Читать книгу My new life in New Orleans - Lindsey Moon - Страница 13
Kapitel 10
Оглавление„Anni! Wie ist das möglich?“, fragte mich Mike leise.
„Ich bin nie wirklich gestorben. Nur Rose wusste das. Vor sieben Jahren bin ich geflohen, weil ich Angst hatte, dass unsere Feinde auch zu denen von Phil werden. Du hast doch auch aus diesem Grund Maylas Tod vorgetäuscht, nur dass ich gleich alle Kontakte abgebrochen habe und das Ganze somit länger funktioniert hat. Ich wollte euch wirklich nicht verlassen, aber ich habe einfach keinen anderen Weg gesehen. Es tut mir leid.“
„Normalerweise wäre ich jetzt wohl furchtbar wütend auf dich.“
„Bist du nicht?“, fragte ich hoffnungsvoll. Konnte ich wirklich so viel Glück haben?
„Nein, nicht sehr“, seufzte er. „Ich verstehe dich, weil ich in der gleichen Situation war wie du. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich genauso gehandelt. Außerdem bin ich froh, meine kleine Schwester wiederzuhaben. Aber wehe, du erzählst das jetzt rum!“
„Werde ich nicht“, lächelte ich erleichtert.
„Und wenn du noch einmal deinen Tod vortäuschst, ohne uns einzuweihen, werde ich dich höchstpersönlich in einen Sarg stecken, verstanden?“
„Ist okay. Das hatte ich nicht vor.“
„Gut. Kommt ihr drei jetzt endlich?“
„Wir sollen mit? Wohin?“
„Na wohin wohl? Ich kenne da mindestens zwei Personen, die dich mit Sicherheit unbedingt wiedersehen wollen. Außerdem seid ihr auch Johnsons und deshalb werdet ihr auch bei uns wohnen. Jetzt wird es eh nicht mehr lange dauern, bis jeder weiß, wer ihr seid. Wir sind eine Familie. Eure Sachen könnt ihr später holen.“
„Du hast dich wirklich verändert“, lächelte ich leicht und er sah mich fragend an, bis ich erklärend hinzufügte: „Na ja, vor einigen Jahren hättest du mich dafür in der Hölle schmoren lassen.“
„Würde ich immer noch, ich habe nur heute einen guten Tag.“
„Okay. Phil, was meinst du? Würdest du gerne deine Familie kennenlernen?“
„Soll das ein Witz sein? Seit sieben Jahren wünsche ich mir nichts mehr als das!“
„Dann wäre das ja geklärt. Können wir dann jetzt endlich los?“, fragte Mike ungeduldig.
„Ja, natürlich. Wir kommen schon.“
Mayla war bereits neben ihrem Vater und ich murmelte, bevor wir aus unserer Wohnung traten, noch schnell den Spruch, der auch Phil wieder sein normales Aussehen zurückgab. Mein Bruder hatte recht. In ein paar Tagen würde hier eh jeder wissen, dass wir am Leben waren. Man konnte in dieser Stadt kein Geheimnis bewahren. Wenn es nur einer kannte, verbreitete sich das rasend schnell. Wir könnten höchstens wieder fliehen, aber dann würde Mike mich sicher umbringen wollen. Wir ließen unsere beiden Kinder vor uns gehen und lauschten ihrem Gespräch.
„Dann bist du ja mein Cousin!“, stellte Mayla gerade fest.
„Ja, und du meine Cousine. Was hältst du davon?“
„Keine Ahnung. Ich denke, ich finde es gut.“
„Ich auch. Und es macht dir nichts aus, dass wir jetzt anscheinend zusammen wohnen?“
„Nein, das finde ich sogar toll. Endlich bin ich nicht mehr alleine unter so vielen Erwachsenen…“
„Sie mögen sich“, stellte ich irgendwann lächelnd fest.
„Ja. Ich habe noch nie zwei Kinder gesehen, die schon nach so kurzer Zeit so vertraut waren.“
„Ich auch nicht.“
Wir hatten fast die Villa unserer Familie erreicht, als ich leise murmelte: „Danke, Mike.“
Ich wusste, dass er mich gehört hatte, doch er reagierte nicht. Zum einen, weil er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, zum anderen, weil wir da waren. In wenigen Augenblicken würde ich nach sieben Jahren meine Geschwister wiedersehen.
Und ich stand wie angewurzelt vor der Tür, hinter der sie lebten. Zugegeben, ich hatte ziemliche Angst, wie sie reagieren würden. Im Nachhinein tat es mir leid, dass ich sie verlassen hatte, in dem Glauben, dass ich gestorben sei. Aber ich konnte an der Vergangenheit jetzt auch nichts mehr ändern. An der Gegenwart schon. Dennoch stand ich jetzt hier und traute mich nicht, hineinzugehen. Seufzend sah Mike mich an und öffnete die Tür.
