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Hadley und Pad hockten wieder über den Pergamenten und Karten im Haus von Kodney Rivergrass. In der Mitte des Tisches türmte sich bereits ein ansehnlicher Haufen von Papieren auf denen sie ihre Erkenntnisse und Ergebnisse notiert hatten.

Hadley lehnte sich auf dem leise knarrenden Stuhl zurück und rieb mit der linken Hand seine Augen, während die Rechte noch immer den Federkiel hielt. Seit dem frühen Morgen brüteten sie bereits über den alten Schriften. Mittlerweile waren doch schon sechs Tage vergangen, seit sie ihre Studien begonnen hatten und das obwohl sie sich nur vier Tage Zeit gegeben hatten. Hadley steckte den Federkiel zurück in das Tintenfässchen. Er zog den kleinen ledernen Tabaksbeutel über den Tisch und die beiden Pfeifen, die daneben lagen. Padley Barleycorn war völlig versunken in die alte Landkarte, die er vor sich ausgebreitet hatte. Seine Stirn in tiefen Falten, starrte er aus müden roten Augen auf die Zeichnung. Sein Haar hatte sich dem Lederband befreit und hing wirr herab.

Hadley vermutete, dass er selbst kaum besser aussah. Das Ganze zehrte doch merklich an ihnen allen. Er hätte das nicht vermutet. Schließlich hatte ihre eigentliche Mission noch nicht einmal begonnen. Würde sie denn jemals beginnen? Bislang hatten sie kaum brauchbare Hinweise gefunden. Viele Bruchstücke in der alten Sprache, die aber kein zusammenhängendes Bild ergaben; keine konkreten Indizien.

Er seufzte und begann beide Pfeifen zu stopfen, sorgfältig und langsam. Der feine Duft des Tabaks erfreute seine Nase und entrang ihm ein kleines Lächeln. Als er aufstand, musste er zunächst seinen Rücken strecken, der vom langen Sitzen steif geworden war und nun spürbar schmerzte. Nach den ersten zwei, drei Schritten in Richtung Kamin wurde es besser. Dort angekommen, stellte er sich mit dem Rücken zum Feuer und genoss ein paar Augenblicke die angenehme Wärme, die aus der Glut aufstieg.

Schließlich ging er in die Hocke und angelte einen langen, glimmenden Span aus dem Feuer. Er steckte damit zunächst seine eigene Pfeife an, bevor er auch noch Padleys anrauchte und ihn anschließend in den Kamin zurückwarf. Er paffte genüsslich und ging zurück zum Tisch, wo er neben Padley stehen blieb, der ihn gar nicht zu bemerken schien. Vorsichtig schwenkte er das glimmende Rauchutensil neben seinem Kopf, so dass der Qualm in seine Nase steigen musste. Es dauerte einen kleinen Moment, bis der aufsah. Als er die Pfeife sah, lächelte er und nahm sie aus Hadley aus der Hand.

„Danke für deine Fürsorge ...“

„Keine Ursache. Hast Du noch etwas entdecken können? Ich bin aus dem ganzen Kram nicht weiter schlau geworden.“

„Nicht wirklich! Diese alte Karte in der Sprache unserer Vorfahren ist zwar sehr schön und interessant gestaltet, aber sie unterscheidet sich kaum von den anderen, einfacheren Zeichnungen die ich bisher gesehen habe. Sie ist allerdings die einzige, die eine merkwürdige Bezeichnung trägt. Schau hier ...“

Hadley beugte sich weiter herab, um die Stelle zu betrachten auf die Padley deutete.

In der linken oberen Ecke war etwas in der runenartigen, alten Schrift vermerkt und unterstrichen, allerdings auch schon recht verblasst... Hadley kniff die Augen zusammen.

„Was denkst du, was das heißt?“

„Nun, soweit ich sicher sein kann, bedeutet es nichts anderes als DEN FAHRODANK HINAUF – MEIN WEG. Also wie ich vermute, hat der Verfasser seine Wanderung oder Reise entlang des Ph´Dang aufzeichnen wollen.“

„Und, welche Route hat er eingeschlagen?“

Padley hob die Schultern.

„Ich vermute er ist niemals fertig geworden. Es ist wirklich nur eine Karte Elvards; aber ein Weg oder dergleichen wurde hier nicht eingezeichnet. Es sind nicht einmal irgendwelche Punkte beschrieben worden. Die Karte muss allerdings sehr, sehr alt sein.“

„Wie kommst Du darauf?“

„Schau Hadley... sie ist sehr detailliert. Alle Flüsse, Hügel, Wälder und so weiter sind eingezeichnet. Aber der Frindel-Forst ist hier noch wesentlich größer als heute. Ich denke unsere Vorväter haben in den letzten Jahrzehnten fleißig Holz geschlagen. Und ... keine Ragwin–Siedlung ist darauf zu finden. Sie muss also entweder doch unvollständig sein – was ich nicht glaube - oder eine Ära vor unserer Geschichte darstellen!“

„Hm, interessant. Vielleicht hat er aber genau wie den Weg auch die Dörfer nicht mehr einzeichnen können oder wollen.“

Padley seufzte, rollte das große Pergament wieder zusammen und warf es auf einen Stapel anderer Papiere auf den Boden.

