Читать книгу Move to Oslo - Lina Nordmeer - Страница 16
Ein Wunsch ist noch frei
ОглавлениеKatrin und Tatjana trafen sich wie jeden Donnerstag in ihrem Stammbistro an der Ecke, um die Mittagspause gemeinsam zu verbringen. Sie redeten gerade eifrig, als sich am Nachbartisch eine Frau in ihrem Alter mit drei kleinen Kindern hinsetzte und etwas bestellte. Als Tatjana die Stimme der Frau hörte, musste sie sich zu ihr umdrehen, sie kam ihr sehr bekannt vor.
„Nein, du hier, Tina?“, kam es erstaunt von Tatjana.
Tina war mit Katrin und ihr auf die gleiche Schule gegangen, sie waren gut befreundet gewesen. Vor fünf Jahren war Tina mit ihrem Mann aus beruflichen Gründen nach Australien ausgewandert.
„Hallo Tatjana und Katrin, das ist ja ein Zufall, oder? Bin seit einer Woche wieder aus Australien zurück. Carsten kommt in ein paar Tagen nach, er muss noch den Rest vom Umzug erledigen!“, erzählte Tina. Ihre Kinder waren immer nur ein Jahr im Alter voneinander entfernt. Der Älteste war vier Jahre alt, die beiden Jüngeren waren Mädchen.
Tina verriet Tatjana und Katrin, dass sie wieder im dritten Monat schwanger sei. „Und was ist mit euch, wollt Ihr keine Kinder?“, wollte Tina neugierig wissen.
Kati erklärte gleich, dass sie eher die Karriere-Frau sei und mit Kindern nicht gar so viel am Hut hätte. Doch Tatjana traf diese Frage wie ein Stich ins Herz. Jetzt musste sie wieder an ihre Fehlgeburt vor einigen Wochen denken.
Sie hatte das doch so gut verdrängt, glaubte sie zumindest. Sie konnte gar nichts antworten und trank verlegen ihren Prosecco aus. Doch Tina war hartnäckig und fragte Tatjana direkt.
„Ja, und du, Tatjana, langsam wird es doch Zeit, bist du nicht vor Kurzem 36 geworden?“
„Ach, wir lassen uns noch ein bisschen Zeit, weißt du, Lars hat momentan ein größeres Projekt bei der Arbeit laufen, und ich fahre erst mal im September nach Norwegen mit Kati, mit dem Wohnmobil Ihrer Eltern!“, versuchte Tatjana schnell eine Erklärung zu finden, dabei wurde sie sehr nervös, und sie hatte das Gefühl, ihr würde jemand die Kehle zuschnüren. Sie räusperte sich ungeduldig und fragte Katrin, ob sie dann zahlen wollten.
Tina tauschte noch Telefonnummern mit den beiden aus und verabschiedete sich mit dem Kommentar: „Hey, Tati, aber warte nicht mehr so lange mit dem Baby, sonst bist du zu alt, und es klappt dann oft nicht mehr!“ Dabei zwinkerte sie mit einem Auge Tatjana zu.
Das gab Tatjana den Rest, sie drehte sich schnell um und merkte, wie ihr Tränen übers Gesicht rollten, sie konnte sie einfach nicht mehr stoppen.
„Ach Tati, sei nicht so traurig. Lass diese Vollblutmama doch schwatzen, hast du gesehen, wie ausgemergelt und faltig sie aussah? Du bist dagegen ein wahrer Jungbrunnen!“ Kati kniff ihrer Freundin liebevoll in die Hüfte und versuchte sie aufzuheitern.
Am Abend erzählte Tatjana Lars von ihrer schrecklichen Begegnung mit Tina. Lars machte sich Sorgen um sie, er merkte, wie verzweifelt Tatjana wegen des unerfüllten Kinderwunsches war, und er überlegte, wie er sie auf andere Gedanken bringen könnte. Er schlug Tatjana vor, mit ihm zum Lieblingsitaliener zu gehen und lecker zu Abend zu essen. Tatjana knurrte sowieso der Magen, und essen gehen war immer eine gute Idee, vor allem, wenn sie mit Lars allein war. Sie konnten sich so gut unterhalten. Sie ging ins Schlafzimmer und überlegte, was sie am besten anziehen sollte.
Sie nahm ihren Lieblingsrock, schwarz mit großen Blumen in Türkis bedruckt, der etwas ausgestellt war und bis leicht über die Knie ging, dazu streifte sie sich ihr enges, schwarzes Oberteil mit tiefen Ausschnitt über und legte sich ihre türkisfarbene Häkelstola um, dann schlüpfte sie noch in ihre schwarzen Ballerinas.
Tatjana sah sehr weiblich aus, und das gefiel Lars sehr an ihr. Sie konnte jeden Mann mit ihrem Charme verführen, sie hatte einfach eine unglaubliche Ausstrahlung. „Du siehst bezaubernd aus, mein Schatz! Ich liebe dich!“, flüsterte Lars auch gleich in Tatjanas Ohr hinein.
„Ich dich viel mehr!“, schmeichelte Tatjana ihm.
Der Abend tat den beiden gut und Tatjana erzählte Lars von ihren Träumen und Wünschen.
Aber ein Wunsch wurde ihr immer wichtiger. Sie wollte unbedingt einmal mit ihrem Teenieschwarm Morten Harket zusammentreffen. Das wünschte sie sich schon, seit sie 15 gewesen war, mehr als alles andere auf der Welt, und nun hatte sie wieder ganz stark das Gefühl, dass ihr dieser Wunsch unbedingt in Erfüllung gehen müsse. Als sie ihre damalige Freundin Tina heute wieder getroffen hatte, wurde sie noch entschlossener, wenigstens diesen einen Wunsch zu realisieren, wenn sie schon nicht das Glück hatte, Mutter werden zu können. Sie erinnerte sich an die Worte von Morten, die er vor Kurzem in einem Interview gesagt hatte: „Ich bin davon überzeugt, das Träume umsetzbar sind!“
„Also“, dachte Tatjana, „dann werde ich jetzt meinen Traum umsetzen.“ Sie erzählte auch Lars davon, denn sie wollte nicht, dass er denken könnte, sie hätte Geheimnisse vor ihm.
Lars war erst mal nicht so begeistert von Tatjanas Vorstellungen, aber er schätzte an ihr, dass sie ihm alles so offen erzählte und ihn nicht anlog.