„Ich gehe vor“, meinte er. Dann betrat er die Villa und ich folgte ihm, hinter mir Mayla und Phil, die sich immer noch unterhielten.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht“, rief Mike laut. „Die schlechte ist, dass wir Terese doch nicht noch mal töten können. Und die gute ist, dass unsere Familie wieder Zuwachs bekommt.“
Kurz darauf standen Ariana, Josias und eine mir fremde Frau, vermutlich Sarah, vor uns. Sie konnten mich noch nicht sehen, da ich mich hinter Mike versteckt hatte.
„Wieso Zuwachs?“, fragte Aria meinen Bruder. „Hast du etwa schon wieder eine Frau geschwängert?“
„Ariana, benimm dich. Ich höre, dass Mikaël uns noch jemanden mitgebracht hat“, mahnte Josias, der mein Herz anscheinend gehört hatte.
„Allerdings, das habe ich. Sarah, ich glaube, du hast eine wichtige Person aus der Familie noch nicht kennengelernt. Darf ich vorstellen, die Jüngste der Johnson-Geschwister. Unsere Schwester Marianne.“
Nach dieser Ankündigung trat er zur Seite, sodass alle Anwesenden mich sehen konnten. Schüchtern lächelte ich in die Runde. „Hey“, murmelte ich nur unsicher, während meine Geschwister mich ungläubig ansahen.
„Wie?“, wollte Josias wissen.
Doch bevor ich antworten konnte, rannte Ariana auf mich zu. „Das ist doch vollkommen egal! Hauptsache, wir haben Anni wieder!“
Glücklich umarmte meine Schwester mich und ich musste lächeln, als auch Josias sich ganz Josias-untypisch zu uns gesellte.
Sobald sie mich wieder losließen, antwortete ich auf Josias’ Frage. „Ich bin damals vor sieben Jahren nicht gestorben, sondern nur geflohen, weil ich Angst hatte, dass unsere Feinde meinen Sohn bedrohen würden. Ich wollte nur, dass er ein normales Leben führen konnte. Tut mir leid, dass ich euch so lange in dem Glauben gelassen habe, dass ich tot bin.“ Ich wäre auch lieber bei ihnen geblieben, aber es wäre viel zu gefährlich gewesen.
„Es ist okay. Und sie wird hier wohnen“, stellte Mike fest, und alle sahen ihn erstaunt an, bis er nach oben ging. Normalerweise war er ja auch der Letzte, der jemandem einfach so verzieh, aber ich hatte schon immer eine besondere Verbindung zu ihm. Sie war genauso stark wie die zu Josias. Zwar vollkommen anders, aber ebenso stark.
„Tja, ihr habt’s gehört. Komm, Anni, du kriegst das Zimmer neben meinem“, meinte Ariana dann grinsend.
„Und Phil?“
„Oh, ich bin so dumm. Fast hätte ich das Wichtigste vergessen“, lachte sie und sah ihren Neffen dann grinsend an. „Freut mich, dich kennenzulernen.“
„Mich auch“, erwiderte er lächelnd.
„Und du kriegst selbstverständlich auch ein eigenes Zimmer. Am besten das zwischen Maylas und dem von deiner Mutter. Oder habt ihr da ein Problem mit?“, fragte sie, woraufhin die beiden schnell wie aus einem Mund „Nein!“ riefen.
„Na gut, also dann. Kommt, ich zeige euch eure Zimmer“, grinste Aria und auch ich musste schmunzeln. Die beiden waren wirklich süß.
Kurz darauf saß ich mit meinem Sohn auf seinem neuen Bett und musterte ihn nachdenklich. „Wie kommst du klar?“, fragte ich ihn leise.
„Gut. Wieso auch nicht?“
„Du hast gerade eben zum ersten Mal deine Familie getroffen, Mike wollte uns umbringen und hat uns nur zwei Minuten danach dazu eingeladen, bei ihm einzuziehen. Du bist verwirrt, das sehe ich doch. Ich bin es schließlich auch.“
„Ja. Ja, vielleicht bin ich das“, gab er leise zu.
„Selbstverständlich bist du das. Und das ist auch vollkommen normal. Nicht jeder trifft seine Familie in so einer Situation und kriegt von seinem Onkel als Erstes einen Wutausbruch mit.“
„Das war gar nicht so schlimm. Ich dachte ja immer, Mikaël wäre dein Lieblingsbruder, da hatte ich nicht so eine Angst vor ihm.“
„Wieso dachtest du das denn?“, fragte ich überrascht nach.