„Ich weiß auch nicht mehr ...! Hat dein Studium der Schriftrollen und Bücher irgendwas ergeben?“

Hadley ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen, rieb sich die geröteten Augen und legte die Hände mit gespreizten Fingern auf den Tisch.

„Ach, nichts von Bedeutung für uns, wie ich fürchte. Alte Speicherlisten, Geburtenregister, Ratsbeschlüsse, Eingaben. Bei den Büchern ein paar Sachen über den richtigen und erfolgreichen Ackerbau, DAS SCHREINERHANDWERK, DIE JAGD. Oh und Kinderbücher, wie DIE KLEINE GHORA-HUMMEL, QUENDRA UND DER JÄGER. Und dann noch einige Romane und Geschichten.“

Er nahm einen Stapel kleiner in Leinen oder Leder gebundener Bücher vom Tisch auf und las die Titel vor.

„Da wären HUGGLEY UND DIE LIEBE, DURCH GALENGARAD DEN FAHRODANK HINAUF, TAUSEND COSSABÄUME und, und, und ...“

„Kannst Du das noch mal wiederholen?“

„Padley, schau mich nicht an, wie ein erschreckter Leghwarn! Das sind doch nur ein paar...“

„Halt! Halt! Halt! Das zweite Buch Hadley, gib mir das zweite Buch!“

Padley war auf einmal sehr erregt und aufgebracht, sprang vom Stuhl auf und rannte um den Tisch. Er griff nach den Büchern in Hadleys Händen und breitete sie auf der Tischplatte aus.

„Ah! Das ist es! Warum hast Du nicht gesagt, dass eines in der alten Schrift dabei ist?“

„Nun ...“ Hadley zuckte die Achseln. „Es sind schon ein paar in der Runenschrift dabei, aber was spielt das für eine...“

„Hier!“ Padley, hielt ihm ein kleineres, in dunkles, abgegriffenes Leder gebundenes Büchlein unter die Nase. Es trug den Titel DURCH GALENGARAD DEN FAHRODANK HINAUF.

„Halt es!“ und damit drückte er es seinem Freund wieder in die Hand zurück, ging in die Hocke und begann in den Papieren am Boden zu wühlen.

„Ach, wo habe ich die verflixte Karte jetzt hingeworfen?“

„Welche meinst Du?“

„Hadley, mach mich nicht wirr! DEN FAHRODANK HINAUF – MEIN WEG ! Verstehst Du denn nicht? Das Buch und die Karte tragen den gleichen Titel!“

„Oh...“

„Wenn ich die alten Schriften richtig übersetzen kann, dürfte der Verfasser mit seinem Titel eine Reise oder etwas in der Art beschreiben, die in Galgard beginnt und dann den Ph´Dang hinauf führt. Was steht in dem Buch?“

Hadley schlug die ersten Seiten auf und blätterte ein paar Mal hin und her.

„Nun es ist wirklich nichts Umwerfendes. Ich hatte heute früh die ersten zwanzig Seiten gelesen. Der Schreiber, dessen Name hier übrigens nie genannt wird, beschreibt seine Kindheit, wie er aufwächst, wie ihn seine Mutter erzieht, er das Lesen und Schreiben lernt...“

„Das kann doch nicht sein! Diese Übereinstimmung der Titel und dann nichts ... Zeig mal her!“

„Hier.“

Padley Barleycorn nahm das Buch entgegen und begann nun seinerseits darin zu blättern, las die Überschriften der einzelnen Abschnitte: MEINE KINDHEIT, MUTTER, WIE ICH REITEN LERNTE, EINE STRAFARBEIT ... und so weiter. Belanglosigkeiten. Er ließ die Seiten unter seinem Daumen hindurchgleiten und überflog jetzt nur noch was da stand. Gerade wollte er es aus der Hand legen, als er etwas überblätterte, dass seine Aufmerksamkeit erregte. Er ging ein paar Seiten zurück. Zu weit ... wieder vor. Da war es!

„Hadley, ich glaube ich habe etwas!“

„Tatsächlich?“

„Hör wie die Überschrift dieses Kapitels heißt: DER KRIEGER AUS GALENGARAD.“

Padley hielt seinem Freund das Buch vor die Nase und gemeinsam lasen sie die ersten Zeilen...

Der Krieger aus Galengarad

Es war schon ein paar Tage her, dass die Eskorte den großen Krieger aus Krandenfurt über die Grenze Galengarads zu uns gebracht hatte. Im Dorf dachten zunächst alle, da läge ein toter Mann auf dem Karren, doch der Hauptmann sagte uns, er sei verflucht worden und müsse nun auf alle Ewigkeit in einer totenähnlichen Starre verharren...

Ich weiß nicht, ob er die Wahrheit sagte, aber der Krieger sah auch so noch beeindruckend aus. Ein großer Kerl auf dessen Brust noch sein mächtiges Schwert ruhte, um dessen Heft man seine starren, bleichen Hände gefaltet hatte.

