Читать книгу My new life in New Orleans - Lindsey Moon - Страница 15

Kapitel 12

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Keine zwei Minuten später stand ich wieder in der kleinen Gasse vor Mayla und Ariana und kniete mich neben sie. Mayla weinte immer noch hemmungslos.

„Hey. Ich weiß jetzt, was los ist. Aber du brauchst keine Angst zu haben, Mayla. Dein Vater wird dich immer lieben, hörst du? Er vermisst dich jetzt schon. Willst du nicht zurückkommen?“

„Nein“, schluchzte sie nur leise.

„Aber wieso denn nicht? Sieh mal, du kannst nicht immer weglaufen, wenn du mit deinem Dad streitest. Er macht sich jedes Mal unglaubliche Sorgen um dich. Ja, vielleicht hast du ihn enttäuscht, aber du darfst nicht vergessen, dass er dich immer lieben wird, egal, was du anstellst. Du machst dir Vorwürfe, oder?“

„Ja…“

„Weißt du, wenn du möchtest, dass dein Vater dir vergibt, musst du dir zuerst selber verzeihen. Was du getan hast, war falsch, aber schon die Tatsache, dass du das weißt, zeigt doch, wie sehr du es bereust. Jeder macht Fehler, aber die Starken stehen wieder auf und lernen aus ihnen. Und du bist stark, Mayla, da bin ich mir jetzt schon sicher.“

„Nein… Dad ist stark… er macht… keine Fehler.“

„Doch, Mayla. Auch dein Vater hat schon Fehler gemacht. Sogar er hat schon einige seiner Entscheidungen bereut. Es ist vollkommen normal, Fehler zu machen und diese danach zu bereuen. Aber du darfst nicht in Selbstmitleid versinken, sondern musst wieder aufstehen. Und weil du mutig bist, und klug, und stark, wirst du es schaffen, zu deinem Vater zu gehen und um Entschuldigung zu bitten. Du darfst nur niemals aufgeben und musst immer daran denken, dass du nie vollkommen allein sein wirst. Weil du dich immer an jemanden wenden kannst, wenn du Hilfe brauchst.“

„Woher weißt du, dass ich stark bin, wenn ich es selber nicht weiß?“, fragte mich meine Nichte, nun etwas ruhiger.

„Du bist eine Johnson. Und ich mag dich vielleicht noch nicht lange kennen, aber alles, was du bisher getan hast, zeigt mir, dass du es bist. Also, kommst du jetzt wieder mit nach Hause?“

„Ich weiß nicht… Dad war so enttäuscht von mir, ich denke nicht, dass er will, dass…“

„Mayla, dein Vater liebt dich. Mehr als alles andere auf der Welt. Er wird dich niemals verstoßen. Nie.“

„Woher willst du das wissen? Gerade du, gerade jetzt? Ich habe doch gehört, wie ihr euch gestern gestritten habt.“

„Vielleicht habe ich gerade ein wenig Streit mit deinem Vater, aber du siehst doch selber, dass ich trotzdem bei euch wohne. Ich könnte zurück in meine kleine Wohnung, ohne Probleme, und Mike weiß das, aber er lässt mich bei euch leben. Weißt du, warum?“

„Nein.“

„Weil wir eine Familie sind, Mayla. Und in einer Familie wird niemand einfach verstoßen oder fortgeschickt, auch wenn es Streit gibt. Siehst du, du musst nie aus eurem Haus verschwinden, du bist dort immer erwünscht. Es gibt keinen Grund, nicht nach Hause zu gehen. Also, wirst du Ariana und mich jetzt begleiten?“

„Ja. Danke, Tante Mary.“

Also machten sich Ariana, Mayla und ich auf den Weg zurück zu unserer Villa. Wir waren keine zwei Minuten gegangen, als sich plötzlich drei Gestalten vor uns aufbauten.

„Nicht ihr schon wieder“, sagte Ariana verächtlich und verdrehte die Augen.