„Die Art, wie du über ihn geredet hast. Wenn du es dann mal getan hast.“
„Weißt du, es stimmt, dass ich eine ganz spezielle Verbindung zu Mike habe. Wir verstehen uns einfach ziemlich gut. Aber ich habe diese Verbindung auch zu meinen anderen Geschwistern. Es gibt niemanden, den ich am meisten von ihnen mag. Doch an eines solltest du immer denken: Dich werde ich immer am meisten lieben. Auch wenn wir jetzt mit viel mehr Personen zusammenwohnen, auch wenn wir jetzt wieder eine größere Familie haben, werde ich immer deine Mom bleiben und du mein Sohn. Wir werden immer unsere kleine Familie bleiben, ja? Nur dass wir jetzt ein bisschen größer geworden sind. Sonst wird sich nicht ändern.“
Ich sah, wie Phil sich bei diesen Worten ein wenig beruhigte und lächelte erleichtert. Wahrscheinlich hatte er Angst gehabt, dass ich mich jetzt lieber um meine Geschwister kümmern wollte als um ihn, aber er würde für mich immer an erster Stelle stehen.
Nachdem ich bei Phil gewesen war, ging ich wieder zurück in mein eigenes Zimmer, das mindestens so groß war wie seines. Es hatte sogar ein angrenzendes Bad, das ich mir mit Ariana teilte. Sobald ich jedoch in meinem Zimmer war, klopfte es auch schon an meiner Tür. Bevor ich irgendetwas sagen konnte, wurde sie geöffnet und Rose trat ein.
„Hey, Mary. Ich habe gehört, du wohnst jetzt hier?“, fragte sie mich grinsend und ich nickte.
„Ja. Ich hatte bei der Entscheidung zwar nicht sehr viel mitzureden, aber es stört mich auch nicht. Ab jetzt wird es eh kein Geheimnis mehr sein, dass wir in der Stadt sind.“
„Ja, da hast du wohl recht. Es tut jedenfalls gut, dein Gesicht mal wieder zu sehen“, meinte sie und sah mich dann grinsend an. „Also, gehst du mit mir in deine alte Lieblingsbar, um deine offizielle Rückkehr zu feiern?“
„Ich weiß nicht…“, antwortete ich unsicher. „Ich will Phil eigentlich nicht alleine lassen.“
„Er wird ja auch nicht alleine sein. Hier sind genug Vampire, die auf ihn aufpassen werden. Er ist hier sicher. Komm schon, ich habe seit Jahren nichts mehr mit dir unternommen.“
„Also schön, ich komme mit“, gab ich seufzend nach und nur wenige Minuten später standen Rose und ich schon in der Bar. Es hatte sich wirklich kaum etwas verändert. Wenn man mal davon absah, dass an der Theke die Person saß, mit der ich hier am wenigsten gerechnet hätte.
„Was macht Lucian denn hier?“, zischte ich Rose überrascht zu, während ich meinen Exfreund ansah.
„Oh, das habe ich ganz vergessen. Er ist vor ein paar Jahren auch hierhergezogen. Angeblich hatte er Streit mit seinem Zwillingsbruder und der hat ihn dann rausgeworfen“, erklärte Rose mir leise und ich verdrehte die Augen. Das hörte sich wirklich nach ihm an. Immer nur Ärger verbreiten. Das hatte er schon damals in Magic Spring immer getan. Ich wollte gerade vorschlagen, dass wir in eine andere Bar gehen könnten, als er sich zu uns umdrehte und mich erschrocken ansah.
„Mary?!“
„Die einzig Wahre“, seufzte ich, während Rose sich wie selbstverständlich zu ihm an die Theke setzte und etwas zu trinken für uns bestellte, sodass ich mich gezwungenermaßen auch zu Lucian setzen musste. „Das ist unmöglich!“, meinte dieser gerade und ich verdrehte nur genervt wieder meine Augen.
„Verdammt, wieso sagt das denn jeder? Es ist doch jetzt nicht so unwahrscheinlich, dass ich von den Toten auferstehe. Schließlich war ich unsterblich und ich wäre da auch nicht die Erste aus meiner Familie. Aber ich war nicht wirklich tot, ich habe mir nur eine Auszeit genommen.“
„Weißt du eigentlich, was für Sorgen wir uns gemacht haben? Es hat Monate gedauert, bis wir überhaupt erfahren haben, dass du tot bist! Wieso hast du uns damals so im Stich gelassen?“
Empört sah ich ihn an. „Ich soll euch im Stich gelassen haben? Das kann ich gut und gerne zurückgeben! Ich hatte meine eigenen Probleme und mit denen musste ich auch alleine klar kommen! Du bist der Letzte, der mir Vorwürfe machen könnte! Das muss ich mir wirklich nicht bieten lassen. Rose? Ich gehe.“
Mit diesen Worten stand ich auf und verließ die Bar. Na ja, jedenfalls versuchte ich es, wurde jedoch von Lucian aufgehalten, der sich mit Vampirspeed vor mich gestellt hatte.
