Читать книгу My new life in New Orleans - Lindsey Moon - Страница 7
Kapitel 4 – Mary
Оглавление„Mom?“, fragte mich Phil auf dem Rückweg.
„Ja?“
„Wer ist Baby Johnson?“
„Baby Johnson? Wo hast du das denn her?“
„Es stand auf einer Gedenktafel, neben unserer.“
„Damit bist du wahrscheinlich gemeint.“
„Aber ich war doch mit auf deiner erwähnt. Außerdem war sie fast schon rosa, das macht man doch nicht für einen Jungen, oder?“
„Nein, normalerweise nicht. Aber ich wüsste nicht, wer sonst in unserer Familie ein Kind bekommen könnte. Und du bist dir sicher, dass da Baby Johnson stand?“
„Ja, natürlich.“
„Merkwürdig. Mal sehen, vielleicht weiß Rose ja etwas darüber.“
Als wir endlich unsere Wohnung erreichten, ging Phelipe sofort in sein Zimmer, während ich mein Handy rausholte und Rose anschrieb. Auch die sieben Jahre, in denen wir uns nicht gesehen hatten, hatten unsere Freundschaft nicht beeinträchtigt. Jedenfalls ging es mir so und ich hoffte, dass es bei ihr ähnlich war. Wir hatten es immer vermieden, über aktuelle Themen in unserem Leben zu reden oder uns darüber zu unterhalten, wo wir gerade waren, weil Handys dafür einfach nicht sicher genug waren. Für Außenstehende war unser Chatverlauf somit der von zwei ganz normalen Freundinnen, auch wenn ich dank meiner Paranoia, die sich über die Jahre entwickelt hatte, regelmäßig meine Nummer wechselte.
„Hey, Rose. Ich melde mich auch mal wieder. Ich habe eine Frage an dich: Weißt du, wer „Baby Johnson“ sein könnte? Danke schon mal“, schrieb ich ihr.
Nur wenige Sekunden später kam die Antwort:
„Hey! Ja, ich weiß, wer das ist. Aber ich denke, das sollte ich dir lieber persönlich erzählen. Da du das Baby erwähnt hast, bist du wohl wieder in New Orleans, oder? Können wir uns irgendwo treffen?“
Rose war also auch noch in New Orleans, das war praktisch.
„Klar, wie wär’s im Jackson Square?“
Der Park mit dem wunderschönen, märchenhaften Schloss war quasi direkt um die Ecke und so der ideale Treffpunkt.
„Okay, bin in zwei Minuten da, wir treffen uns vor der Statue.“
Gemütlich machte ich mich auf den Weg, wobei ich in normaler Geschwindigkeit lief, um erstens nicht aufzufallen und zweitens die Gebäude und kleinen Läden zu bewundern. Es schien so, als ob alle gute Laune hätten, was vielleicht auch an den vielen Straßenmusikern lag, die an jeder Ecke und manchmal auch mitten auf der Straße ihre Jazz-Stücke spielten. New Orleans war einfach eine tolle Stadt, auch außerhalb der berühmten Bourbon Street.
Als ich um die nächste Ecke bog, lief ich direkt auf Hunderte von Touristen zu. So, wie es aussah, war hier eine Art Straßenkünstler-Ausstellung. Jedenfalls waren unglaublich viele Bilder auf einem großen Platz und auch zwischen den Straßen ausgehangen. Ich hätte hier Stunden bleiben können und auch Mike hätte bestimmt seinen Spaß gehabt, aber ich war verabredet, also ging ich mit einem sehnsüchtigen Blick auf die vielen bunten Malereien weiter, bis ich am Eingang des Jackson Squares angekommen war. Der Blick auf das wunderschöne weiße Gebäude raubte mir fast den Atem. Ich hatte in meiner Zeit hier nicht sehr viel von New Orleans gesehen, ich hatte mich nur im Nachhinein über das Internet und verschiedene Straßenkarten schlau gemacht, und umso toller fand ich die Stadt nun. Zielstrebig ging ich auf die bronzene Statue von Andrew Jackson zu und zu meinem Überraschen war Rose bereits da.