Der Hauptmann sagte, er hätte die Order des Herzogs, diesen einstmals tapferen Recken seiner letzten und ewigen Ruhestätte zuzuführen. Irgendwo im großen Grenzwall-Gebirge im Norden von Eldenvarad. Insgeheim beschloss ich schon in diesem Moment mich ihnen anzuschließen und der Eskorte zu folgen. Vielleicht würde der Hauptmann mich als seinen Burschen annehmen...

„Hadley, das ist es ...! Kneif mich, aber wenn mich nicht alles täuscht redet er vom SCHLAFENDEN KRIEGER und wie ich hoffe von dem Ort an den man ihn gebracht hat!“

„Junge! Mir wird ganz anders zumute. Padley, schnapp dir die Karte und das Buch und dann lass uns so schnell wie möglich zu mir nach Hause laufen. Wir müssen sehen, dass wir unterwegs Flad und Boggy aufgabeln und ihnen unbedingt davon berichten!“

„Auf geht's ...“

Pad und Hadley kramten in aller Eile ihre Aufzeichnungen und Habseligkeiten zusammen und stürmten zur Tür. Dabei rannten sie beinahe den alten Kodney Rivergrass über den Haufen, der unvermittelt aus einer Ecke des Hauses wieder aufgetaucht war. Sie riefen ihm nur einen flüchtigen Abschiedsgruß zu, während sie schon hinaus stürmten.

„Rennt nicht so Jungs!“, knarrte der Alte. „Eure Mutter zieht euch die Ohren lang, wenn ihr euch die Knie aufschlagt ...“

~

Sie hatten im Haus von Lorna und Kodney Rivergrass völlig die Zeit vergessen und waren erstaunt, dass bereits der Abend anbrach und es allmählich dämmerte.

Gemeinsam schlugen sie den Weg in Richtung Schmiede ein. Vorbei an vielen Häusern in denen bereits der Schein von Kerzen zu erkennen war, gelangten sie über den großen Platz in der Mitte Fildrems schließlich zur leuchtenden Esse von Flad Peppers Schmiedefeuer.

Dort trafen sie aber lediglich auf Randal Spicer, der offensichtlich damit beschäftigt war die Werkzeuge aufzuräumen, weil er den Feierabend plante.

Er schaute von seinem Tun auf und winkte ihnen mit einer rußgeschwärzten Hand zu.

„Ah, Meister Cornpie und Meister Barleycorn. Wünsche einen guten Abend.“

„Danke Randal, das wünschen wir dir auch“, rief Hadley.

„Weißt du wo wir Flad und Boggy finden können?“

„Oh gewiss! Mein Meister Pepper ist mit Meister Grainfield auf dem Weg zu euch, also zu eurem Haus meine ich. Ist noch nicht lange her, dass sie hier weg sind.“

„Gut, dann wollen wir sie mal nicht länger warten lassen. Mach bald Schluss und geh auch nach Haus Randal!“

~

Hadley und Pad schlugen den Weg zum Hause Cornpie ein und erreichten es schon kurze Zeit später.

Sie waren kaum überrascht, als sie Flad und Boggy Pfeife rauchend auf der Bank neben der Haustür sitzend vorfanden. Ihre Aufregung übertrug sich sehr schnell auf die beiden, nachdem sie mehr und mehr Details über ihre neuesten Erkenntnisse berichtet hatten. Nachdem Flad aufgeraucht hatte gingen sie alle zusammen ins Haus. Drinnen wartete bereits Flindha auf sie, die Hadley umarmte und ihn auf beide Wangen küsste. Er hielt sie eine Weile fest, bevor er sie wieder frei gab und ihr die Gelegenheit gab auch die anderen zu begrüßen. Wie immer war der Raum erfüllt vom schweren Duft eines köstlichen Essens, das auf dem Feuer kochte.

Sie waren viel zu aufgewühlt und wollten gar nicht essen, sondern gleich ihre Ergebnisse weiter besprechen. Doch Flindha konnte sie mit Geduld und Überredungskunst dazu bewegen, doch erst das Abendbrot einzunehmen. Also setzten sie sich gemeinsam an den hölzernen Tisch und merkten erst als sie aßen und tranken, wie hungrig sie eigentlich doch schon waren.

Sie schwatzten ein wenig hin und her und flugs war eine Stunde vergangen. Draußen vor dem Fenster war mittlerweile abendliche Dunkelheit eingekehrt.

Im Schein der Kerzen breiteten sie ihre Aufzeichnungen auf der Tischplatte aus, während Padley schnell noch Flindha half das Geschirr abzutragen und anschließend noch ein paar Krüge Bier besorgte.

Es dauerte beinahe die ganze Nacht, bis sie die Texte in dem Buch komplett aus der alten Sprache übersetzt hatten. Boggy hatte in der Zwischenzeit die Karte abgezeichnet und markierte nun auf dem neuen Werk die in dem Buch beschriebenen Punkte der Reise und ihr vermeintliches Ziel.

Nun galt es wirklich aufzubrechen...

Th'Ragon

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