführer ihres Kreises derart offen angriffen.

Herbomir bemerkte als Erster, dass der Disput mit Brenon nicht nur die Glaubwürdigkeit der beiden alten Freunde untergrub, sondern für ihn selbst im Zweifelsfall ungünstig ausgehen würde.

Die Ritterschaft stand hinter dem jungen Hoffnungsträger und nicht hinter ihm. Also nahm er Brenon kurzerhand beiseite, sodass kein neugieriges Ohr mehr an der Unterhaltung teilhaft wurde und sprach mit aller Beherrschung, die er aufbringen konnte, weiter: „Du setzt das Leben von Dutzenden guter Männer aufs Spiel, ebenso wie die ganze Unternehmung! Was denkst du dir dabei, auf irgendeine Stimme in deinem Kopf zu vertrauen, die dir befiehlt, mir nichts, dir nichts gegen die Hauptstadt zu rücken?“

Brenon hatte begriffen, dass Herbomir sich zurücknahm, weil er nichts gegen ihn ausrichten konnte. Doch der Tadel seines Gefährten hatte ihn nichtsdestotrotz verletzt. „Vertrauen ist eine Tugend, welche in den vergangenen Jahren in Vergessenheit geraten ist“, belehrte er Herbomir in ruhigem, aber bestimmtem Tonfall. „Erinnere dich der Aufzeichnungen des Prinzen! Er mahnt immer wieder, dass nur durch tiefes Vertrauen ein scheinbar unmöglicher Kampf bestanden werden kann!“

„Der Prinz!“, spottete Herbomir, „Aldrĭn war nie im Begriff, Thronerbe zu werden, weswegen er sich auch nicht mit der Last wahrer Verantwortung herumschlagen musste. Der einzige Prinz, dessen Worte für mich Gewichtung haben, ist viel zu früh von uns gegangen. Ich wünschte, es hätte nicht ihn getroffen, sondern diesen blauäugigen Knaben, der sich sein Bruder nennt.“

Brenon schaute Herbomir herablassend an. Soweit er sich zurückerinnern konnte, war es das erste Mal, dass er sich dem alten Ritter in einer Streitfrage überlegen fühlte. Die Berichte von Prinz Aldrĭn über das Kriegsende und den Beginn des neuen Zeitalters waren für Brenon Inspiration und Antrieb gewesen, seitdem er imstande gewesen war, die Schriften zu lesen. Wenn Herbomir derart darüber spottete, dann lag es nur daran, dass er selbst inzwischen zu alt geworden war, um sich den Herausforderungen der Gegenwart zu stellen. Doch anstatt ihm Vorwürfe zu machen, beschloss Brenon, sich großzügig zu geben. Der Gedanke, gänzlich auf sich gestellt zu sein, missfiel ihm trotz allen Vertrauens auf die eigene Stärke. „Welchen Schritt würdest du vorschlagen?“, fragte er schließlich.

Herbomirs Züge entspannten sich, als er seinen Schützling wieder in vernünftiger Verfassung wähnte. „Wir sollten aufbrechen, ehe Albenbrück dazu in der Lage ist, eine Armee aufzustellen, insofern gebe ich dir Recht. Doch wäre ein Angriff auf die Hauptstadt selbst mit Esefos Hilfe zu riskant, wir müssen dazu alle Kräfte bündeln. Lass uns zurückkehren, von wo wir kamen und uns zusammenschließen mit allen Kriegern, die dort auf uns warten! Dann verfügen wir über eine Streitmacht, welcher der Rat nichts entgegenzusetzen hat.“

„In das Versteck nach Vyroneia?“

„In die schwimmende Stadt“, bestätigte Herbomir, „sie hat uns viele Monate Schutz geboten.“

Den Beinamen schwimmende Stadt hatte Vyroneia dem Umstand zu verdanken, dass es einige Meilen innerhalb der scymbischen Bucht auf riesigen Pfählen errichtet worden war, welche ihre Erbauer vor über zweihundert Jahren tief im Meeresboden versenkt hatten. Man konnte Vyroneia nur mit dem Schiff erreichen und dies war einer der Gründe gewesen, aus dem heraus sich Brenon und Herbomir dafür entschieden hatten, die Versammlungen der Bruderschaft dort abzuhalten, denn der Ort war wie kaum ein anderer abgeschirmt vom Geschehen im restlichen Reich.

Ein anderer war die einzigartige Bauweise der Stadt gewesen, denn sämtliche Gebäude standen so eng aneinander gereiht, übereinander gestapelt und miteinander verwinkelt, dass es ein Leichtes war, sich zwischen den Häusern unbemerkt zu bewegen und es der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gleichkam, wenn man jemanden in Vyroneia aufzuspüren versuchte.

Der Gedanke daran, sich wieder dorthin zurückzuziehen, missfiel Brenon jedoch, denn er genoss die Freiheit, sich mit seinen Kriegern im Reich bewegen zu können, wie er wollte. Schon der Schlag gegen Tir’dahall hatte ihn einiges an Zeit und Aufwand gekostet, um Herbomir endlich zu überzeugen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er nichts unternommen, ohne sich nicht den Segen des Älteren zu holen, doch nun schien ein Moment gekommen, an dem sich ihre Wege trennten. Er würde Herbomir seinen Willen zugestehen, um seinen Rückhalt nicht gänzlich zu verlieren, zu sehr vertraute er noch immer auf dessen Ratschlag. Doch zugleich drängte ihn eine unbeherrschbare Macht dazu, seinen eigenen Plan zu verwirklichen.

„Du sollst an der Spitze deiner Ritter in die schwimmende Stadt zurückkehren“, erklärte Brenon seinem Gegenüber bestimmend, „doch wird der Elbenrat gestürzt werden. Und das binnen drei Tagen.“

Ariowist und Inkubus

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