Читать книгу Move to Oslo - Lina Nordmeer - Страница 15

Die Krise beginnt

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Tatjana war froh, dass sie jetzt nur noch zu dritt waren. Katrin war seit einem Jahr solo und öfters mal abends bei Sandbergs zum Essen eingeladen. Lars machte das nichts aus, wenn die beiden von früheren Zeiten schnackten und meistens eine Flasche Sekt oder Rotwein dabei leerten.

Die Tage vergingen wie im Flug, und Tatjanas Geburtstag war jetzt schon wieder vier Wochen her.

Katrin und Tatjana gingen seit einigen Tagen abends walken, um eine bessere Figur machen zu können bei dem wichtigem Termin in Oslo. Tatjana fing nach ihrem Geburtstag sogar eine Diät an, sie wollte unbedingt zehn Kilo abnehmen, weil sie schließlich in ihre absoluten Lieblingsjeans passen wollte. Sie hatte sie zum letzten Mal vor acht Jahren angezogen, als sie Lars kennengelernt hatte. Er meinte damals, dass sie darin einen unheimlich „sexy Knackarsch“ hätte.

Sie fieberte dem Konzerttermin immer mehr entgegen und freute sich wie ein kleines Mädchen über die Backstage-Karten. Lars empfand diese Sache mittlerweile als ziemlich nervend und fühlte sich auch ein wenig zurückgesetzt von seiner Frau. Es fing leicht an zu kriseln bei den beiden, ohne dass Lars und Tatjana es sich bewusst waren. An einem Abend kam es zu einem heftigen Streit, und Tatjana schlief für eine Nacht bei Katrin. Sie rief abends ihre Freundin an. „Hi Kati, bin total fertig! Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“ Tatjana weinte in den Hörer hinein.

Als sie 20 Minuten später an Katis Haustür klingelte, bedankte sie sich mit einer Flasche Rotwein aus St. Emilion bei ihr. Katrin machte leise „Hunting high and low“ an, holte die riesengroßen, bauchigen Rotweingläser aus der Vitrine und schenkte den Wein ein.

„So, jetzt trink erst mal einen guten Schluck und erzähl!“, versuchte Katrin, ihre weinende Freundin zu beruhigen.

Tatjana berichtete, dass Lars sehr gereizt an diesem Abend von der Arbeit nach Hause gekommen war, gerade als sie in der Küche das Essen vorbereitete. Dabei hatte sie laut die neue CD von ihrem Lieblingsnorweger gehört und eifrig mitgeträllert. Das Erste, was Lars in den Sinn gekommen war, als er in die Küche gekommen war, war es gewesen, die Stereoanlage leise zu drehen.

„Was soll das denn?“, schnauzte Tatjana ihn daraufhin an.

„Ich bin genervt, außerdem kann ich diese CD bald nicht mehr hören!“, fluchte Lars.

Es gab plötzlich einen richtigen Vulkanausbruch aus Vorwürfen und hässlichen Beschimpfungen.

Lars war überhaupt nicht begeistert davon, dass Tatjana nur noch an diese Wohnmobil-Tour und das Konzert dachte. Er wollte seine Tatjana für sich haben und sie nicht mit einem norwegischen Sänger teilen. Er hatte Angst, seine Frau zu verlieren. Sie war nur noch mit sich selbst beschäftigt, und beide unternahmen in den letzten Wochen fast nichts mehr gemeinsam. Lars war ratlos und konnte sich diese Verwandlung seiner Frau nicht wirklich erklären.

„Was ist denn nur los mit dir?“, hatte er sie angeschrien.

„Nichts Schlimmes, ich entfalte mich einfach nur, ich will mal wieder raus aus meinem grauen Alltag, verstehst du das denn nicht?“, fauchte Tatjana ihn vorwurfsvoll an.

„Du bist wie eine pubertierende Göre! Da hab ich keine Lust drauf, werd endlich mal wieder du selbst!“, herrschte Lars sie an.

Tatjana nahm reflexartig eine große Tomate, die sie gerade für den Salat schneiden wollte und knallte sie auf den Boden, der Tomatensaft spritzte überall herum.

Lars schüttelte den Kopf, griff nach seiner Brieftasche und seiner schwarzen Lederjacke und sagte: „Ich muss hier raus, gehe in die Stadt was trinken, warte nicht auf mich!“ Er warf mit voller Wucht die Haustür ins Schloss.

Tatjana war sich so alleingelassen und nicht verstanden vorgekommen .

„O je, das hört sich aber nicht gut an!“, klagte Katrin mitfühlend. Sie musste ihrer Freundin irgendwie helfen. „Ruf doch Lars mal auf dem Handy an und frag, wo er ist!“, schlug Katrin vor.

„Ich weiß nicht, der war so sauer auf mich, er hat ja auch schon irgendwie recht, ich meine, wenn es jetzt umgekehrt wäre und er würde sich so verhalten wie ich, würde ich an seiner Stelle auch durchdrehen, oder?“, fragte Tatjana Kati um Rat. Doch sie nahm schließlich ihr Handy, nachdem sie ihr Glas Rotwein ziemlich schnell ausgetrunken hatte, und tippte die Nummer von Lars.

„Ja, hallo, Lars am Handy, hicks!“, nuschelte es am anderen Ende unverständlich.

Lars hatte wohl einen im Tee, dachte Tatjana und verdrehte die Augen. Im Hintergrund war laute Musik zu hören und irgendeine tussige Stimme, die Tatjana von irgendwoher kannte.