„Was willst du denn noch?“, fragte ich genervt und sah mich um, um mich zu versichern, dass niemand seine unmenschliche Geschwindigkeit bemerkt hatte.
„So war das nicht gemeint, ja? Das sollte kein Vorwurf sein. Ich war nur neugierig.“
„Aha.“
„Setzt du dich jetzt wieder hin?“
Fragend sah ich zu Rose, die sich mittlerweile neben mich gestellt hatte und sie nickte kurz.
„Also schön. Du musst ja wirklich einsam sein“, gab ich seufzend nach. Also folgten wir ihm zurück an unsere Plätze. Ungezwungen plauderten wir über dies und das, bis Lucian mich fragte: „Jetzt erzähl schon. Was hat dich wieder nach New Orleans geführt?“
Da ich vorerst noch nichts von Phil erzählen wollte, meinte ich nur: „Heimweh nach der Familie.“
„Tragisch. Wieso bist du nicht nach Magic Spring gekommen?“
„Wieso? Traurig, dass ich dich nicht vermisst habe?“, antwortete ich grinsend.
„Träum weiter, Kleines.“
„Ich bin nicht klein“, schmollte ich und lachte dann, als ich dabei zu Lucian hochgucken musste, weil ich selbst im Sitzen kleiner war als er. Ich hasste es, dass fast alle größer waren als ich. Und ich hasste es, dass er ausnahmsweise sogar mal recht hatte. Jetzt lachte auch Lucian und Rose sah uns nur verwirrt an.
„Was ist los?“, wollte sie wissen.
Anscheinend fand sie das Ganze nicht so lustig wie wir.
„Ach. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, habe ich sie auch schon Kleines genannt. Auch wenn sie das nicht wirklich witzig fand“, erklärte Lucian und ich sah ihn überrascht an. Deswegen hatte er also gelacht? Wieso erinnerte er sich überhaupt noch daran? Ich hatte da nicht einmal dran gedacht.
„Aha. Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich denke, dass wir langsam wieder nach Hause sollten. Schließlich hast du niemandem gesagt, wo wir hinwollten. Und du weißt ja, wie Mikaël reagiert, wenn er nicht alles weiß“, meinte Rose mit einem Blick auf die Uhr.
„Ja, du hast wahrscheinlich recht. Auf Wiedersehen, Lucian“, verabschiedete ich mich und folgte Rose nach draußen.
„Rufst du mich an?“, rief er mir hinterher.
„Träum weiter“, lachte ich nur.
Sobald er uns nicht mehr hören konnte, fragte Rose mich: „Du magst ihn noch, oder?“
„Vielleicht ein wenig. Aber nur als Freund“, antwortete ich ehrlich. Skeptisch sah sie mich an, bis ich hinzufügte: „Wirklich. Er ist ein guter Kumpel, aber mehr auch nicht. Zwischen uns wird nie mehr sein, das ist vorbei. Seit ich ein Vampir bin, haben sich all meine Gefühle verstärkt. Außer meine Gefühle für ihn, sie sind bis auf die freundschaftlichen alle verschwunden.“
„Okay, das ist gut. Er hat dich nicht im geringsten verdient“, grinste sie.
Lächelnd betraten wir die Villa, wo uns jedoch schon Mike erwartete.
„Rose, würdest du uns bitte alleine lassen?“, fragte er meine Freundin sofort, die mit einem kurzen Blick auf mich auch wieder ging.
„Was ist los, Mike?“, fragte ich meinen Bruder. Er sah irgendwie angespannt aus.
„Das würde ich auch gerne wissen. Was hast du da draußen mit Rose getan?“
„Rachepläne gegen dich geschmiedet und überlegt, wie wir dich töten könnten“, spottete ich. Mike fand das aber anscheinend nicht so witzig, denn er sah mich nur böse an.
„Ist ja schon gut, das war ein Witz, Mike. Du darfst lachen.“
Doch er sah mich weiterhin nur wütend an, bis ich seufzte. „Offenbar hast du da gerade keine Lust zu. Also schön, wir waren in meiner alten Lieblingsbar. Wir haben lange nichts mehr zusammen gemacht.“
„Mehr nicht?“, fragte er skeptisch nach.
„Nein, mehr nicht. Wieso, glaubst du mir etwa nicht?“
„Nun, mir kommt es nur äußerst verdächtig vor, dass du deinen Sohn ganz alleine lässt, wo du doch angeblich so überfürsorglich und paranoid sein sollst. Kannst du mir das vielleicht erklären?“