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Der magische Moment

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Es war Samstag, morgens um neun Uhr klingelte das Telefon. Tatjana quälte sich aus dem Bett und nahm den Hörer von der Ladestation.

„Happy Birthday to you …“, versuchte Chris, ihr ins Telefon zu hauchen, sollte wohl wie Marilyn Monroe klingen.

„Danke, hast mich gerade aus einem süßen Traum herausgerissen, Bruderschmer… ääh …herz!“, gähnte Tatjana in den Hörer hinein.

„Ojemine, das tut mir leid, aber ich wollte der Erste sein, der dir gratuliert, meine Süße!“, quietschte Chris mit schriller Stimme am anderen Ende.

Tatjana hielt den Telefonhörer von ihrem Ohr ab, sonst hätte sie wahrscheinlich nach dem Gespräch ein Hörproblem gehabt, bei diesen schrillen Tönen. „Warum müssen homosexuelle Männer oft so eine fiepsige Stimme haben?“, dachte Tatjana genervt, aber sie freute sich natürlich trotzdem über den Anruf und beklagte sich nicht länger. Chris wollte nach der Arbeit auf ein Gläschen Prosecco vorbeikommen, um mit seinem Schwesterherz anzustoßen. Außerdem hatte er die Idee, noch ein paar Freunde mitzubringen, so als Stimmungsbomben, doch das fand Tatjana wiederum nicht so prickelnd und versuchte, das ihrem Bruder auszureden, aber dieser hatte so seine Prinzipien.

Kurz nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, klingelte es schon wieder. Tatjana überlegte kurz, ob sie überhaupt drangehen sollte. „Tatjana Sandberg, hallo“, meldete sie sich.

„Guten Morgen und herzlichen Glückwunsch zu deinem … wie alt wirst du gleich …?“, krächzte Tatjanas Mutter, sie telefonierte wohl wieder mit dem Handy und fuhr dabei Auto mit lauter Opernmusik im Hintergrund.

„Rate mal, eigentlich müsstest du es ja am besten wissen, wie alt ich werde, jedenfalls ein Jahr älter als letztes Jahr!“, meckerte Tatjana enttäuscht zurück, doch das ignorierte ihre Mutter, denn sie war so sehr auf den Autoverkehr konzentriert, dass sie um sich herum kaum etwas wahrnahm.

„Tja, das ist so eine Sache mit dem Telefonieren beim Autofahren …“, dachte Tatjana. War ja nicht ohne Grund verboten! Tatjana wurde schon einmal dabei erwischt, obwohl sie nicht oft im Auto telefonierte, ihre Mutter führte eigentlich ihre ganzen Telefonate hinter dem Steuer und hatte immer Glück, hatte noch keinen Strafzettel bekommen.

„Ich komme am Nachmittag mal für ein Stündchen vorbei und bring dir dein Geschenk, also bis dann!“, kreischte Tatjanas Mutter hektisch am anderen Ende.

Tatjana hatte überhaupt keine Chance zu antworten und ging nach dem Telefonat verärgert zu Lars ins Schlafzimmer zurück, der in der Zwischenzeit schon Kerzen im ganzen Raum angezündet hatte, Tatjanas Lieblings-Duftkerzen, auf einem silbernen Tablett hatte er zwei Sektkelche mit Champagner gefüllt, dazu servierte er schwedische Daimtorte.

Tatjana war so überrascht, dass sie sprachlos glücklich vor Lars stand, mit Freudentränen im Gesicht.

Nachdem Lars ihr noch ein Geburtstagsliedchen gesungen hatte, umarmte sie ihn, voller Rührung und bedankte sich. „Vielen herzlichen Dank, das ist traumhaft, wenigstens einer hier, der es versteht, mir eine Freude zu bereiten!“, schluchzte Tatjana.

„Na, war das deine Mutter am Telefon?“, wollte sich Lars vergewissern und wurde zornig, als er hörte, wie sie wieder mit Tatjana umgegangen war. Sie schaffte es immer wieder, ihre Tochter zu verletzen, indem sie sie nicht wirklich wahrnahm. „Reg dich nicht auf, diese Frau wirst du nie ändern!“, versuchte Lars, seine Tatjana zu beruhigen und umarmte sie liebevoll. Er legte die Lieblings-CD von Morten ein und sie tanzten eng umschlungen durch ihr Schlafzimmer. Lars fing an, Tatjana sanft am Hals mit seiner Zunge zu liebkosen, denn darauf fuhr sie als Vampirliebhaberin total ab, dann streifte er ihr weißes Seidenhemdchen über ihre Brüste und … Tatjana wurde auf einmal ganz heiß.

„Das war das schönste Geschenk heute, etwas Besseres kann gar nicht mehr kommen, mein Liebster!“, lächelte Tatjana später entspannt.

„Was magst du heute eigentlich noch anstellen?“, fragte Lars neugierig.

„Nichts!“, erwiderte Tatjana entschlossen. Aber sie wusste auch, dass sie keine Chance hatte, nichts zu tun, denn ihr Bruder und ihre Mutter wollten ja auf jeden Fall vorbeikommen, obwohl Tatjana liebend gern darauf verzichtet hätte. Also beschloss sie, ein paar Bleche Pizza zu backen und eine italienische Vorspeisenplatte zu zaubern. Lars kam in die Küche, um ihr zu helfen, das machte er oft, er liebte es zu kochen, besonders nach gutem Sex war er sehr kreativ. Tatjana war froh, dass ihr Mann im Haushalt alles selbst erledigen konnte und nicht so ein Pascha war wie viele Männer. Manchmal war sie fast schon ein bisschen neidisch auf ihn, weil er alles so perfekt hinbekam – im Gegensatz zu ihr, sie hinterließ eigentlich überall Chaos!


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