Читать книгу My new life in New Orleans - Lindsey Moon - Страница 9

Kapitel 6 – Mayla

Оглавление

Dieser Junge aus dem Park faszinierte mich. Er war tatsächlich anders als die anderen Jungen in seinem Alter. Er wirkte erwachsener. Er war ein klein wenig wie ich. Auch wenn er vermutlich kein Teil meiner Welt war und es unvorsichtig war, ihn in mein Leben zu lassen, hatte ich mich noch mal mit ihm verabredet. Aber wieso? Da wurde es mir klar: Ich mochte ihn.

„Mayla Johnson, wo zur Hölle warst du?“, riss mich die wütende Stimme meines Vaters aus meinen Gedanken.

„Im Park“, antwortete ich, ohne ihn anzusehen. Ich hasste es, wenn ich zu ihm aufsehen musste und jetzt stand er auch noch auf der Treppe. Und er war eindeutig wütend.

„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede!“, brüllte er. Wenn er in dieser Stimmung war, sollte man sich wirklich nicht mit ihm anlegen. Natürlich würde er mir nie etwas antun und ich könnte mich auch bestens wehren, aber ich wollte ihn nicht noch wütender machen, also sah ich ihm direkt in die Augen. Die gleichen blauen Augen wie meine.

„Also, willst du mir jetzt bitte sagen, was du da wolltest?“, verlangte er zu wissen.

„Ich wollte mich entspannen. Hier ist es doch immer so stressig“, sagte ich leise.

„Prinzessin, ich kann dich ja verstehen, aber es ist einfach zu gefährlich. Und jetzt ist wahrscheinlich auch noch Terese da draußen und wir haben keine Ahnung, wo sie ist“, meinte er jetzt schon ruhiger. Dann fügte er jedoch bestimmt hinzu: „Du wirst nicht mehr alleine nach draußen gehen.“

„Was? Nein!“, rief ich sofort empört.

„Doch“, antwortete mein Vater jedoch nur stur.

„Du kannst mich doch nicht einfach hier einsperren!“

„Natürlich kann ich das! Ich bin dein Vater!“

„Nein. Nein, das bist du nicht. Du bist ein Monster!“, schrie ich.

Wütend stürmte ich nach oben, um nicht mehr seinen verletzten Gesichtsausdruck sehen zu müssen. Ich wusste, meine letzten Worte waren zu viel gewesen, aber ich konnte sie jetzt nicht mehr zurücknehmen. Dabei war ich doch gar nicht wütend auf ihn, sondern auf mich. Ich war wütend, weil ich Phelipe nicht wiedersehen konnte.

Nachdem ich diese furchtbaren Worte zu meinem Vater gesagt hatte, fühlte ich mich ebenso furchtbar. Mein Dad wurde schon früher oft als Monster bezeichnet, von vielen Personen, die ihm wichtig waren. Ich wusste das. Und dennoch hatte auch ich diese Worte in den Mund genommen. Ich hatte einfach das gesagt, von dem ich wusste, dass es ihn am meisten verletzen würde. Das war furchtbar von mir. Ich war furchtbar. Aber unglücklicherweise war ich ebenso stur wie mein Vater, durch und durch Johnson eben. Und aus genau diesem Grund konnte ich mich nicht dazu überwinden, mich bei ihm zu entschuldigen. War ich jetzt eine schlechte Tochter? Vermutlich.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür und ich wusste sofort, wer es war. In diesem Haus gab es nur einen, der so höflich sein würde, anzuklopfen, und dann auch noch darauf zu warten, bis man antwortet. „Komm rein, Josias.“

„Woher wusstest du, dass ich es bin?“, fragte dieser und betrat mein Zimmer.

„Wer sonst würde anklopfen?“

„Du hast recht, unsere Familie ist insgesamt nicht sehr höflich veranlagt“, schmunzelte er.

Seufzend setzte er sich zu mir aufs Bett und ich legte meinen Kopf auf seinen Schoß. „Du hast irgendetwas angestellt, oder?“, fragte er mich sanft, während er über meine Haare strich. Traurig nickte ich.

„Möchtest du mir davon erzählen?“

Nein, wollte ich nicht. Ich wollte es einfach vergessen. Ich wollte, dass alles so war wie heute Morgen. Also schüttelte ich den Kopf, was ihn zum Seufzen brachte. „Ich weiß, dass du es trotzdem tun wirst. Genauso gut, wie du es weißt. Also, was hast du getan, dass Mikaël so verstimmt ist?“, fragte er noch einmal mit sanfter Stimme nach.

„Demoliert Dad mal wieder unsere Einrichtung?“, fragte ich ausweichend.