„Aria, was meinst du damit? Kennst du sie?“

„Gewissermaßen. Darf ich vorstellen: Kyle, der halbstarke Vampir, Brad, der langweilige Werwolf und Savannah, eine Hexe und selbsternannte Vampirjägerin. Die drei sind ernsthaft der Meinung, dass sie es mit uns aufnehmen können. Vollkommen wahnsinnig, wenn du mich fragst.“

„Und dennoch habt ihr uns in fast eineinhalb Jahren noch nicht töten können“, meinte der Mann ganz links und trat aus dem Schatten hervor. Er hatte schwarze Haare und dunkelbraune Augen, die uns kalt musterten. Außerdem roch er nach Hund, was dann wohl bestätigte, dass das dieser Werwolf Brad sein musste, der zugegeben gar nicht so schlecht aussah mit seinen Bergen an Muskeln. Trotzdem war er mir sofort unsympathisch.

„Nur weil ihr euch immer im Hintergrund haltet. Und dafür mussten mindestens dreihundert von euren Helfern sterben und ich glaube, die letzten zehn eurer jüngsten Mitglieder sind auch noch nicht wieder aufgetaucht, oder?“, erwiderte Ariana gehässig. An mich fügte sie leise erklärend hinzu: „Sie waren der Meinung, dass sie besser an Mayla herankommen würden, wenn sie Kinder in Vampire verwandeln und sie als Späher einsetzen würden.“

Das erklärte zwar, warum Aria so wütend war, als sie Phil an unserem Grab stehen sah, aber das war doch einfach nur… „Krank.“

„Die Einzigen, die hier krank sind, seid ja wohl ihr“, meinte Savannah und trat ebenfalls aus dem Schatten heraus. Sie war eigentlich ziemlich hübsch mit ihren glatten, roten Haaren und den babyblauen Augen, aber ihr Gesicht war zu einer Maske aus Hass und Wut verzerrt.

„Wieso, weil wir Vampire sind? Ich will ja dein Weltbild nicht zerstören, Savannah, aber dein kleiner Freund Kyle ist auch einer“, spottete Aria.

„Nur mit der Ausnahme, dass ich mich von Tierblut ernähren würde, wenn ich nicht all meine Kräfte bräuchte, um euch auszuschalten. Ihr seid hier die Monster, ganz besonders dieses Kind. Es wird nur Unheil über uns bringen.“ Nun trat auch der letzte Mann ins Licht, Kyle. Er hatte dunkelblonde Haare, für deren Styling er sicher Stunden gebraucht hatte, und blaue Augen, die beinahe so wütend blickten wie die von Savannah.

„Aria, du hast mir ja gar nicht gesagt, dass sie so verrückt sind. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass sie jemals eine Chance gegen uns hätten, oder? Es ist ja ganz toll, dass die drei es schaffen, zusammenzuarbeiten, aber sie müssen doch verstehen, dass sie niemals ihr Ziel erreichen werden, weil wir sie vorher töten werden.“

„Oh, weißt du, Anni, das haben wir ihnen schon oft gesagt, aber sie wollen einfach nicht hören.“

„Bedauerlich. Also schön, wieso lasst ihr uns nicht einfach vorbei und bleibt am Leben?“, schlug ich den dreien vor.

„Nein. Ihr habt vielleicht eine Chance gegen uns drei einzeln, aber zusammen sind wir unschlagbar!“, rief Kyle, der anscheinend der Anführer der kleinen Bande war, auch wenn er auf mich nicht sehr intelligent wirkte. Genau genommen konnte ich nur daran denken, was für ein hirnloser Volltrottel er war, wenn er meinte, nur mit der Hilfe von einem Werwolf in Menschengestalt und einer kleinen Hexe zwei der Ersten und ein magisches Wunderkind besiegen zu können.

„Wie rührend“, erwiderte ich trocken.

