Читать книгу My new life in New Orleans - Lindsey Moon - Страница 4
Kapitel 1
ОглавлениеZwei Stunden waren vergangen, seit ich angefangen hatte, von meinem Leben in Magic Spring zu erzählen. Phelipe war mittlerweile eingeschlafen und ich beobachtete liebevoll, wie mein Sohn im Schlaf das Gesicht verzog.
Wir waren auf dem Weg nach New Orleans. Ich wollte nicht wieder in die Stadt, in der meine große Liebe, der Vater von Phelipe, gestorben war und mit der ich kaum gute Erinnerungen verknüpfte. Außerdem hielt ich die Gefahr, dass jemand herausfinden könnte, dass unser Tod nur vorgetäuscht war, für viel zu groß. Aber seit ich Phil, wie ich ihn meistens nannte, von seiner Geburtsstadt erzählt hatte, wollte er sie unbedingt einmal sehen.
Der Tag, an dem die Entscheidung gefallen war, hatte ganz normal begonnen. Ich hatte meinem Sohn einen guten Morgen gewünscht und mich zu ihm an unseren Frühstückstisch gesetzt. Auch wenn wir beide theoretisch nicht jeden Tag menschliche Nahrung brauchten, um zu überleben, wollte ich dennoch wenigstens den Anschein von Normalität bewahren.
„Phil, mein Liebling, ich muss dir etwas sagen“, hatte ich leise angefangen. „Die Leute in unserer Nachbarschaft fangen an, über uns zu reden. Wir haben zwar kaum Kontakt zu ihnen, aber langsam fällt es ihnen auf, dass ich nicht altere. Sie denken, ich müsste um die 20 sein, aber ich sehe immer noch so aus wie 17. Ich denke, es ist an der Zeit, weiterzuziehen.“
„Jetzt schon?“
„Ja, es tut mir leid. Aber wir dürfen nicht riskieren, dass es jemand herausfindet.“
„Ich weiß. Wo fahren wir denn hin?“ Auch wenn Phil erst sieben Jahre alt war, war er erstaunlich erwachsen für sein Alter. Er verstand sofort meine Beweggründe und bekam auch nicht wie andere seines Alters einen Wutanfall oder ähnliches. Ich war so stolz auf ihn.
„Ich bin mir noch nicht sicher. Vielleicht irgendwo in den Süden.“
„Mom? Darf ich dieses Mal entscheiden?“
„Wenn du möchtest. Wo willst du denn hin?“ Im Nachhinein hätte ich diese Frage besser nicht stellen sollen, denn er hatte nur geantwortet: „Nach New Orleans. Dad und du habt euch dort kennengelernt, du bist die erste Vampirhexe geworden und ich bin in dieser Stadt geboren worden. Ich möchte den Ort sehen, der jetzt schon so viel Einfluss auf mein Leben hatte.“
„Ich weiß nicht… ich kann dich ja verstehen, aber ich glaube, es ist noch zu früh. New Orleans ist eine Metropole von allem Übernatürlichen, dort sind noch mehr Vampire als in New York.“
„Aber wir sind doch auch zur Hälfte Vampire! Was ist denn so schlimm daran?“
„Was ist denn, wenn meine Geschwister uns finden? Sie würden uns zwar nichts antun, aber sobald herauskommen würde, dass wir noch leben, wären all ihre Feinde auch unsere.“
„Und wenn du einen Verhüllungszauber sprichst? Dann würde uns niemand erkennen. Bitte, Mom! Ich möchte doch nur nach New Orleans! Und falls es gefährlich wird, können wir sofort wieder verschwinden.“
„Ich weiß nicht so recht…“
„Bitte, Mom. Erfülle mir diesen Wunsch.“ Mit seinen großen, blauen Augen hatte er mich bittend angesehen und das hatte den Ausschlag gegeben. Ich hatte mich dazu entschieden, ihm New Orleans zu zeigen. Und nun waren wir hier. In der Stadt, aus der ich nur mit meinem Kind in den Armen und der Kleidung an meinem Körper geflohen war. Jetzt, fast genau sieben Jahre später, war ich wieder hier. Ich hatte uns eine kleine Wohnung im French Quarter besorgt. Dieses Viertel hatte ich gewählt, da es für seine Partymeile bekannt war und so die Wahrscheinlichkeit am größten war, dass zwei neue Bewohner unter all den Touristen nicht auffallen würden. Bevor Phil aus dem Auto aussteigen konnte, hielt ich ihn zurück.