Glücklich fiel ich meiner besten Freundin in die Arme.
„Rose, ich habe dich so vermisst!“
„Mary?!“, rief sie erstaunt. Ach ja, ich hatte den Zauber, der mich zur Schwarzhaarigen machte, ganz vergessen.
„Ähm, ja.“
„Darf ich sagen, dass du dich ganz schön… verändert hast?“, fragte sie lachend.
„Ja, das kann man wohl so sagen. Du hast dich aber überhaupt nicht verändert.“ Verwirrt sah ich sie an. „Nein, ehrlich. Du siehst noch genauso aus wie mit 17.“
„Na ja, also… ähm… ich bin jetzt gewissermaßen… ein Vampirwolf.“
„Wow. Glückwunsch? Keine Ahnung, was sollte ich jetzt sagen? Was ist denn passiert?“
„Es war kurz nach deiner Abreise. Wir wurden angegriffen, von Hexen, und dabei wurde ich ziemlich schwer verwundet. Dein Bruder Kaël hat mir sein Blut gegeben, aber es war zu spät, um mich zu retten, also bin ich mit seinem Blut im Körper gestorben. Na ja, jedenfalls hat er mich so zum Vampirwolf gemacht. Aber das ist jetzt auch egal. Was habt ihr denn all die Jahre gemacht?“
„Hmm, eigentlich nichts Besonderes. Ich habe Phil beigebracht, nicht durchzudrehen, wenn er Blut riecht, nachdem ich mir das erst selber beibringen musste und wir haben ganz nebenbei noch so um die zweihundert Zauberbücher auswendig gelernt.“
„Klingt ja sehr spannend“, sagte meine beste Freundin ironisch.
„Ja, total. Vor allem, wenn man nach seiner Schwangerschaft, die man komplett eingesperrt verbracht hat, plötzlich paranoid wird.“
„Ups, sorry. Aber das bringt uns wenigstens zurück auf unser ursprüngliches Thema: Baby Johnson.“
In der nächsten Stunde erklärte mir Rose alles, was seit dem Beginn meiner Schwangerschaft passiert war. Wir waren damals nach New Orleans gezogen, weil Kaël herausgefunden hatte, dass er dank seiner Werwolfseite ebenfalls Vater werden würde. An dem Abend, an dem ich Phelipe zur Welt brachte, waren meine Geschwister gerade bei der Geburt von Mayla, Mikes Tochter. Jetzt konnte ich auch verstehen, warum wir damals ganz allein gewesen waren. Nach meinem vermeintlichen Tod hatten Mike und Sarah, die Mutter seiner Tochter, beschlossen, dass ihre Kleine hier nicht sicher war und so wie auch ich ihren Tod vorgetäuscht. Daher der Name auf dem Friedhof. In Wirklichkeit hatten sie Mayla meiner Freundin Sam gegeben, die sich vorerst um sie hatte kümmern sollen. Mittlerweile hatten sie diese Strategie jedoch wieder aufgegeben und so wohnten meine Geschwister momentan wieder mit Sarah und Mayla in ihrer Villa. Es schienen auf jeden Fall sehr ereignisreiche Jahre hier in New Orleans gewesen zu sein.
„Also ist Baby Johnson eigentlich Mayla Johnson, meine Nichte, die ein fast normales Leben zwischen den Ersten und Vampirwölfen lebt?“, fasste ich die Situation kurz zusammen. Das war alles wirklich merkwürdig. Etwas, was ich nicht wirklich vermisst hatte.
„Ja. Nur dass sie auch sehr mächtig ist, da sie Werwolf, Hexe und Vampir zugleich ist. Das passiert wohl, wenn der Sohn einer Hexe Werwolf und Vampir ist und ein Kind bekommt.“
„Wow, das ist…“
„Gruselig? Unnormal? Total verrückt?“, schlug Rose vor.
