Читать книгу Th'Ragon - Lorne King-Archer - Страница 7

Die Botschaft

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Die strahlende Sonne hatte ihren Zenitstand noch nicht ganz erreicht, aber die Mittagsstunde rückte schnell näher. Es war ausgesprochen warm für diese Jahreszeit und die Luft trocken. Eine leichte Brise strich durch die Wipfel der hohen Cossabäume und erzeugte ein andauerndes, leises Rauschen und Rascheln, das sich mit dem Zwitschern der Vögel vermischte.

Padley Barleycorn stand in seinem Heim und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Schwarzes, langes Haar umrahmte sein energisches Gesicht mit dem kleinen Kinnbart und mit seiner Größe von fast vier Fuß war er ein wahrer Hüne für einen Ragwin. Sein Haus war klein und bestand wie die meisten Häuser des Dorfes Fildrem nur aus drei Räumen. Einer größeren Wohnstube mit dem Kamin und der Kochstelle, einem kleinen Schlafgemach und einem Vorrats– und Lagerraum. Die einzelnen Kammern waren durch offene Durchgänge miteinander verbunden und hatten keine Türen. Nur vor dem Schlafraum hing ein schweres Tuch aus dunklem, gewebtem Stoff. Padley war durchaus stolz auf sein Haus. Es war aus gutem, langlebigem Holz gebaut und gegen Wind, Regen und Kälte mit Häcksel und Flussschlamm verputzt. Das Dach hatte er selbst gedeckt, mit einer vielschichtigen Lage aus miteinander verflochtenen, belaubten Cossaästen. Die hielten etliche Jahre und er musste wirklich nur gelegentlich einmal nachbessern, so wie nach dem letzten großen Unwetter. Padley schaute gerne hinaus und ließ seinen Blick umherschweifen.

Gleich hinter dem Haus begann ein großes Kornfeld, dessen Ähren wie ein goldenes Meer im stetigen Wind wogten. Ihm kamen die Zeilen aus einem alten Buch in den Sinn, das er vor vielen Jahren einmal gelesen hatte.

Wir sind alle wie die Halme auf dem Feld; vom Wind des Schicksals umspielt und seiner Kraft ausgeliefert, hatte da gestanden. An den Verfasser konnte er sich nicht mehr erinnern, aber irgendwie passten seine Worte zu diesem Anblick.

Padley schreckte aus seinen Gedanken auf, als es an der Tür laut und hektisch klopfte. Er wandte sich vom Fenster ab, nahm die Pfeife aus dem Mund, die er eigentlich noch gar nicht richtig angezündet hatte, und legte sie auf der flachen Kommode ab. Rasch durchquerte er den Raum und öffnete die Tür. Draußen, auf der nur wenige Schritte breiten Veranda, stand sein ältester Freund Boggy Grainfield.

„Hallo, ich grüße Dich.“, sagte Padley erfreut und lächelte seinen Besucher an.

Boggy nickte nur kurz, wobei sein schon etwas lichtes, braunes Haar hin und her flog. Er schien aufgeregt zu sein und keuchte, als sei er gerannt. Seine Hände fuhren nervös über sein Hemd und versuchten erfolglos ein paar Falten zu glätten.

„Komm mit Padley! Ein Scherge unseres wunderbaren, selbsternannten Herrschers ist auf dem Weg zum Dorf.“, sagte er und Sarkasmus klang in seiner Stimme mit.

„Wir haben schon vor ein paar Augenblicken erfahren, dass er kommt. Der Sohn vom alten Huggley kam wie der Wind aus Corning herüber und hat es den Ältesten berichtet. In Corning war der grässliche Mensch bereits heute Morgen. Ich glaube unsere Brüder und Schwestern versammeln sich schon auf dem Dorfplatz.“

„Was will denn dieser verfluchte Nachthund von uns? Wäre das erste Mal, dass ein Handlanger Kh’Rhyboks mit guten Nachrichten käme...“ Padley spie aus.

