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Wenn der Vollkornbrei ungesund ist und Vitamine schädlich

Fragt mich nach dem Kaliumgehalt von einem beliebigen Lebensmittel. Egal welches. Das meine ich ernst. Ich kann Euch die Frage sofort beantworten. Denn ich kenne sie alle. Auswendig. Auf jeden Fall den Kaliumgehalt jener Lebensmittel, die auch Babies zu sich nehmen dürfen.

Ich kenne sie so gut, dass ich gestern entrüstet eine Zeitschrift in die Ecke gedonnert habe. Die wollten mir doch tatsächlich weismachen, dass Zucchini so gesund sei, weil sie unter anderem besonders viel Kalium enthalte. Seitdem zweifel ich an dem Wahrheitsgehalt sämtlicher Artikel in dieser Zeitschrift. Wenn sie es nicht mal schaffen, den Kaliumgehalt einer simplen Zucchini zu recherchieren, kann ich wohl davon ausgehen, dass auch alle weiteren Informationen in dieser Zeitschrift nur geraten sind.

Woher ich das so genau weiß? Nun, ich bin der Kaliumprofi, und ich koche drei Mal pro Woche Zucchini für the Kid, weil sie eben verhältnismäßig wenig Kalium enthält. Sie gehört zu den wenigen Gemüsesorten, die ich nicht über Nacht wässern und dann stundenlang in der zehnfachen Menge Wasser kochen muss, bis sämtliche wasserlöslichen Vitamine und Mineralstoffe mit dem Kochwasser weggeschüttet werden können. Denn fast alles, was gesund ist, enthält Kalium, und Kalium ist Gift für the Kid.

Seit der Transplantation und der entsprechenden Medikamenteneinstellung hat the Kid erhöhte Kaliumwerte. Akut bedeutet das, dass ein zu hoher Kaliumwert einen Atem- und Herzstillstand auslösen kann. Auf lange Sicht deutet es darauf hin, dass the Kid durch die Medikamente einen Nierenschaden bekommt. Dann muss ich jetzt wohl auch meine Niere schonen, ich hab ja noch ein Organ vorrätig…

Es ist zum wahnsinnig werden, wenn man genau darüber nachdenkt. Aber das kann ich mir nicht erlauben. Denn zur Zeit kann ich nichts an der Situation ändern. Ich kann mich nur damit ablenken, Gemüse klein zu schnippeln. Und damit, kaliumreduziertes Milchpulver und Reisflocken abzuwiegen. Aber bitte nicht zu viele Vollreisflocken. Die sind zu gesund, enthalten einfach zu viele Mineralstoffe.

Zum Glück gibt es diese babygerechten Reiswaffeln. Die sind der Hit und bei the Kid als Sättigungsbeilage sehr beliebt. Wenn nur nicht diese Krümel wären. Die finden die kleinste Ritze unter der Spielmatte und im Parkettfußboden. Super, wenn alles keimfrei sein soll.

In der Schwangerschaft hatte ich die besten Vorsätze. Ich war überzeugt davon, dass ich meinen Sohn von Anfang an, an die gesunde Ernährungsweise heranführen würde. Viel Gemüse, kein Zucker, kein Weißmehl. Alles wird probiert und bei „Nichtgefallen“ beim nächsten Mal anders zubereitet und nochmal probiert. Nun darf the Kid Karotten, Zucchini, Sellerie, Pastinake, Apfelbrei, Polenta und Reis probieren. Seit Wochen, jeden Tag aufs Neue. Das sind die natürlicherweise verhältnismäßig kaliumarmen und dennoch gesunden Lebensmittel. Da gäbe es zwar noch Zwiebeln und diverse Kohlarten, aber die will ich meinem Baby verständlicherweise noch nicht antun.

Aber Kartoffeln beispielsweise, die Babybreigrundlage schlechthin, sind absolut tabu. Das sind regelrechte „Kaliumbomben“. Genauso wie Tomaten. Dabei sind gekochte Tomaten doch so gesund und waren bis vor kurzem ein fester Bestandteil in meiner Küche. Oh, und meine geliebten Ofenkartoffeln in Olivenöl mit Rosmarin! Was, wenn the Kid sie später verschmäht und stattdessen täglich nach seinem Zucchinirisotto mit Apfelpolenta verlangt? Geschmack wird doch angeblich in den ersten Lebensjahren geprägt.Andererseits, je länger ich darüber nachdenke, ist das vielleicht gar nicht so schlecht. Er wird dann wenigstens nicht jeden Tag Pommes mit Ketchup essen wollen. Und während andere Kinder sich in der Pubertät fast ausschließlich von fettigen und übersalzenen Chips ernähren, wird mein Sohn stattdessen nach seinen heißgeliebten Reiswaffeln verlangen. An die Krümel werde ich mich bis dahin bestimmt gewöhnt haben.

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