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Kid und Mom in Isolation

Mein Sohn und ich leben in Isolation. Wir haben zwar uns (und das ist wunderbar!), aber der Rest des Lebens spielt sich draußen ab. Vor unserem Fenster, vor unserer Tür, ohne uns.

Die Welt da draußen, das sind die Anderen. Ich gehörte auch mal dazu. Das war davor. Das war auch nicht immer toll. Beispielsweise, wenn man in einer vollen U-Bahn eingequetscht, versuchte, noch pünktlich zu einem Termin zu kommen. Oder wenn schlecht gelaunte Bäckereifachangestellte einem mit einem schnippischen Kommentar den ganzen Tag vermiest haben. Oder wenn man sich auf der Geburtstagsfeier eines alten Freundes fragen musste, ob man jetzt allen Ernstes bis Mitternacht Gesprächen über Aktienkurse lauschen musste. Nein, das war auch nicht immer toll. Damals habe ich manchmal sogar freiwillig die Isolation gesucht. Und das ist das entscheidende Zauberwort: freiwillig. Unsere jetzige Isolation hat jedoch nichts mit freiem Willen zu tun.

Und jetzt ist nicht mehr davor. Jetzt ist danach. Oder besser: Jetzt ist mittendrin. Jetzt ist nach der Transplantation und mitten in der Immunsuppression. Und deshalb spielt sich unser Leben nur im ganz kleinen Rahmen ab. Hauptsächlich zu Hause, möglichst fern von sämtlichen Keimen und Viren. Denn jeder von ihnen kann für meinen Sohn lebensbedrohlich sein. D.h. kein Müttertreff, keine Fahrt mit der Trambahn, kein Restaurantbesuch, kein Spielplatz, kein Einkauf im Drogeriemarkt, kein Besuch von anderen Kindern.

The Kid, mein wunderbarer Sohn, ist jetzt 10 Monate alt, und ich versuche, ihm, trotz seiner Krankheit, ein möglichst normales Leben zu bieten. Das wird nicht einfach, doch ich hoffe, mit der Zeit wird es besser. Ich will nicht klagen. Vor einigen Monaten, als the Kid wochenlang auf der Intensivstation lag und wir täglich aufs Neue um sein Leben bangen mussten, war die Vorstellung, mit ihm zu Hause zu sein, das höchste Glück auf Erden. Und das ist es auch immer noch und wirklich und täglich.

Trotzdem ist unser Leben anders und irgendwie auch komplizierter als andere. Ich höre oft: „Die Zeit der Transplantation muss der Horror für Euch gewesen sein. Aber nun ist ja alles gut. Jetzt kann er ein normales Leben führen.“ Aber so einfach ist das nicht. Und weil ich mich nicht immer wieder aufs Neue erklären kann, weil es so viele Kleinigkeiten sind, die unser Leben anders machen, erzähle ich, schreibe ich und beschreibe in diesem Blog unser Leben. Weil wir isoliert sind und sich das Leben irgendwo da draußen fern von uns abspielt und wir nicht daran teilhaben können, habe ich beschlossen, wenigstens einen Teil von unserem Alltag nach draußen zu tragen.

Wir sind zwar isoliert, aber wir sind trotzdem da. Und vielleicht hilft unser Blog ja auch ein bisschen, zu verstehen…

Two in Isolation

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