„Ich weiß es nicht Pad, aber wir werden es sobald nicht erfahren, wenn du dich nicht von der Stelle bewegst und mitkommst!“

„Ja, ja, ist ja schon gut...“, schnaubte Padley, wobei er die Augen verdrehte.

Er ließ es sich aber nicht nehmen noch einmal zur Kommode hinüber zu laufen. Dort nahm er seine Pfeife an sich und steckte das abgegriffene, lederne Tabaksäckchen hinter seinen Gürtel. Geschickt fischte er einen glimmenden Span aus dem langsam erkaltenden Kamin und entzündete seine geliebte Pfeife, die er irgendwann heute nach dem Aufstehen bereits gestopft hatte. Er tat ein paar tiefe, genussvolle Züge, verließ dann aber gleich das Haus und zog die Tür hinter sich zu. Boggy war bereits ein Stück vorausgelaufen, verlangsamte aber seine Schritte, damit sein Freund aufschließen konnte.

Da Padleys Haus weit am Rande lag, führte sie ihr Weg nun fast durch ganz Fildrem. Der Ort mit den kleinen, geduckten Häusern lag direkt am Rande des großen Frindel-Forstes und war ansonsten fast komplett von weitläufigen Getreidefeldern umgeben.

Trotz der Wärme der nahen Mittagsstunde war die Luft, die durch die Gassen strich, frisch und würzig. Aus den Heimen der Ragwin drang der Geruch von Holzfeuern und heißem Essen in ihre Nasen.

Padley überlegte… Dem Grunde nach lebten die Ragwin schon seit Generationen hier; zumindest so lange er denken konnte. Sie waren zu einer verschworenen Gemeinschaft verschmolzen, auch mit den anderen Dörfern. Das mochte auch an ihrem Glauben an die tiefe Erdverwurzelung allen Seins liegen und an ihrer bodenständigen Art.

Das Volk der Ragwin wurde von den Menschen wegen ihres geringen Wuchses immer wieder als die Kleinen Bauern bezeichnet. Kein Ragwin hörte diesen Namen gerne, aber verglichen mit den Menschen wurde kaum einer von ihnen größer als ein vielleicht fünfjähriges Menschenkind. Allerdings waren sie eindeutig ausdauerndere Wanderer und Läufer. Nicht so, wie diese kurzbeinigen Menschen mit ihren merkwürdigen Proportionen. Aber so unterschieden sie sich halt…

Die Ragwin bauten mit einigem Erfolg und Stolz Getreide und Gemüse an, während die Viehzucht nicht so ihre Domäne war, wobei ein paar Einwohner von Borbath sich redlich bemühten ein paar Nutztiere zu halten. Aber die Wälder boten ja auch ausreichend Jagdmöglichkeiten, so dass es dafür auch nie eine dringliche Notwendigkeit gegeben hatte. Insgesamt hätten sie alle also sehr wohl in Frieden und Ruhe ein erfülltes und arbeitsames Leben führen können, wenn da nicht Kh’Rhybok gewesen wäre.

Dieser Tyrann, beutete die Ragwin aus und hatte sich bereits vor Jahren selbst zum Herrscher über alles Leben in Elvard erhoben. Und der Kraft und der Macht der Menschen hatten sie leider nichts entgegenzusetzen.

Die Ragwin waren fest davon überzeugt, dass Kh`Rhybok ein Verirrter, ein armer Entwurzelter sein musste, der jede Achtung vor der Erdschöpfung verloren hatte und dem es an Bodenständigkeit fehlte.

Kurz gesagt: Ein gefährlicher Irrer!, dachte Padley.

Und nun sandte eben dieser seinen Diener; seinen Schergen. Wieder einmal ... und das verhieß leider niemals etwas Gutes.

~

Als die beiden Freunde auf dem Dorfplatz eintrafen, hatte sich dort bereits eine ansehnliche Traube von Bewohnern gebildet.