„Phil, wir sind noch nicht soweit.“
„Ach ja, der Verhüllungszauber.“
„Ganz genau. Halt still, das wird gleich vielleicht etwas brennen.“
Ich nahm seine kleinen Hände in meine und murmelte den entsprechenden Zauber. Kurz darauf saß ich vor einem kleinen schwarzhaarigen Jungen mit braunen Augen. Schnell wiederholte ich den Zauber bei mir und ließ mich ähnlich erscheinen.
„So, jetzt brauchen wir nur noch einen neuen Nachnamen und eine Geschichte. Möchtest du dir etwas ausdenken?“
„Unseren echten Namen. Johnson“, beschloss Phil und ich sah ihn schockiert an, bis er anfing zu lachen. „Keine Sorge, das war ein Witz. Wie wär’s mit Clayton?“, schlug er vor.
„Der ist gut, wo hast du den her?“, fragte ich ihn lächelnd.
Grinsend deutete er auf ein Straßenschild. Clayton Avenue.
„Gerissen. Und woher kommen wir?“, fragte ich stolz.
„Aus… San Francisco. Und wir sind hergekommen, um… ähm…“
„Unsere Eltern zu suchen.“
„Unsere Eltern?“, wiederholte mein Sohn überrascht.
„Ja, wir werden uns wohl als Geschwister ausgeben müssen. Eine Siebzehnjährige mit einem siebenjährigen Sohn ist vielleicht doch etwas unwahrscheinlich. Aber glaube ja nicht, dass ich dich jetzt irgendwie anders behandeln werde, kleiner Bruder“, lachte ich.
„Okay, Mo… ich meine, große Schwester.“
„Also gut, dann lass uns mal unsere Wohnung suchen gehen.“
Nach nur wenigen Minuten Fahrt hatten wir sie gefunden. Es war eine kleine Obergeschoss-Wohnung, die ich zur Vorsicht gleich gekauft hatte. Sie war ganz in der Nähe von meiner alten Wohnung, aber ich hatte leider keine andere gefunden.
„Komm rein, Phil“, bat ich meinen Sohn herein und er ging ohne Probleme über die Türschwelle. Anscheinend hatte alles funktioniert und so konnte ich auch bestimmen, wer ins Haus durfte und wer ansonsten verbrannte.
Phil suchte sich ein Zimmer aus, während ich schon einmal den Rest der Wohnung begutachtete. Die Möbel waren alle noch vom Vorbesitzer, da ich nicht gleich einen Umzugswagen hatte mieten wollen. So waren wir nur mit unseren Klamotten und persönlichen Besitztümern wie Fotos und einigen Zauberbüchern angereist. Die Zauberbücher hatte ich von verschiedenen Hexen, mit denen ich mich in den letzten Jahren angefreundet hatte. Außerdem hatte ich auch begonnen, ein eigenes zu schreiben, seit ich das von meiner Mutter vor sieben Jahren zurücklassen musste.
Ich begann gerade, meine Koffer auszuräumen, als Phil mich fragte: „Mom, kann ich ein bisschen rausgehen und die Gegend erkunden?“
„Nein, ich denke, das ist noch zu früh. Du weißt doch, hier sind überall…“
„Vampire, schon klar. Aber ich bin doch selbst einer und ich kann mich verteidigen. Du hast mir das seit sieben Jahren beigebracht und selber gesagt, dass ich erstaunlich gut bin. Bitte, ich weiß, wie ich auf mich aufpasse.“
„Also schön, unter einer Bedingung.“
„Welche?“, fragte er aufgeregt. Anscheinend freute er sich wirklich, alleine gehen zu dürfen.
Ich hielt ihm einen Zauber unter die Nase, den er sich durchlas. Dadurch würde ich es sofort spüren, wenn er in Gefahr wäre, sodass ich ihn augenblicklich orten könnte. Außerdem durfte er sich nicht weiter als drei Meilen von unserer Wohnung entfernen.
„Ich bin doch kein Hund, den du an die Leine nehmen musst“, motzte er, aber ich blieb konsequent.
„Entweder so oder gar nicht.“
„Na gut, okay.“
Schnell sprach ich den Zauber. Sobald ich fertig war, verschwand Phelipe mit seinem heißgeliebten Vampirspeed.
„Pass auf, dass dich niemand so sieht!“, rief ich ihm hinterher, hörte aber nur noch ein belustigtes Schnauben, bevor ich mich wieder meinen Sachen zuwandte.