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Fast normal

Es gibt Tage, an denen läuft alles gut. Die Schnupfennase ist fast weg, the Kid isst sein Gemüse und ich habe ganz automatisch ein kaliumarmes Rezept aus dem Ärmel geschüttelt. The Kid hat mehrmals freiwillig zur Trinkflasche gegriffen und sich sogar seine drei Zähnchen putzen lassen. In der Physiotherapie hat er große Fortschritte gemacht und im Wartezimmer saß eine gutgelaunte Mutter mit einem gutgelaunten Baby. Wir Mütter haben ein paar Worte gewechselt und die Babies haben sich angestrahlt. An solchen Tagen könnte man fast denken, dass wir normal sind.

Solange es Tage wie diesen gibt, bin ich zufrieden, dann ist die Bedrohung, die sonst über uns schwebt, fast vergessen. Plötzlich ist es dann ganz leicht, sich einzubilden, dass unser neuer Ostheopath the Kid bei seinen Nierenproblemen (die durch die Medikamente entstanden sind) und den Bauchmuskeln (die für die Transplantation komplett durchtrennt werden mussten) helfen kann. Es fällt dann auch leicht, zu glauben, dass wir den Nierenschaden durch ausreichend Flüssigkeitszufuhr und kaliumarme Ernährung aufhalten können. An solchen Tagen ist es auch plötzlich nicht mehr so schlimm, dass wir auf die Ernährung achten müssen, ich ihm nie einfach spontan eine Banane zerdrücken kann, und ich ständig die Waage zwischen gesund und ungesund halten muss. Was ja leider so oft widersprüchlich ist. Heute ist so ein Tag, die Sonne scheint, the Kid spielt mit meinen Büchern und lässt mich schreiben. An diesen Tagen ahne ich, wie es sein könnte.

Eine Muttter aus dem Krankenhaus sagte einmal, als ich sie fragte, ob sie noch weitere Kinder habe: „Ja, einen älteren Sohn,“ Dann begann sie zu weinen und fügte hinzu „Das macht es ja so schwer, weil ich genau weiß, wie es ist, ein gesundes Kind zu haben.“ Das hat mir damals einen Schlag versetzt, mir in aller Klarheit unsere Andersartigkeit vorgeführt. An Tagen wie heute weiß ich, was sie gemeint hat. Und ein wenig Schwermut schwingt bei aller Freude mit. Denn, auch wenn es sich manchmal so anfühlt: unser Leben ist nicht normal und wird es wohl niemals sein. Aber ich werde mir trotzdem die lllusion bewahren, mir ab und zu eine Pause auf dieser Insel der Normalität gewähren.

Dass ich diese Quellen der Kraft brauche, ist mir völlig klar. Andere Menschen lesen Liebesromane, träumen vom Lottogewinn oder davon, berühmt zu sein. Und ich gönne mir die Illusion von Normalität. Zum Glück gibt es Tage wie diesen. Da fällt das Träumen leicht.

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