„Seht mal, da kommen Padley und Boggy!“ rief jemand aus der Menge. Ein rothaariger, dicklicher Kerl, dessen Name Padley gerade nicht einfallen wollte.

„Es wurde auch Zeit“, sagte ein anderer älterer Ragwin mit ergrauten Schläfen, als er den beiden ein wenig Platz machte. Er deutete zum anderen Ende des Platzes.

„Da kommt gerade Kh’Rhyboks verdammter Aasfresser angeschlichen.“

Padley und Boggy gesellten sich zu den anderen und blickten dem sich ohne große Eile nähernden Boten mit einem flauen Gefühl in der Magengegend entgegen.

Die Menge wurde unruhig, als er den Rand des Platzes erreichte. Leises Gemurmel und ein Raunen zogen wie Wellen durch die Reihen. Teils finstere und teils verängstigte Blicke wanderten umher. Eine Aura der Feindseligkeit schwängerte die Luft um Padley herum und ließ ihn ein wenig frösteln.

Er betrachtete den Mann der nun vor ihnen stehengeblieben war und sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Ein Mensch von fast sechs Fuß Größe. Alte Legenden sagten, dass die Menschen nur durch eine unglückselige Fehlleitung der Natur aus den Ragwin hervorgegangen waren; wenn man ihn so ansah, mochte man das kaum glauben. Vermutlich war das auch völliger Unsinn…

Der Mann war kantig und dürr und konnte mit seinem pockennarbigen Gesicht nicht anders als einfach nur als hässlich bezeichnet werden.

Ungelenk erklomm er einen herumliegenden Hackklotz und warf dabei seinen braunen, derben Umhang zurück. Vielleicht wollte er sich einen besseren Überblick verschaffen, was angesichts seiner Größe ein völlig überflüssiges Unterfangen war. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, dass er damit nur einen Zweck verfolgte, nämlich Überlegenheit zu demonstrieren. Schließlich vertrat er hier die Macht Kh’Rhyboks; als seine rechte Hand sozusagen.

Der Kerl räusperte sich.

„Schweigt!“, rief er mit einer trockenen, heiseren Stimme, die für einen Mann seiner Statur viel zu hoch erschien.

Er unterstrich dies mit einer Handbewegung, die klar machte, dass er keinen Widerspruch dulden würde.

Fast schlagartig verstummten daraufhin die anwesenden Ragwin und viele Augenpaare wandten sich ihm zu.

„Ich habe im Namen unseres geliebten und gerechten Herrschers eine Mitteilung zu machen.“

Er räusperte sich abermals und zog ein Pergament aus einer abgewetzten Gürteltasche, das er sorgsam entfaltete und dicht vor seine zusammengekniffenen Augen hob, wahrscheinlich weil er schlecht sah.

„Es ist eine Nachricht für dich!“, sagte er und deutete mit der rechten Hand auf Guntrall Earthland, den Dorfältesten.

„Also höre gut zu!“

Ich, Kh’Rhybok, Herrscher der bekannten Lande verfüge, dass ab heute und für die Zukunft zwei Drittel eures Ernteertrages als Steuer an mich abzuführen sind.

Als großzügige Gegenleistung biete ich Dir und den Deinigen auch weiterhin ein Leben unter meinem Schutz an. Wie ein Vater werde ich meine Hand über Euch halten und sie soll Euch ein Dach des Schutzes sein. Doch wenn Ihr meine Großmut ausschlagt und Euch verweigert, wird sie sich zur Faust ballen und Euch in den Dreck stampfen.

Ewige Verderbnis wird Euer Land überkommen, die Ernten werden verfaulen. Tod wird Euch ereilen.

„Aber lest selbst…“, schloss der Mann seinen Vortrag. „Ich will euch den Erlass nicht vorenthalten“.

Mit diesen Worten warf er das Pergament dem Ältesten und den Dorfbewohnern vor die Füße.

