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MEINE DANKESWORTE ANLÄSSLICH DER VERLEIHUNG DES PROFESSORENTITELS

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»Kakanien war von einem in großen historischen Erfahrungen erworbenen Misstrauen gegen alles Entweder-Oder beseelt und hatte immer eine Ahnung davon, dass es noch viel mehr Gegensätze in der Welt gebe, als an denen es schließlich zugrunde gegangen ist.«

Robert Musil

Herr Bundesminister, Herr Generalsekretär,

meine liebste Düringer!

Vor allem danke ich Herrn Bundespräsidenten Thomas Klestil, dass er mich durch die Verleihung des Professorentitels ausgezeichnet hat; und Ihnen Herr Minister danke ich, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mir »höchstselbst« das Dekret zu überreichen.

Dir, meine Annemarie, danke ich, dass du mir die Laudatio gehalten hast, die ich mir gewünscht habe: ohne Schmalz, mit so wenig Honig wie nur möglich, gesalzen und gepfeffert, wie ich’s gern hab’: Ich habe immer Sandwiches lieber gehabt als Torten − Dank dir, Dank dir, Dank dir!

Und Ihnen allen, die Sie mir zu Ehren hierhergekommen sind, meine Freunde, Kollegen, Wegbegleiter meines Lebens − sogar Opernballbesucher sehe ich. Sie haben mir mit Ihrem Kommen eine Riesenfreude bereitet − mir ein Zeichen Ihrer Verbundenheit mit mir gegeben, das mich tief rührt!

Bevor uns nun mein Freund Uwe Theimer musikalisch verabschieden wird: Erlauben Sie mir bitte noch, ein paar Worte im Zusammenhang mit meiner − für mich immer österreichisch-irrationalen (Musil würde sagen »kakanischen« − also eigentlich unmöglichen) Opernballkarriere, zu sagen. Zur Erläuterung für das, was ich damit meine, zwei Beispiele:

Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien hatte durch viele Jahre einen äußerst erfolgreichen Präsidenten, Alexander Hryntschak, der bereits bei Antritt seines Amtes schwerhörig und in seinen letzten Altersjahren fast taub war. Und einer der erfolgreichsten, interessantesten und wichtigsten Burgtheaterdirektoren, Max Burckhard, Jurist und Verfasser einschlägiger Werke, hatte nach eigener Angabe, als er die Direktion des Burgtheaters übernahm, erst sieben Mal ein Theater besucht.

Nun liegt mir natürlich nichts ferner, als mich und meine Tätigkeit (obwohl sie mir jetzt den Professorentitel eingebracht hat) mit Herrn Hryntschaks oder gar Herrn Burckhards epochaler Leistung für das Burgtheater zu vergleichen − ich bin ja nicht größenwahnsinnig −, aber was die Irrationalität in beiden Karrieren und in meiner angeht, darin fühle ich mich beiden eng verwandt.

Denn: Als Robert Jungbluth mir im Sommer 1979 die alleinverantwortliche Leitung des Opernballes angeboten hat, habe ich dafür keinerlei nachweisbare Voraussetzungen mitgebracht: Von Büroarbeit hatte ich keine Ahnung, eine große Ballgeherin war ich nie, Cocktailpartys mag ich nicht und Massenveranstaltungen schon gar nicht, trinken tu’ ich auch nichts und Walzertanzen hab’ ich bis heute nicht erlernt!

Es war allein der großartige Vertrauensvorschuss, den mir Robert Jungbluth entgegenbrachte, welcher mich für die Sache voll motiviert hat und in mir den Ehrgeiz weckte, nicht nur den anderen, sondern auch mir selbst zu beweisen, dass ich »Vertrauens-würdig« bin.

Dass ich das erste, schwere Jahr meiner Arbeit, in dem ich üblen Anfeindungen ausgesetzt war, so unbeschadet und vergnügt überstanden habe, verdanke ich meinen Arbeitskollegen im Bundestheaterverband und in der Oper, einem Arbeitsklima, das eine einzige Freude war, und natürlich Robert Jungbluths Loyalität mir gegenüber: Er hat mich nie allein im Regen stehen lassen.


Glück und Freude über eine lange Freundschaft

Ja, und nun bin ich also »Professor« geworden, und es passt recht gut zu meiner kakanischen Karriere, dass ich diesen Berufstitel gerade jetzt erhalte, wo ich mich vom Beruf, auf den sich dieser Titel bezieht, endgültig verabschiedet habe!

Nun, wie dem auch sei, ich müsste lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass es mich freut, nun in die illustre Riege der »Bundestheaterprofessoren« aufgenommen zu sein, zumal der erste »Burgtheaterprofessor« nach 1945 im wiedererstandenen Österreich Erhard Buschbeck gewesen ist.

So schließt sich nun der Kreis: über mehr als 50 Jahre meines Lebens für das Burgtheater und die Oper.

Ich danke Ihnen.

Alter ist nichts für Phantasielose

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