„Ja, das auch. Aber vor allem ist es sehr viel aufregender, aber auch gefährlicher als mein Leben. Ich bin froh, dass ich damals weggegangen bin.“
„Das kann ich verstehen. Und? Erzählst du mir jetzt auch ein bisschen mehr von deinem Leben?“
Ich erzählte Rose also noch ein paar Geschichten aus meiner Vergangenheit, auch wenn die letzten sieben Jahre weitestgehend normal waren. Unser Leben war nicht besonders spannend gewesen, glücklicherweise. Irgendwann beschloss ich, dass nichts dagegen sprach, Rose mit Phelipe bekannt zu machen. Schließlich hatte sie ihm dieses friedliche Leben erst ermöglicht.
„Was ist, Rose? Hast du Lust, mit mir zu kommen und Phelipe kennenzulernen?“
„Was? Meinst du das ernst?“
„Ja, klar. Du bist doch meine Freundin.“
„Natürlich, ich komme gerne mit!“
So machten wir beide uns wieder auf den Weg zu meiner Wohnung, auch wenn wir uns vorher noch ein paar der Bilder auf den Straßen ansahen. Zu Hause angekommen bat ich Rose herein und rief nach Phelipe. Als er nicht sofort kam, dachte ich mir zuerst nichts dabei, vielleicht hörte er einfach gerade Musik und hatte mich so nicht gehört, also wollte ich ihn aus seinem Zimmer holen. Doch als ich es betrat und es leer vorfand, wurde ich langsam panisch. Ich verfluchte mich dafür, dass ich noch keine Schutzzauber über unsere Wohnung gelegt hatte und so jeder, der kein Vampir war, ohne Probleme eintreten konnte. Verzweifelt raufte ich mir die Haare, als ich plötzlich hörte, wie Rose aus der Küche rief: „Hey, Mary. Beruhige dich wieder. Hier liegt ein Zettel von ihm.“
Sofort war ich bei ihr und sah mir den Zettel an, auf dem in Phils Handschrift geschrieben stand:
„Hey, Mom. Bin in dem kleinen Laden unten, wenn du mich suchst. Phil“
„Im Laden“, meinte ich knapp zu Rose. Wenn er jetzt nicht da wäre, würde ich erst richtig anfangen, mir Sorgen zu machen, und wenn er dann unversehrt wiederkommen würde, würden wir sofort abreisen. Also hoffte ich mal für ihn, dass er wirklich in dem Souvenirladen im Erdgeschoss war.
Ein paar Sekunden später standen wir schon vor der Tür und ich öffnete sie, woraufhin sofort ein einladendes Klingeln ertönte. Sie verkauften hier wirklich die verschiedensten Dinge, von Kleidung, Taschen, Schals und Schmuck über Tassen, Gläser, Teekannen und Servietten bis hin zu Schokolade, Bücher und die verschiedensten Andenken. Dabei waren gewöhnliche Souvenirs wie New Orleans-Broschen oder kleine Figürchen ebenso stark vertreten wie andere, seltenere Objekte wie zum Beispiel Salze, Kräuter oder angeblich magische Heilsteine. In einem Regal erkannte ich sogar verschiedene Statuen vom Eiffelturm. Wieso auch nicht?
Nach nur wenigen Sekunden sah ich aber auch endlich das, wofür ich wirklich hergekommen war: meinen Sohn. Er sah sich gerade einige kunstvolle selbstgemalte Bilder an, als ich mich von hinten an ihn anschlich und ihm plötzlich meine Hand auf die Schulter legte. Erschrocken fuhr er herum und seine Augen weiteten sich schockiert, bis ihm wohl wieder einfiel, dass die fremde Schwarzhaarige ja ich war und er erleichtert ausatmete.
„Du hast mich erschreckt“, meinte er leise.
„Du mich auch“, erwiderte ich ebenso ruhig.
„Tut mir leid.“
„Schon in Ordnung. Nur versprich mir, dass du das nie wieder machst und mir vorher Bescheid gibst, wohin du gehst, ja?“
„Versprochen.“
„Gut. Komm, ich will dir jemanden vorstellen.“