Ein aufgebrachter, junger Mann stürzte hervor, sichtlich außer sich vor Wut und stieß den Menschen von dem Holzklotz.

„Halsabschneider! Ausbeuter! Wovon sollen wir dann leben?“, schrie er.

Unerwartet behände kam der Mensch wieder auf die Füße. Er packte den Angreifer am Kragen und hob ihn wie ein Spielzeug in die Luft.

„Was sagst du da, du stinkende, kleine Kröte?“, fragte er und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Die anderen starrten wie gelähmt vor Entsetzen auf die sich abspielende Szene; unfähig etwas zu tun.

„Dein verdammter Herrscher ist ein ekelhafter Parasit, der sich auf unsere Kosten fett frisst!“ brüllte der zappelnde Ragwin und spie dem Mann ins Gesicht.

„Hör zu du lebensmüder Gartenzwerg; für deine Frechheit sollte ich dein wertloses Leben hier und jetzt auf der Stelle beenden. Aber Kh’Rhybok ist zu gnädig und ich musste ihm versprechen jede Konfrontation mit euch zu vermeiden. Das ist dein Glück!“ Mit diesen Worten stieß er den Ragwin von sich und der junge Mann landete schwer am Boden, wo er sich ächzend auf die Seite rollte.

Der Mensch wischte sich angewidert mit dem Ärmel den Speichel aus dem Gesicht.

Er wandte sich wortlos ab und stapfte davon.

„Sag Kh’Rhybok, dass Jeppy Wheatland keine Angst vor einem Blutegel hat!”, knurrte der am Boden liegende Ragwin.

Kh`Rhyboks Bote blieb noch einmal abrupt stehen und drehte den Kopf mit gebleckten Zähnen zu Jeppy herum.

Das werde ich! Darauf kannst du dich verlassen! Eines kann ich dir versichern; er wird das nicht einfach so hinnehmen. Wer ihn kennt, weiß dass er Beleidigungen nie vergisst und nie vergibt. Er liebt es, sich ausgiebig zu rächen. An deiner Stelle würde ich im Dunkeln keinen Schritt mehr vor die Tür setzen, zumindest wenn dir an deinem wertlosen Leben etwas liegen sollte.“

Jeppy war totenblass geworden und feine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.

„Keine Angst, wie?!“, höhnte der Mensch und grinste, wobei er abermals seine schiefen, gelben Zähne entblößte und warf Jeppy einen Blick zu, als hätte er in eine faule Rakata-Nuss gebissen.

Er spie aus und wandte sich nun endgültig ab. Raumgreifend schritt er aus und war kurze Zeit später aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Niemand wusste wohin er ging, denn niemand hatte je herausfinden können, wo überhaupt Kh’Rhybok seinen Sitz, seine Festung oder was auch immer hatte. Alle, die je versucht hatten dies zu ergründen, waren niemals zurückgekehrt.

Padley war mittlerweile zum jungen Jeppy hinübergelaufen und kniete sich neben ihm nieder.

Er legte seine Hand auf dessen Schulter und drückte sie leicht.

„Das hättest du nicht tun sollen du Hitzkopf!“

„Er wird mich umbringen“, murmelte Jeppy der sich mühsam auf die Füße stemmte und wie in Trance den Staub von seiner Kleidung klopfte.

Verstört schlurfte er davon. Padley wollte ihm noch etwas nachrufen, doch er bezweifelte, dass Jeppy im Moment für Aufmunterungen empfänglich war. Also hielt er lieber den Mund und schaute ihm nachdenklich hinterher. Schließlich schüttelte er den Kopf und verließ ebenfalls den Platz, wobei sich ihm Boggy Grainfield wortlos anschloss.

Nach und nach zerstreuten sich auch die anderen wieder; viel zu entsetzt und unfähig zu sprechen. So verstrich der Tag ohne die sonst üblichen fröhlichen Gespräche, ohne Gelächter und ohne dass spielende Kinder in den Gassen zu sehen gewesen wären. Fildrem steuerte einem Abend düsterer Stimmung und einer eben solchen Nacht entgegen...

