Читать книгу Two in Isolation - Linn Marie Flow - Страница 13
ОглавлениеSchnupfen und Döner
Nun ist es Sdoch passiert. The Kid hat sich, trotz aller Vorsicht, ein Virus eingefangen. Zum Glück ist es nur ein Schnupfen-Virus. Aber was bringt die größte Vorsicht und die strengste Isolation, wenn einem dann doch ein Virus frei Haus geliefert wird? The Kids Dad kam mit dem Zug nach München. Und ich war voller Vorfreude auf ein paar Tage Entlastung. Vielleicht mal Schwimmen gehen, mal wieder richtig Shoppen gehen, einen vegetarischen Döner essen. Und endlich einmal wieder ausschlafen.
Hätte ich bloß nicht so viele Pläne gemacht. The Kids Dad fuhr mit dem ICE und eigentlich hätte ich es mir schon denken können. Denn er kam schon eher liegend als stehend an. Da er aber zunächst nur schlapp wirkte, haben wir uns anfangs eben doch nichts dabei gedacht. Reisen kann nun einmal anstrengend sein. Und so sprach nach einer gründlichen Desinfektion nichts gegen ausgiebiges Begrüßungsknuddeln.
Am nächsten Morgen hatte Dad einen dicken Schnupfen. Und da war es dann auch schon zu spät, the Kid hatte sich angesteckt. Natürlich können wir uns trotzdem glücklich schätzen, dass es nur ein Rhino-Virus ist. Ein Tag Fieber, Besuch beim Kinderarzt, Fließschnupfen. Die tollen Nasentropfen, die uns der Kinderarzt verschrieben hat, dürfen nur fünf Tage verabreicht werden. Nachdem mir the Kid am zweiten Tag ins Gesicht genießt hatte, lag dann auch ich einen Tag flach. Nun ja, sagen wir mal so: Es wäre schön gewesen, mal einen Tag im Bett zu verbringen. Aber Müttern ist das nun mal nicht vergönnt. Mit Mundschutz und peinlichst desinfizierten Händen habe ich natürlich, wie jeden Tag, seine Medikamente vorbereitet, ihm seine Milch angerührt und war auch sonst da, wie immer.
Mit Mundschutz zu schlafen ist ekelhaft. Irgendwie habe ich am nächsten Morgen immer das Gefühl, noch kränker zu sein, weil ich die ganzen Viren, kaum ausgeatmet, wieder inhaliere. Aber ich wollte vermeiden, the Kid zurück anzustecken oder einen weiteren Keim auf seine ohnehin schon geschwächte Nasenschleimhaut zu setzen.
Mittlerweile bin ich wieder gesund. Aber the Kids Nase produziert noch immer fleißig Nasensekret, das überall kleben bleibt. Ich komme mit dem Näschenwischen schon gar nicht mehr nach. Gestern früh bekam ich kurz einen Schreck. Wie kommt hier eine Weinbergschnecke rein? Und übertragen Weinbergschnecken Krankheiten? Aber warum hat sie ihre Spuren nur auf den Kuscheltieren hinterlassen? Nein, auf dem Schlafsack war auch eine Spur… Als ich the Kid fragend anschaute, löste sich das Rätsel schnell. Er hat einen Weg gefunden, seine Nase selber zu „putzen“. Sie wird an allem was weich ist, wie Kuscheltieren, Kissen oder eben dem Schlafsack, einmal kurz gerieben, bis sie wieder für kurze Zeit frei ist und alles andere mit feinen Schneckenspuren überzogen ist.
Der Kleine tut mir so leid, wie er mich mit offenem Mündchen anschaut und ganz unglücklich seine Ärmchen nach mir ausstreckt. Wie soll ich ihm bloß helfen? Und da ist sie wieder, die Frage, die immer im Raum steht und mir in solchen Augenblicken die Absurdität unserer Situation ganz brutal vor Augen führt. Wie soll ich the Kid helfen? Ich würde so gerne seine Selbstheilungskräfte aktivieren, sein Immunsystem stabilisieren. Aber genau das ist bei organtransplantierten Menschen ja unerwünscht.
Mir ist dann zum Glück das Rezept für ein altes Hausmittel eingefallen. Eine Zwiebel klein schneiden, in einer Schüssel verteilen und nachts im Schlafzimmer auf das Fensterbrett stellen. Das stimuliert nicht das Immunsystem, aber die ätherischen Öle sollen die Nasenschleimhaut abschwellen lassen und Keime neutralisieren. Ich muss zugeben: Es stinkt erbärmlich, aber – oh Wunder – die Nase blieb in dieser Nacht fast frei. Seitdem habe ich jede Nacht die Zwiebelschale aufgestellt.
Gestern brachte mir meine Nachbarin ein Päckchen vorbei. Sie schnupperte kurz. „Oh. lecker. Döner!“ sagte sie dann. Der Zwiebelgeruch. Ich hatte mich schon so daran gewöhnt, dass ich ihn gar nicht mehr wahrnahm. Na also, ich war zwar nicht shoppen und auch nicht schwimmen. Aber ich hatte immerhin meinen Döner. Naja, zumindest glaubt das meine Nachbarin.