„Wo bist du denn, und wer ist da noch bei dir?“, lallte Tatjana zurück, denn auch sie war gut aufgetankt.

„Bin in unserem Lieblingsbistro mit den guten Caipis, weißt du noch, damals, als wir uns zum ersten Mal getroffen haben?“

Tatjana konnte sich noch gut an diesen Tag erinnern. „Ja, und wer ist jetzt die Trulla, die dauernd in dein Handy kichert?“, fragte Tatjana nun noch einmal.

„Stell dir vor, das is’ die Sandy, die war ganz zufällig hier und leistet mir ein wenig Gesellschaft“, murmelte Lars etwas unverständlich.

Tatjana beendete aus lauter Wut sofort das Gespräch. Sie wurde so sauer, dass sie ihr Handy in die Ecke warf und laut „Verdammter Arsch!“ schrie.

Katrin konnte sich gleich denken, dass es irgendetwas mit einer anderen Frau zu tun hatte. Sie kannte ihre Freundin schon so lange und wusste, wie sie bei solchen Angelegenheiten reagierte.

Sie holte Pralinen aus dem Schrank und köpfte ihre beste Flasche Sekt, die sie noch im Kühlschrank hatte. „Hier, meine Süße, greif zu und ärgere dich nicht. Morgen sieht alles wieder besser aus!“, beruhigte Katrin ihre in Tränen aufgelöste Freundin.

Am nächsten Morgen wachte Tatjana mit einem dicken Kopf auf, sie hatte eindeutig zu viel getrunken und bereute es auch. Sie wankte erst mal ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche, um wach zu werden. Danach rief sie bei ihrer Kollegin an und meldete sich für diesen Tag krank.

Sie konnte heute unmöglich in die Schule gehen, den Lärm hätte sie nicht ertragen können in diesem Zustand. Kati kochte Tatjana einen Kräutertee und stellte ihr frische Croissants auf den Küchentisch. Sie selbst aß einen Apfel und dazu einen Naturjoghurt. Tatjana staunte immer wieder, dass ihre Freundin so konsequent sein konnte beim Essen.

Als Katrin ins Büro ging, legte sich Tatjana noch einmal auf das bequeme Ikea-Sofa, um zu dösen und ihre schrecklichen Kopfschmerzen loszuwerden. Irgendwann klingelte dann ihr Handy.

„Jaaa, hallo?“, brummte Tatjana.

„Guten Morgen, hier ist Lars! Bist du bei Kati?“, fragte Lars etwas zögernd.

„Hm, ja. Wieso?“, antwortete Tatjana, auch wenn sie schon wusste, dass Lars nur so eine Frage stellte, um sich bei ihr zu entschuldigen.

„Kann ich vorbeikommen, wir haben zu Hause keinen Kaffee mehr“, schwindelte Lars, um einen Grund zu haben, Tatjana zu sehen.

„Okay, bis gleich!“, freute sich Tatjana, aber sie versuchte ihre Stimme so monoton wie möglich klingen zu lassen, damit Lars nicht gleich ihre Freude bemerkte.

20 Minuten später stand Lars an Katrins Haustür mit frischen Kaffeestückchen und einer Sonnenblume, die er im Garten gepflückt hatte. „Hi, wie geht’s dir? Siehst noch ein bisschen verpennt aus, Süße!“ lächelte Lars.

Da wurde Tatjana fast schon ein bisschen schwach, diesem Lächeln hatte sie schon vor acht Jahren nicht widerstehen können. „Magst du Kaffee oder lieber einen Latte Macchiato?“, fragte sie Lars schnell, bevor sie ihn stürmisch anfiel oder ihm die Kleider vom Leib riss, viel fehlte jedenfalls nicht mehr daran.

„Darf ich reinkommen, oder soll ich meinen Latte draußen vor der Tür trinken?“, fragte Lars mit einem zweideutigen Grinsen.

„Natürlich, komm doch einfach rein und leg dich, ääh … setz dich aufs Sofa!“ Tatjana wurde es auf einmal ganz heiß, sie wollte eigentlich nur noch leidenschaftlichen Sex mit Lars. Sie konnte sich kaum noch zusammenreißen.

Lars merkte die Erregung seiner Frau sofort. Ihre Brustwarzen stellten sich auf, und er konnte sie durch Tatjanas weißes, enges T-Shirt durchscheinen sehen. Nun wurde auch er heiß und überlegte, wie er sie überreden konnte mit ihm wild durch die Gegend zu … Tatjana ließ Lars einen kurzen Moment allin, um sich ein wenig frisch zu machen. Lars konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, als Tatjana in ihrer ganzen weiblichen Pracht, wie Gott sie erschaffen hatte, aus dem Badezimmer kam und sich am Türrahmen vor ihm rekelte. Er ging langsam auf sie zu und biss ihr zärtlich in den Hals …

Die beiden liebten sich innig auf Katrins Flokati im Wohnzimmer und versprachen sich hinterher, nie mehr so kindisch zu streiten. „Du warst so wild und trotzdem so zärtlich, Schatz! Ich liebe das so an dir!“, schmachtete Tatjana Lars an. Er küsste sie sanft auf den Mund, bevor sie sich beide anzogen, um zusammen nach Hause zu gehen.

Tatjana schrieb Katrin noch eine kurze Mitteilung: Liebe Kati, danke für die Übernachtung, den Wein und das Frühstück. Lars und ich haben uns auf deinem Flokati wieder versöhnt. Bussi Tati :-)


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