~

Am nächsten Morgen wurde Padley sehr früh und vor allem jäh aus dem Schlaf gerissen. Der Nachhall eines tiefen Donnergrollens drang an seine Ohren und war noch als deutliches Vibrieren zu spüren, als er blinzelnd die Augen aufschlug. Brummend und benommen wälzte er sich aus seinem Bett, wobei er die Wolldecke zu Boden riss, in der er sich irgendwie verfangen hatte. Mehr mühsam befreite er seinen Fuß und schlurfte hinüber zum Fenster. Mit der linken Hand schob er den Vorhang zur Seite, während seine Rechte erfolglos versuchte den Schlaf aus seinen Augen zu reiben.

Es war noch nicht einmal richtig hell draußen und Schwaden von Frühnebel zogen träge durch das Dorf. Ein eigenartiger, schwefeliger und auf unbeschreibliche Weise sehr unangenehmer Geruch drang mit der Morgenkühle herein und ließ seinen nüchternen Magen dabei leicht rebellieren. Unwillkürlich fuhr sein Handrücken unter die Nase. Es schien, als wäre die Sonne gerade erst aufgegangen, so dass vor dem Haus noch ein diffuses Zwielicht herrschte, während von irgendwo her Stimmen zu ihm durchdrangen. Padley beschloss kurzerhand nachzusehen, was da los war. Er zog sich rasch etwas über und fuhr einmal mit der angefeuchteten Hand durch sein Haar. Er verließ das Haus nicht, ohne zu seiner erloschenen Pfeife zu greifen und sie in den Mundwinkel zu verfrachten.

Noch leicht schlaftrunken ging er durch den Ort; immer den Stimmen folgend.

Vor Falkney Wheatlands Haus traf er auf eine ganze Reihe andere Dorfbewohner, die sich alle um eine Stelle herum drängten. Unter gemurmelten Entschuldigungen und flüchtigen Morgengrüßen schob er sich zwischen ihnen hindurch. In der Mitte der Menge fand er, von den anderen umringt, Falkney und Mindera Wheatland. Beide hockten am Boden, vor einem rauchenden Häufchen aus Asche. Mindera hatte ihre Finger schmerzhaft in den Oberarm ihres Mannes gegraben, der es aber gar nicht zu spüren schien oder die Schmerzen, die das sicherlich verursachen musste, einfach ignorierte. Tränen standen in seinen Augen und sein Gesicht hatte alle Farbe verloren; wirkte gerade jetzt grau wie der Nebel.

„Was ist denn hier geschehen?“, fragte Padley und es keimte bereits ein böser Verdacht in ihm auf.

„Jeppy, mein Sohn...“, krächzte Falkney und seine Hände deuteten zitternd und fahrig auf das rauchende Häufchen.

„Mein Junge!“, schluchzte Mindera verzweifelt.

Der Klang ihrer Stimme ließ Padley fürchten, sie könne jeden Moment den Verstand verlieren.

„Bei allen Göttern und Dämonen Elvards, wie ist das möglich?“, flüsterte er und seine Stimme stand kurz davor ihm den Dienst zu versagen.

Etwas legte sich wie eine Hand um seinen Hals und nahm

ihm die Luft. Er war bis ins Mark erschüttert. Seine Finger tasteten zittrig nach seiner Pfeife, nahmen sie ohne sein bewusstes Zutun aus dem Mund und ließen sie irgendwo in einer Hosentasche verschwinden.

Guntrall Earthland, der Vorsitzende und Älteste des Rates, schob sich schnaufend an Padleys Seite. Er legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. Padley sah ihn an und registrierte erst jetzt wirklich wieder die anderen Personen um ihn herum. Die Berührung der Hand ließ seinen Geist aus einer Welt rasender Gedankenfetzen in die kühle, morgendliche Wirklichkeit zurückkehren.