„Jetzt!“, schrie er und plötzlich griff Savannah nach den Händen vom Werwolf und fing an, einen Zauberspruch aufzusagen.

Sofort verstand ich, was sie vorhatte. Sie benutzte die Kräfte von Brad und wollte Ariana und mich damit ablenken, sodass sich der Vampir währenddessen Mayla schnappen konnte. Ariana sank auch sofort auf die Knie, da sie anscheinend nicht schnell genug reagieren konnte. Ich hingegen hielt die Hexe und ihren Fluch mit einem einfachen Gegenspruch von mir fern und stellte mich zeitgleich vor Mayla, die sich ängstlich hinter mir versteckte.

Kyle, der anscheinend nicht wusste, wer und was ich war, rannte trotzdem auf uns zu und wollte an mir vorbeirennen, um an Mayla zu kommen, doch kurz bevor er sie erreichte, rannte ich ihm entgegen und brach ihm mit einer Hand das Genick. Es war beinahe eine nebensächliche Handbewegung, die ihm so den Kopf verdrehte, dass ich seine Knochen mit einem Splittern brechen hören konnte. Meine andere Hand richtete ich auf Savannah und Brad.

Ich sprach einen kurzen Zauber, um die Verbindung zwischen ihnen zu trennen und ließ in Brads Kopf ein paar Blutgefäße platzen. Da er ein Werwolf war, verursachte ihm das zwar unglaubliche Schmerzen, er heilte jedoch fast genauso schnell wie ein Vampir, sodass er nur kurzzeitig außer Gefecht gesetzt war. Dennoch konnte ich aus Erfahrung sagen, dass geplatzte Adern im Gehirn nicht gerade schmerzfrei waren. Phil hatte mich mal aus Versehen als kleines Kind angegriffen, als er eigentlich auf einen Einbrecher zielen wollte. Der hatte diesen Einbruch selbstverständlich nicht überlebt. Es waren jedenfalls höllische Schmerzen, auch wenn das Gefühl, dass man eine offene Wunde in seinem Schädel hatte, noch schlimmer war.

Savannah konnte kaum so schnell reagieren, da sie mit ihrem menschlichen Auge längst nicht so viel wahrnahm wie ich, als ich meine Hand auch schon wieder auf sie richtete. Sie sprach immer noch ihren Zauber, um wenigstens Ariana von sich fernzuhalten, während ich leise einen Zauber murmelte. Ich hatte ihn vor einigen Jahren im Zauberbuch einer alten Hexe gelesen. Sie hatte den Zauber erschaffen, um einer anderen Hexe ihre Kraft zu stehlen.

Jedenfalls brach Savannahs Zauber daraufhin sofort ab und sie sah mich panisch an. „Wie hast du das gemacht? Was ist los? Wo sind meine Kräfte?“

„Sie sind weg. Ich habe sie jetzt“, antwortete ich ohne Emotionen in meiner Stimme.

„Was? Nein, das ist unmöglich!“

„Schätzchen, gerade du solltest wissen, dass in unserer Welt nichts unmöglich ist. Schließlich bist du eine Hexe. Oh, entschuldige. Ich meine natürlich, du warst eine Hexe.“

„Das wirst du bereuen!“, schrie sie.

Ariana wollte gerade losstürmen, um sie umzubringen, als ich sie aufhielt. „Aria, warte. Töte sie nicht!“

Sie hielt zwar an, fragte aber verwirrt: „Was, wieso nicht?“

„Na ja, wenn die beiden hier nicht reden wollen, brauchen wir ein Druckmittel und sie könnte auch noch Informationen haben. Gib ihr doch einfach vorher dein Blut.“

„Anni, du bist ein Genie.“

„Was? Nein, bitte! Macht mich nicht zu einem Vampir!“, schrie das Mädchen panisch, doch ich hatte kein Mitleid mit ihr. Sie wollte Mayla töten, sie hatte es nicht anders verdient.