„Nein. Genau genommen leidet er nur still vor sich hin. Also, sag mir, was passiert ist.“

Oh. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Normalerweise zeigte mein Dad seine Wut immer. Immer. Meine Worte mussten ihn mehr verletzt haben, als ich dachte. „Ich habe Mist gebaut. Ich war gerade im Park, weil ich einfach mal abschalten wollte und als ich wiederkam, war Dad natürlich wütend, weil ich ihm nicht Bescheid gegeben hatte. Er hat mir verboten, das Haus zu verlassen und da bin ich so wütend geworden… Ich habe zu ihm etwas gesagt. Etwas, was einfach unverzeihlich ist.“

„Was?“

Ich schüttelte nur mit Tränen in den Augen den Kopf. Auf keinen Fall wollte ich diese Worte wiederholen.

„Komm schon, Kleines. Sag mir, was du gesagt hast.“

„Ich… ich habe gesagt… dass er nicht mein Vater, sondern ein Monster ist.“

Erschrocken hielt Josias die Luft an und ich brach endgültig in Tränen aus.

„Ich habe es doch gar nicht so gemeint“, schluchzte ich. Tröstend umarmte mein Onkel mich und flüsterte: „Shh… Alles wird gut. Mikaël wird dir verzeihen.“

„Nein. Das wird er nicht. Ich würde es an seiner Stelle nicht tun, schließlich wusste ich, wie sehr ihn das verletzen würde.“

„Er ist dein Vater, Mayla. Natürlich wird er das. Geh zu ihm. Sag ihm, dass es dir leid tut.“

„Und was ist, wenn ich das nicht möchte?“

„So stur wie die Eltern“, lachte er leise. Dann meinte er ernster: „Es ist egal, ob du es möchtest oder nicht. Du weißt, dass es das Richtige ist, sich zu entschuldigen. Dein Vater wird dich verstehen. Du musst dich nur trauen.“

„Meinst du?“, fragte ich unsicher nach.

„Ich bin mir sogar sicher.“

Dankbar lächelte ich ihn an und stand auf. „Okay. Dann gehe ich jetzt wohl mal nach unten.“

„Viel Glück“, wünschte mir Josias und ich drehte mich noch einmal um.

„Danke.“

Ich spürte, wie er mir lächelnd nachsah, doch mit jedem Schritt, der mich weiter von der Sicherheit meines Zimmers und den Armen meines Onkels entfernte, schwand mein Mut, bis ich schließlich zitternd in der Tür zu unserem Wohnzimmer stand. Auf dem Sofa konnte ich die blonden Haare meines Vaters erkennen.

„Hallo, Mayla“, begrüßte er mich emotionslos. Und wenn ich emotionslos sagte, meinte ich das auch. In seiner Stimme konnte man wirklich keine Gefühle erkennen.

„Hi.“

Ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte, also beschloss ich, einfach das zu sagen, was ich loswerden wollte. „Estutmirleid.“

„Was?“

Ich wusste, dass er mich verstanden hatte, auch wenn ich sehr schnell gesprochen hatte. Dennoch wiederholte ich meine Worte, wobei ich stur auf den Boden sah. „Es tut mir leid. Ich wollte das nicht sagen. Es war nicht so gemeint.“

„Doch, das war es. Und du hast recht. Ich bin ein Monster und das ist auch in Ordnung. Die Welt hat mich dazu gemacht. Wird man von einem Monster angegriffen, muss man selbst zum Monster werden. Nur wollte ich das nicht von dir hören. Ich dachte, ich hätte diese Seite gut genug vor dir versteckt.“

„Nein. Du bist kein Monster, du bist mein Dad.“ Kurz hielt ich inne, bevor ich unsicher nachfragte: „Du bist doch noch mein Dad, oder?“

Leise lachte er und bedeutete mir, mich neben ihn zu setzen, was ich auch tat. Trotzdem passte ich auf, dass wir uns nicht berührten. Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte, auch wenn ich mir nichts mehr wünschte, als mich in seine Arme zu werfen.

„Ach, Mayla. Ich werde immer dein Dad sein, egal, was du machst.“

Erleichtert atmete ich auf. „Heißt das, du nimmst meine Entschuldigung an?“

„Ja. Wenn du mir etwas versprichst.“

„Was denn?“

„Ich möchte, dass du auf dich aufpasst. Du sollst das Haus nicht mehr alleine verlassen, zumindest vorerst. Es geht nur darum, dass immer jemand mitkommt. Deine Mom, Ariana, Josias oder ich. Kannst du mir das versprechen? Dass du nicht mehr alleine weggehst, ohne Bescheid zu sagen?“

Ich musste nicht lange überlegen. Ich wollte einfach nur, dass mein Dad mich wieder in den Arm nahm. Also flüsterte ich, bevor er das auch endlich tat, leise: „Ich verspreche es.“

Hoffentlich würde ich es auch schaffen, dieses Versprechen einzuhalten.

My new life in New Orleans

Подняться наверх