„Das…“, sagte Guntrall und deutete auf die Asche zu ihren Füßen „ …war die Rache Kh’Rhyboks! Du hast gehört, was dieser verfluchte Mensch gestern gesagt hat!?“

„Ja verdammt!“, knurrte Padley.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er stieß Guntralls Arm zur Seite.

„Beruhige dich Junge! Wir können es nicht mehr ungeschehen machen. Kein Sterblicher bringt aus Staub und Asche wieder Leben hervor, wenn es erst einmal verloren ist.“

„Viel zu viel, ist viel zu oft, an zu vielen Orten und zu vielen Ragwin geschehen! Wir müssen endlich etwas unternehmen! Das hört jetzt auf!“ Die letzten Worte schrie Padley beinahe.

„Du hast völlig recht.“, stimmte Falkney zu, der jetzt an ihrer Seite stand.

Mindera war nicht mehr zu sehen. Vielleicht war sie ins Haus zurückgegangen und suchte Trost im Allein-Sein.

„Was denkst du denn, was wir tun könnten?“, fragte Guntrall Earthland mit einer Stimme, die von Bitterkeit gezeichnet und dünn wie Blech war.

„Ich habe noch keine konkrete Idee, aber ich weiß, dass ich nicht länger erdulden kann, was hier mit uns geschieht. Irgendetwas wird mir schon einfallen.“ Padley sprach leise und mit gesenktem Kopf.

Guntrall ergriff ihn bei den Schultern und diesmal ließ Padley ihn gewähren. Ihre Blicke trafen sich.

„Siehst du, mir geht es ebenso wie dir! Wir alle suchen seit Jahren nach einem Ausweg. Denkst du wir hätten ihn nicht schon längst beschritten, wenn wir ihn gesehen hätten?! Alle Bewohner Fildrems sind bestürzt, zornig und aufgebracht über dieses Unglück und wollen Vergeltung und ein Ende all dessen, genau wie die alle anderen Ragwin auch! Wir müssen aber auch einsehen, dass wir alleine weder zahlen- noch stärkemäßig etwas gegen Kh’Rhybok unternehmen können. Jeder Versuch würde doch nur unser sicheres Ende bedeuten!“

„Das Abwarten und das Schweigen bedeutet ebenfalls unser Ende!“, knurrte Padley.

„So oft habe ich mir schon den Kopf zermartert. Aber ich weiß einfach nicht, was wir unternehmen sollen!“

„Guntrall, wir müssen darüber beratschlagen. Wir alle hier im Dorf. Wir müssen eine Lösung finden.“

Guntrall spürte wie wichtig seinem Gegenüber dieses Anliegen war und wie sehr es ihn drängte etwas zu verändern.

„Padley, ich sehe leider keinen Ausweg aus unserer Situation. Sicher ist Kh’Rhybok ein schlimmer Tyrann und eine ernste Bedrohung. Doch was sollen wir denn tun?“

Guntrall senkte den Kopf und schien kurz nachzudenken. Schließlich seufzte er resigniert.

“Ich werde eine Versammlung des Ältestenrates einberufen. Sei bitte dabei mein Guter. Ich werde dich rechtzeitig rufen lassen.“

Damit wandte er sich von Padley ab und schob Falkney auf dessen Haus zu, in dem sie beide zusammen kurz darauf verschwanden.

Ich hoffe du kannst ihm Trost spenden, dachte Padley.

„Und du, Kh’Rhybok...“, und das sprach er laut und für alle hörbar aus. „...solltest wissen, dass du zu weit gegangen bist! Ich bereite dem ein Ende. Bei den Dämonen des Feuers; und wenn es das Letzte ist was ich tue!“

Er stapfte los, um zu seinem Haus zurückzukehren. Dass die Sonne mittlerweile vollends aufgegangen war bemerkte er nicht einmal. Auch nicht die allmählich verfliegenden letzten Nebelschwaden...

Th'Ragon

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