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DIE STADTNAHEN SEEN – LEIPZIGER NEUSEENLAND

Kulkwitzer See

Braunkohlentagebau Kulkwitz-Miltitz

Die wertvollste Hinterlassenschaft in denkbar größter Großstadtnähe des genau 100 Jahre bei Markranstädt betriebenen Braunkohlenbergbaus ist der ca. 30 Mio. m3 fassende Hohlraum der Tagebaue Kulkwitz und Miltitz. Der Braunkohlenbergbau hatte 1864 mit Tiefbau begonnen und fand nach mehreren Unterbrechungen 1936 eine Fortsetzung mit dem ein Jahr später eröffneten Übertageaufschluss »Christian«, der sich allmählich über die Felder Kulkwitz und Miltitz bis zum Sicherheitspfeiler der verlegten B 87 ausdehnte. 1963 fand die Bergbautätigkeit ihren endgültigen Abschluss. Schon im März 1963 war die Wasserhaltung eingestellt worden. Die Geburtsstunde für die Entstehung des ersten großen Bergbausees am Rande der Großstadt Leipzig mit ihrer unmittelbar benachbarten rund 100000 Einwohner zählenden DDR-Neubausiedlung Grünau wurde eingeläutet.

Der Tagebau gewann das 6 bis 10 m, maximal 13 m mächtige Böhlener Oberflöz. Geringmächtige sandige Meeresablagerungen der Oligozänzeit und das klassische Profil der mitteldeutschen Eiszeitfolge aus drei Eiszeiten, die geologisch Interessierte aus vielen Ländern der Erde anlockten und lange das Eiszeitmekka der angehenden Geologen der DDR bildeten, bedeckten als ein ca. 20 bis 25 m mächtiger Schichtkomplex das Flöz. Mit dem ansteigenden Seespiegel verschwand ein Großteil dieser letztgenannten, im Tagebau Kulkwitz-Miltitz über Jahre sichtbaren und für das gesamte mitteldeutsche Gebiet typischen eiszeitlichen Sedimentabfolge unter Wasser. Sie offenbarte zwei, nur durch Eisstausee- (Bändertone) und Schmelzwassersedimente (glaziale Sande und Kiese) voneinander getrennte elstereiszeitliche Grundmoränen, welche die zweifache Überfahrung des Gebietes durch das skandinavische Inlandeis während der Elstereiszeit vor ca. 340000 Jahren dokumentieren. Die nächstjüngere Vereisungsperiode, die der Saaleeiszeit, war in der Abfolge durch das Auftreten einer weiteren, über den elstereiszeitlichen Sedimenten lagernden Grundmoräne ausgewiesen. Auch die wiederholte natürliche Verlegung der Flussläufe während des Eiszeitalters war mit dem gemeinsamen Nachweis von Flusssedimenten der Saale (frühelstereiszeitliche Saaleschotter) und der Weißen Elster (frühsaaleeiszeitliche Weißelsterschotter) innerhalb der Quartärprofile des Tagebaues Kulkwitz-Miltitz zu studieren. Und nicht zuletzt begeisterte ein am Lausener Kliff aufgeschlossener und den Zerfall des sibirischen Dauerfrostbodens in Mitteleuropa dokumentierender Tropfenboden aus der frühen Elstereiszeit das Herz der Geologen.


»Arizona-Krater« am Rande von Leipzig. 1960.


Geologische Abfolge im Tagebau Kulkwitz-Miltitz: Vor allem seiner klaren Eiszeit-Schichtenfolge wegen war der letzte Teiltagebau, die Grube Miltitz-Lausen, nach dem Zweiten Weltkrieg ein beliebter Exkursionspunkt. Schätzungsweise 1500 Exkursanten haben ihn allein zwischen 1956 und 1970 besucht, darunter anlässlich des XXIII. Welt-Geologenkongresses in Prag auch eine größere Gruppe Erdwissenschaftler aus 14 Ländern. 1960.

Abfolge der eiszeit- und braunkohlenzeitlichen Schichten

heute noch sichtbar

2 Saalemoräne (Geschiebemergel), 4 Schotter der Weißen Elster (Weißelsterschotter, Hauptterrasse);

unter dem Wasserspiegel

Elstereiszeit: 6 Obere Elstermoräne (Geschiebemergel), 7 Miltitzer Seeton (Bänderton), 8 Sande und Kiese des Miltitzer Horizontes (Schmelzwassersedimente), 9 Untere Elstermoräne (Geschiebemergel), 10 Dehlitz-Leipziger Seeton (Bänderton), 11 Schotter der Saale (Frühelsterterrasse);

Tertiär: 13 Meeressande der Urnordsee (Oligozän), 14 Böhlener

Oberflöz (Flöz IV, Oligozän).


Der Lausener Tropfenboden als Zeuge jahreszeitlicher Auftauprozesse des oberflächennahen Dauerfrostbodens während der Elstereiszeit am Lausener Kliff des Tagebaues Kulkwitz-Miltitz. 1973.

Schichten Elstereiszeit: 9 Untere Elstermoräne (Geschiebemergel), 10 Dehlitz-Leipziger Seeton (Bänderton), 11 Schotter der Saale (Frühelsterterrasse).


Geologischer Schnitt durch den Kulkwitzer See.

Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft

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