Ich ging zu Mayla und nahm sie in den Arm. Einerseits, um sie nach diesem Schock zu beruhigen, andererseits, damit sie nicht sah, wie Ariana der Jägerhexe ihr Blut einflößte und ihr anschließend das Genick brach. Erst als ich das vertraute Knacken gehört hatte, das den vorübergehenden Tod der Ex-Hexe verkündete, ließ ich sie wieder los und grinste Ariana schief an, die noch auf den leblosen Körper mit dem unnatürlich verdrehten Kopf starrte. „Und? Wer trägt sie jetzt bis nach Hause?“

Letzten Endes beschlossen wir, dass Ariana mit Mayla vorgehen sollte, während ich mich darum kümmerte, dass die zwei Leichen und Brad mit nach Hause kamen. Einen Spaziergang mit drei leblosen Körpern wollten wir unserer Nichte dann doch nicht antun.

Den Werwolf hatte ich ebenfalls mit einem vergleichsweise harmlosen Schlafzauber außer Gefecht gesetzt, sodass ich nun alleine vor drei leblosen Körpern stand. Toll, genau so hatte ich mir meine Rückkehr nach New Orleans und zu meiner Familie vorgestellt. Keine zwei Tage wieder da, und schon die ersten Leichen. Das schlimmste war eigentlich, dass es mir nichts mehr ausmachte. Was das anging, war ich vollkommen abgehärtet. Irgendwie traurig.

Seufzend hob ich sie hoch. Sie waren zwar nicht schwer für mich, aber trotzdem umständlich zu tragen, sodass ich nach einigen Metern den ersten Passanten beeinflusste, der mir entgegenkam, damit er mir half. Außerdem fiel mir ein, dass es wohl besser wäre, wenn nicht jeder die Leichen sehen konnte, was ich auch schnell mit einem Zauber bewirkte. Eine normale Hexe wäre jetzt wahrscheinlich ziemlich erschöpft gewesen, da sie nur ihre eigene Magie benutzen konnte, doch ich konnte einfach meine Vampirkräfte dazu einsetzen, was mir einen fast unbegrenzten Vorrat an Macht brachte. Ja, es hatte schon Vorteile, ich zu sein.

Mehrere Minuten später, ich musste mich ja an das menschliche Tempo meines Helfers anpassen, kamen wir dann endlich an und ich erlöste den armen Mann von seiner Last, bevor ich ihn beeinflusste, das alles zu vergessen und zu verschwinden.

„Mike, Ariana?“, rief ich. „Ich bin wieder da.“

„Wo sind sie?“, fragte mich mein Bruder als Erstes, als er auch mal erschien.

„Dir auch einen schönen guten Tag, Mike. Bitte, ich habe doch gerne mein Leben aufs Spiel gesetzt, um das deiner Tochter zu retten und sie sicher zu dir zurückzubringen, dafür ist die Familie ja da“, antwortete ich ihm. Er würdigte mir jedoch keine Antwort und sah mich nur weiterhin abwartend an, woraufhin ich ergeben aufseufzte und die drei leblosen Körper wieder sichtbar werden ließ.

„Geht doch. Das sind sie also?“

„Ja, natürlich. Hast du sie etwa noch nie gesehen?“

„Natürlich nicht. In dem Fall wären sie wohl kaum noch am Leben. Wo warst du so lange?“

„Ob du es glaubst oder nicht, es ist nicht gerade einfach, drei Körper auf einmal zu tragen, also musste ich mir jemanden beeinflussen, der aber natürlich nicht in meinem Tempo laufen konnte.“

„Gute Antwort. Kreativ bist du.“

„Weil es die Wahrheit ist. Verdammt, Mike, dein ständiges Misstrauen nervt echt.“

„Du musst nur aufhören, mir Gründe dafür zu liefern“, erwiderte er kalt. „Außerdem heiße ich für dich immer noch Kaël.“

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